BAD AACHEN 08-2018

„ 8 | B AD A ACHEN 08/18 D ie Identität des Orchesters stärken, die Türen des Theaters weit öffnen und ein breiteres Publikum ansprechen.“ Das sind die Ziele, mit denen Christopher Ward in der Kaiserstadt ankommt. Bestens ankommt, schließlich lobt Theater-Intendant Michael Schmitz-Aufterbeck jetzt schon die Offenheit und das Kommunika- tionstalent von Aachens neuem Generalmusikdirektor (GMD). Der gebürtige Londoner hat mittlerweile eine doppelte Staats- angehörigkeit. „Nach dem Referendum bin ich Deutscher gewor- den, um Europäer bleiben zu können“, verrät Ward. „Ich bedauere, dass der kulturelle Austausch in Zukunft schwieriger sein könnte. Im Geheimen hoffe ich aber, dass es nicht zum Brexit kommt.“ In Oxford studiert, jetzt in Oche zu Hause Über seinen europäischen Geist hinaus hält der 38-Jährige sich – irgendwie doch very british – privat bedeckt, konzentriert sich lieber auf die bevorstehenden Aufgaben. „Die GMD-Stelle ist eine Führungs- position, in der ich noch freier gestalten kann“, freut er sich auf die Herausforderung, ist sich gleichwohl der „großen Verantwortung den Künstlern, dem Haus, nicht zuletzt der Stadt gegenüber“ bewusst. Die Ausbildung des Neu-Aacheners spricht für sich: Er hat Musik- wissenschaft in Oxford, Dirigieren und Klavier an der Londoner Guildhall School of Music and Drama studiert. Schon 2003 verließ er die heimischen Gefilde, erst Richtung Schottland, bevor er in die Schweiz und schließlich nach Deutschland kam, wo er zuletzt als Erster Kapellmeister am Saarländischen Staatstheater wirkte. Wer ihn zeitnah am Klavier erleben will, „muss mit mir in die Schule, da ich dort ein Musikprojekt persönlich begleite“, scherzt er. Was er hingegen ganz ernst meint, ist seine Begeisterung für das nun startende Spielzeit-Programm. „ La forza del destino (mehr in B AD A ACHEN 09/18), die Depot -Konzerte und die Sea Symphony bei der Chorbiennale“ benennt er als seine Top drei, die er als Zuschauer keinesfalls verpassen würde. Danke für die Tipps, Herr GMD! pak Sie präsentieren sich in Ihrer neuen Position als GMD erstmals bei den Kurpark Classix. Wie bereiten Sie sich auf diesen Abend vor? Ja, ich freue mich schon sehr darauf! Vor der Sommerpause haben wir die beiden Programme geprobt, im August setzen wir das mit den Solisten fort. Auf die Zusammenarbeit mit Rolando Villazón und Tzimon Barto bin ich besonders gespannt. (Anm. d. Red.: s. S. 4/5) Wo sind Ihre Lieblingsplätze in der Kaiserstadt? Momentan bin ich im Umzugsstress und renne eigentlich nur zwischen Proben und Besprechungen hin und her. Wenn ich richtig angekommen bin, kann ich mehr sagen. Aber der Dom ist natürlich sehr imposant und strahlt eine unheimlich starke Energie aus. Welche Vorteile bietet Ihnen das Theater Aachen, die andere Standorte Ihnen nicht hätten bieten können? Das Theater Aachen und Herr Schmitz-Aufterbeck haben einen sehr positiven Geist und eine offene Einstellung zu Kunst und Musik, was mir viel kreativen Freiraum lässt. Welches Potenzial sehen Sie hier? Das Orchester spielt schon auf einem sehr hohen Niveau. Ich war äußerst beeindruckt und angetan von den ersten gemeinsamen Pro- ben. Aachen hat hier ein richtiges Juwel zusätzlich zum Kaiserschatz! Wenn eine gute Fee Ihnen drei Wünsche rund um Musik in Aachen gewähren würde, was stünde auf Ihrer Liste ganz oben? Ein neuer Konzertsaal, der die Qualität des Sinfonieorchesters richtig zur Geltung bringt. Eine Aufstockung des sinfonischen Chores. Und ein neugieriges Publikum... Aber da bin ich guter Hoffnung, dass dieser Wunsch schon erfüllt ist! Wo sehen Sie die Aachener Musikszene in zehn Jahren? Als ein Markenzeichen der Stadt. VORGESTELLT Foto: Sandra Borchers FRAGE BOGEN Aachens neuer General- musikdirektor bewies sein Können bisher u. a. an der Bayerischen Staatsoper, Staatsoper Hamburg, Komi- schen Oper Berlin und dem Prager Nationaltheater. Christopher Ward Der Hüter des Juwels Der Generalmusikdirektor vergleicht das Sinfonieorchester mit dem Kaiserschatz

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