BAD AACHEN 03-2018

8 | B AD A ACHEN 03/18 W as wäre der Dom ohne Orgel? Ein Pontifikalamt ohne feier- liche Musik? Die christliche Kultur ist tief geprägt von der Königin der Instrumente. Schon Pippin, Kaiser Karls Vater, bekam vom byzantinischen Herrscher Konstantin V. eine Wasserorgel (Hybris) geschenkt. Sehr wahrscheinlich erklang sie auch in Karls Marienkirche. Nun steht Ostern 2018 dem UNESCO-Welterbe ein nie gehörter Wohlklang bevor: Die Domorgel – 1939 von der Bonner Firma Klais unter Verwendung von Material einer Vorgängerorgel aus 1847 neu gebaut – erklingt nach wochenlanger Sanierung erstmals mit 92 Registern. Domorganist Michael Hoppe zieht sie alle. Buchstäblich! 9000 Pfeifen frisch geputzt Das knapp 80 Jahre alte Instrument war zunächst mit 65 Regis- tern ausgestattet. Die außergewöhnlichen architektonischen Voraus- setzungen des karolingischen Kirchenraums machten eine ungewöhnliche dreiteilige Konstruktion nötig. 1993 wurde die Hochmünsterorgel ergänzt. Die Schwalbennester- Gehäuse, die an der Rückwand der Chorhalle hoch oben aufgehangen waren, funk- tionierten nicht mehr. Sie wurden ersetzt, die Register erweitert. 25 Jahre später entfaltet nun die Domorgel nach erneuten Wartungsarbeiten ihren vollen Klang. 9000 Orgelpfeifen wurden einzeln geputzt, schadhafte Teile ausgetauscht oder repariert. Schlechte Zirkulation im Inneren hatte zu Schimmelbefall an Holz- teilen geführt. Eine „Strafarbeit“ nennt Dombaumeister Helmut Maintz, was die Experten leisten mussten. Die Sanierung des denk- malgeschützten Instruments kostet 250 000 Euro. Ein großer Teil des Geldes ist der Spendenfreude der Aachener zu verdanken. Professor Michael Hoppe ist seit Juli 2013 Domorganist in Aachen und mitverantwortlich für die musikalische Gestaltung der Gottes- dienste. Er freut sich auf Ostern, wenn er „seine“ Orgel erstmals ohne „schräge Töne“ spielt. Mit seinem Beruf hat er sich einen Kind- heitstraum erfüllt. Er ist Herr über alle bekannten und neuen Regis- Was bedeutet das Osterfest für Sie persönlich? Es ist das Fest der Feste im Kirchenjahr. Wir feiern die Hoffnung auf unsere ganz persönliche Zukunft. Nicht die Begrenztheit unseres Lebens mit all seinen Fragen, Ängsten und Sorgen hat das letzte Wort, sondern die Verheißung, in Gott, dem Schöpfer aller Dinge, geborgen zu sein. Unser kleiner menschlicher Geist versteht das kaum. Und welche Rolle spielen die Gottesdienste im Dom dabei? Sie spielen eine ganz wesentliche Rolle. Man spricht gerade mit der Musik Bewusstseinsebenen der Menschen an, die Worte nicht so einfach erreichen können. Da sehe ich eine hohe Verantwortung in meinem musikalischen Tun. Warum ist die Orgel im Aachener Dom so einzigartig? Die Aufteilung auf drei Standorte und das Zusammenspiel mit dem ungewöhnlichen Raum sind außergewöhnlich. Was spielen Sie am liebsten auf diesem Instrument? Am liebsten spiele ich Stücke von Johann Sebastian Bach, dem großen Meister der Fuge. Außerdem hege ich eine besondere Liebe zur französischen Orgelmusik. Und welche Musik mögen Sie privat gerne? Da bin ich vielfältig: Ich mag (Rock-)Jazz, Popmusik und Klassik. Wo sehen Sie die Aachener Dommusik in zehn Jahren? Vielfältig und als ein Aushängeschild für den Dom und die Stadt. VORGESTELLT Foto: Andreas Steindl FRAGE BOGEN Geburtsdatum: 3. 2. 1966 Geburtsort: Leverkusen Familienstand: verheiratet, zwei Kinder Beruf: Kirchenmusiker, Domorganist, Dozent Hobbys: Fußball, Eisenbahn, Musik Michael Hoppe So klingt Aachens Dom Nach monatelanger Sanierung schmeichelt die Orgel Ostern wieder den Ohren ter, denn die Orgel wurde um Streich- und ein Flöten- sowie ein Tuba -Registe r erweitert. Das war bereits in den Ursprungsplänen so vorgesehen. „Damit schließt sich eine Klanglücke“, freut sich der Domorganist, der die drei Manuale virtuos bedienen kann. In neuem Glanz ist diese Orgel ein wirklich königliches Instrument! sm

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