BAD AACHEN 05-2018

8 | B AD A ACHEN 05/18 M alerei, Musik, Literatur, Sprachen: Bildung in diesen Bereichen gehörte von jeher in der besseren Gesellschaft zum guten Ton. Dass Barthold Suermondt als Sohn eines niederländischen Finanz- experten und einer gut situierten Engländerin Interesse für Kultur entwickelte, erstaunt also nicht. Anders als seine fünf Geschwister – der einzige ältere Bruder hieß ebenfalls Barthold, starb jedoch 1817 als Säugling – übernahm der Bauakademiker bereits in seinen Zwan- zigern unternehmerische Verantwortung für die Stahlwerke und Maschinenfabriken der Familie Cockerill, deren Anteilseigner sein Vater war und in die er 1838 durch die Hochzeit mit seiner ersten Frau zudem einheiratete. Dennoch fand er Zeit und Muße, ab den 1850ern das Sammeln von Kunst zu seiner Lebensaufgabe zu machen. Zu den ersten Meisterwerken, die er erwarb, gehörte eine Land- schaft von Jacob van Ruisdael. Zu dem Zeitpunkt kannte man in ent- sprechenden Kreisen den Namen Barthold Suermondt noch nicht, der Auktionator rief ihn als „Monsieur les Mondes“ auf, worüber er sich echauffierte: „Unerhört!“ Viele Details aus seinem Leben und Denken sind dank umfangreicher Korrespondenzen erhalten. Sonder- führungen machen diese im Rahmenprogramm der Ausstellung transparent: lebendige Einblicke in ein vergangenes Aachen! Seine anspruchsvolle und vielfältige Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, war ihm schon zu Lebzeiten eine Herzens- angelegenheit. Viele seiner Favoriten – darunter Peter Paul Rubens’ Höllensturz , dessen Herkunft umstritten, für Suermondt selbst aber nie zweifelhaft war – sind in seiner Wahlheimat Aachen zu sehen, andere in Berlin. Wer zum Geburtstag einen Gruß ans Grab bringen möchte: Die Familiengruft befindet sich auf dem Westfriedhof. pak Dieser fiktive Fragebogen nimmt Barthold Suermondts 200. Geburts- tag am 18. Mai zum Anlass. Die Ausstellung „Gestatten, Suermondt“ (s. S. 47) ist im Suermondt-Ludwig-Museum noch bis 17. Juni zu sehen. Am Geburtstag ist der Eintritt frei, am Mittwoch, 23. Mai, 19 Uhr, fasziniert „Franz Liszt zu Gast bei Suermondt“. Was hat Ihre Leidenschaft für Kunst geweckt? Schon mein Vater hatte eine Gemäldesammlung. Kunst zu sammeln ist zudem auch eine Wertanlage. Freunde wie der Berliner Direktor Gustav Waagen rieten mir daher dazu, meinen Schwerpunkt auf Malerei des niederländischen Goldenen Zeitalters zu legen. Für mich ist es aber weit mehr als Geschäft oder spielerischer Zeitvertreib. Wieso haben Sie die Kaiser- zu Ihrer Heimatstadt erkoren? Nach Aachen zu ziehen, hatte sowohl familiäre wie wirtschaftliche Gründe. Meine erste Frau Amalie Elisabeth Cockerill drängte auf die Nähe zu ihrer Aachener Verwandtschaft. Unsere Werke in Seraing wären ihr ein Graus gewesen. Selbst mein Freund Ludwig Knaus beschrieb den Anblick als „Hölle“. Das Leben in Aachen bot uns hingegen allen Komfort, wenn auch das Verhältnis zu den streng katholischen Aachenern nicht immer einfach war. Welche Stimmung erlebten Sie damals in Aachen gesellschaftlich? Die Erholungsgesellschaft, die mein Schwiegervater mitgegründet hat, bereicherte Austausch und Bewusstsein für Kultur. Trotz meines Engagements, auch im Stadtrat, fielen dennoch bedauernswerte Fehlentscheidungen wie der Abriss der prachtvollen Rathaustreppe von Couven. Umso wichtiger wurden daher unsere ländlichen Güter Steg und Heidgen als Zufluchtsorte, wo ich mich meiner Sammlung widmen konnte, Reiterei und Salon-Abende für Erholung sorgten. Was hat sich hier seitdem geändert, positiv wie negativ? Heute sind die mir vertrauten Bereiche des Bergbaus und der Stahl- industrie kaum mehr von wirtschaftlicher Bedeutung. Auch als Bade- und Kurort hat die Stadt viel eingebüßt. Dennoch konnte sie mancherorts einen Hauch des kosmopolitischen Glanzes bewahren. Und das kulturelle Angebot mit einer reichen Museumslandschaft hat sich prachtvoll entwickelt – mein Erbe eingeschlossen. Das imaginäre Gespräch mit B AD A ACHEN hat das Kuratorenteam mit seinem Wissen ermöglicht. VORGESTELLT Foto: medien.aachen.de/Peter Hinschläger, Porträt: Ludwig Knaus/Foto: Anne Gold FRAGE BOGEN Lebensdaten: 18. 5. 1818 (Utrecht) – 1. 3. 1887 (AC) Familienstand: acht Kinder aus zwei Ehen Beruf: Unternehmer, Bankier, Kunstsammler Hobbys: Kunst genießen und erforschen, Brieffreund- schaften, Kulturreisen, Literatur und klassische Musik, Salon-Abende Barthold Suermondt Große Schau zum Jubeltag Ein Museum trägt seinen Namen – und erfüllt dem Sammler den Herzenswunsch

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