BAD AACHEN 08-2018

32 | B AD A ACHEN 08/18 KULTUR Mensch im Rampenlicht In der jetzt beginnenden Spielzeit präsentiert das Grenzlandtheater ein Programm, das sich durch Vielfalt und Qualität auszeichnet. Es fokussiert alle erdenklichen emotionalen Lagen mehr oder weniger „normaler“ Leute. Von Maria Pakura V on Lebensmüden, Geizigen, Durchtriebenen, Unangepassten und Selbstbestimmten erzählen die Stücke der nun beginnen- den Spielzeit des Grenzlandtheaters. Menschen in unterschiedlichen emotionalen Lagen stehen dabei im Rampenlicht. Mal heiter, mal wolkig – wie das Leben selbst. Mit einem solchen Konzept hat das Spielhaus in der Elisengalerie kontinuierlich Erfolg, seit Uwe Brandt 2009 die Intendanz übernahm. Das Ticketing digitalisiert, sich neben Klassikern und modernen Senkrechtstartern an unbekanntere Perlen der Theaterliteratur gewagt, die Innenräume modernisiert: Unter seiner Leitung hat sich viel getan. Und den Erfolg wollen sein Team und er auch mit der neuen Spielzeit fortsetzen. „Wir haben ein sehr treues Publikum“, freut Uwe Brandt sich, beobachtet gleichzeitig einen Wandel in der Altersstruktur, der wohl vom Programmmix ebenso wie von den jüngsten Umbaumaßnah- men angestoßen wird. „Über der Tür steht jetzt endlich der Name der Einrichtung, wir sind durch das einladende Foyer präsenter, die Leute kommen rein, fragen nach dem Programmheft.“ Viele freuen sich dann, weil sie keine Preiserhöhungen entdecken. Das ist der guten Bilanz geschuldet: „Im Vorjahr hatten wir insgesamt mehr als 80 000 Besucher, eine Auslastung von knapp 95 Prozent“, resümiert der kaufmännische Geschäftsführer Hermann Fuchs. Kultmusical – The Rocky Horror Show Der neue Spielplan jongliert mit den bekannten Zutaten für den Grenzlandtheater-Erfolg: Gleich zu Beginn holt eine Komödie von Stefan Vögel die Zuschauer in sommerlicher Laune ab. Allerdings nicht ohne ernste Zwischentöne, denn das Thema von Arthur & Claire klingt zunächst einmal wenig heiter: Selbstmordgedanken. Die ver- binden die namensgebenden Protagonisten. Arthur will sich dem Kampf mit seiner Krankheit nicht stellen und noch eine Nacht im Luxus eines Hotels schwelgen, bevor er in die Sterbeklinik geht. Claire stört ihn jedoch mit lauter Musik aus dem Nachbarzimmer. Als er sich darüber beschweren will, erwischt er sie dabei, wie sie sich erhängen will. Es entbrennt ein „berührend-komischer Kampf um die menschliche Existenz“, wie das Grenzlandtheater es beschreibt. Das Thema Leben ist als Motiv in drei weiteren der acht Stücke dieser Spielzeit präsent. In Peter Quilters 4000 Tage springt Michael dem Sensemann gerade noch so von der Schippe. Doch als er nach wochenlangem Koma erwacht, fehlen in seiner Erinnerung elf Jahre – exakt die 4000 Tage, die er mit seinem Lebenspartner Paul ver- bracht hat. Seine Mutter Carol sieht darin ihre große Chance, dem Sohn zu einem normalen Neubeginn zu verhelfen. In Ein großer Auf- bruch von Magnus Vattrodt wünscht Holm sich ein selbstbestimmtes Ende, stößt bei Familie und Freunden jedoch auf Widerstand, als er sich nur in Ruhe von ihnen verabschieden will. Und in Michael McKeevers Danach ist es schon geschehen: Mobbing hatte ein töd- liches Ende, zwei Familien stehen vor den Trümmern ihrer Werte. Diesen nachdenklichen Stücken stehen andere mit viel Leichtig- keit und bissigen Spitzen gegenüber, so etwa Molières Klassiker Der Geizige oder die Komödie Alles was Sie wollen . Für viele Grenzlandtheater-Fans sicherlich der Jahreshöhepunkt: „Wir zeigen die Rocky Horror Show mit Live-Band“, blickt Uwe Brandt voraus. Richard O’Brien, Autor des Kult-Musicals, gibt für Aufführun- gen nur unter strengen Auflagen grünes Licht. Dafür erleben die Zuschauer bei dem Werk um den außerirdischen Transvestiten Frank N. Furter, der das gutbürgerliche Paar Brad und Janet nicht nur mit seiner muskulösen Kreatur , sondern auch mit den sündigen Seiten des Lebens bekannt macht, Bühnenkunst so hautnah wie nirgendwo. ALLE PREMIEREN IM ÜBERBLICK Als erste Premiere der neuen Spielzeit am Grenzlandtheater steht am Sonntag, 19. August, 20 Uhr, Stefan Vögels Komödie Arthur & Claire auf dem Programm. Es folgen sieben weitere reguläre Inszenierungen, ergänzt durch zwei GRETA-Stücke für Jüngere, die von Bildungseinrichtungen mobil buchbar sind. Die Premieren sind alle terminiert: Molières Der Geizige am Dienstag, 25. September, Anthony Shaffers Revanche am Sams- tag, 3. November, Richard O’Briens Rocky Horror Show am Donnerstag, 13. Dezember, dann 2019 Alles was Sie wollen von Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière am Montag, 28. Januar, Peter Quilters 4000 Tage am Freitag, 8. März, Ein großer Aufbruch von Magnus Vattrodt am Sonntag, 14. April, sowie Michael McKeevers Danach am Samstag, 25. Mai, alle um 20 Uhr. Marisa Wendts Die Nacht, in der alles für Menschen ab 14 Jahren ist ab 14. November buchbar, Smack Cam von Raoul Biltgen für Besucher ab elf Jahren ab 27. März. „Und für alle Stücke – außer GRETA – und alle Spielorte sind Karten auch online erhältlich“, betont Uwe Brandt, dass niemand meinen solle, aufgrund der vielen treuen Abonnenten seien keine Tickets mehr verfügbar. Auf die Karten, fertig, los! Theaterkasse Tel. 02 41/47 46-111 · www.grenzlandtheater.de Neue Saison geplant: Uwe Brandt, Anja Junski-Setzer, Hermann Fuchs. Foto: Ralf Roeger

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