BAD AACHEN 05-2018

4 | B AD A ACHEN 05/18 KARLSPREIS 2018 Europas Premier-Enthusiast An Christi Himmelfahrt erhält Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron den Internationalen Karlspreis zu Aachen. Der 60. Preisträger soll mit seinen Visionen anstecken und mit seinen Botschaften begeistern. Von Caroline Fister-Hartmann E n marche! In Bewegung! Das ist nicht nur die sozialliberale, progressive Partei, die Emmanuel Macron 2016 gegründet hat. In Bewegung ist auch Frankreichs Staatspräsident selbst. Im Mai 2017 wurde Macron mit 39 Jahren jüngster französischer Präsident aller Zeiten. Und er läutet eine neue politische Ära für La République ein: Mit Emmanuel Macron ist ein bekennender Pro-Europäer der mächtigste Mann im Staat. „Wir brauchen ein effizienteres, demo- kratischeres, politischeres Europa, denn es ist das Instrument unserer Macht und unserer Souveränität”, gibt er die Richtung vor. Von Anfang an lässt er keinen Zweifel daran, wo er sein Land dabei sieht: „Die Welt und Europa brauchen ein starkes Frankreich.” Damit will er nicht zuletzt der Grande Nation Selbstvertrauen zurück- geben. Er persönlich hat mehr als genug davon. Bereits nach seinem Wahl- sieg inszenierte er einen Auftritt vor Tausenden jubelnden Menschen am Pariser Louvre mit Ludwig van Beethovens Ode an die Freude , der Hymne der Europäischen Union. Sym- bolträchtig schritt er minu- tenlang alleine durch den Hof – wie einst François Mitterrand im Panthéon. Am Tag seiner Amts- übernahme fuhr Macron im offenen Militärauto die Champs-Élysées hoch. Bei seinem Deutschland- besuch legte er die Hand auf Angela Merkels Schulter: ein Symbol der deutsch-französischen Freundschaft. Macron setzt auf Tradi- tion – und gibt sich den- noch lässig und sympa- thisch, postet Fotos in sozialen Medien, ist unkonventionell. Seit 2007 ist er mit seiner früheren Lehrerin Brigitte verheiratet. Sie ist 24 Jahre älter als er. Na und? C’est la vie! Als seine Beliebtheit doch einmal ins Wanken geriet, adoptierten die Macrons flugs Nemo , einen Labrador-Mischling aus dem Tierheim, dessen Kapriolen nicht nur hochrangige Staatsgäste schmunzeln lassen. Aktuell sorgt seine Arbeitsmarktreform in Frankreich allerdings für heftige Proteste. Vordenker eines europäischen Traums Heiter und entspannt zeigte sich Macron trotzdem beim Besuch der Aachener Gäste im Élysée-Palast: Er sei bestens gelaunt gewesen, berichten Oberbürgermeister Marcel Philipp und Dr. Jürgen Linden, Vorsitzender des Karlspreisdirektoriums, die dem Präsidenten den Preis angetragen hatten. Die Begegnung mit ihm habe „richtig Spaß” gemacht: „Mit diesem Karlspreisträger treten wir den Beweis an: Europa kann begeistern”, blicken beide voraus. Emmanuel Macrons Elan reicht in der Tat weit über Bilder und Show hinaus: Der seit Dezember 40-Jährige hat Ambitionen und Visionen für Frankreich – und für Europa! „Ein stärke- res Europa ist der Schlüssel zur Lösung unserer Pro- bleme“, betont er. „Seine Leidenschaft, sein Eintreten für Zusammenhalt und sein entschiedener Kampf gegen jede Form von Nationalis- mus sind zur Überwindung der europäischen Krise vor- bildhaft”, heißt es verkürzt in der Begründung der Karlspreisgesellschaft, die Macron als „Vordenker für die Erneuerung des euro- päischen Traums” mit dem höchsten europäischen Kul- turpreis ehrt. Macron habe bewiesen: „Man kann Wah- len gewinnen, wenn man eine Idee von Europa hat.“ Seither trete er für ein bürgernahes Europa, eine gemeinsame Wirtschafts- politik, einen EU-Finanz- minister, die Stärkung des Euro und ein europäisches Investitionsprogramm ein, so das Direktorium, das fest- hält: „Macron ist ein Staa- tenlenker mit europäischem Führungsanspruch.” Dem Premier-Franzosen ist jedoch klar: „Den Heraus- forderungen in einer globalisierten Welt kann kein Staat allein erfolg- reich begegnen.” Die Eskalation in Syrien bestätigt das auf tragische Weise. Neben den USA und Großbritannien nimmt Frankreich hier eine Schlüsselrolle ein. Deutschland dagegen lädt er mit Blick auf das 55-jährige Bestehen des Élysée-Vertrages zu einer „neuen Partner- schaft“ ein. Der Karlspreis kommt ihm da wie gerufen. „Diese Wür- digung ehrt mich ebenso, wie sie ganz Frankreich ehrt”, schreibt er. Weiß sich und sein Land zu inszenieren: Emmanuel Macron. Foto: Soazig de la Moissonnière

RkJQdWJsaXNoZXIy MTM5Mjg=