BAD AACHEN 09-2018

40 | B AD A ACHEN 09/18 REWISTO: Ihre Fachanwaltskanzlei in Aachen Viktoriastr. 73-75 · 52066 Aachen Tel.: 0241/94919-0 · www.rewisto.de KUNST Hingucker mit Aussage Die neue Sonderausstellung im Ludwig Forum für Internationale Kunst arbeitet erstmals die US-amerikanische Bewegung „Pattern and Decoration“ von Mitte der 1970er umfassend auf – mit Werken aus der Sammlung! S tricken, Kissen schön drapieren, Küchen-Kacheln mit hübschen Mustern bemalen: Das sind kreative Tätigkeiten, die traditionell mit Frauen in Verbindung gebracht werden. In den 1970ern nutzte eine Bewegung emanzipierter Künstlerinnen – und Künstler! – dieses Klischee als Vehikel, um eine neue Strömung voranzutreiben. Pattern and Decoration nannte sie sich, und der Name ist Programm: Muster und Designelemente mit einem hohen Anspruch an Ästhetik präg- ten diese Kunstrichtung. Doch die Objekte wollen eben nicht nur das Auge erfreuen, sondern mit Botschaften auch Schubladen-Denken kritisieren. „Die Wurzel der Entwicklung war in den USA, in Europa ist sie bis heute weitgehend unbekannt“, erklärt Dr. Andreas Beitin. Ein guter Grund mehr für den Direktor des Ludwig Forums (LUFO), diesem „Gegenpol zur damals immer noch stärker von Männern domi- nierten Kunstszene“ in Aachen eine Plattform zu bieten (s. Kasten). Positionen mit Fantasie und Farbe Der beste Grund jedoch ist die Sammlung Ludwig selbst, in deren Besitz sich 65 Pattern and Decoration -Arbeiten befinden. „Es war sehr mutig und weitblickend, damals in diese Art von Kunst investiert zu haben, ohne zu wissen, ob deren Wert von Bestand ist“, schaut Beitin auf die überwiegend farbenfrohen Werke, deren Nähe zur angewandten Kunst unverkennbar ist. Denise Petzold, kuratorisch- wissenschaftliche Assistentin der Kuratorin Esther Boehle, skizziert die Philosophie der Strömung, die sich in den Arbeiten wider- spiegelt, so: „Lebensfroh, emanzipatorisch, geprägt von einer politi- ERST AACHEN, DANN WIEN Pattern and Decoration – Ornament als Versprechen eröffnet mit einer Vernissage am Donnerstag, 20. September, 19 Uhr, im Ludwig Forum (Jülicher Str. 97–109) und bleibt bis 13. Januar 2019 zu sehen. Kuratorin ist Esther Boehle. Ein umfangreiches Rahmenprogramm begleitet die Schau, die rund 80 Exponate zeigt und von einer eigenen Publikation flankiert wird. Im Anschluss an die Erstpräsentation in Aachen geht die Aus- stellung nach Wien (mumok). Dran denken: Donnerstags ist immer Zentis-Tag , dann ist der Eintritt zum LUFO für alle frei! Telefon 02 41/18 07-104 · www.ludwigforum.de · s. S. 46/47 Joyce Kozloffs „Ceramic Tile Floor“ (1978–1979): bei der Schau live erleben. Foto: Carl Brunn schen Haltung, mit vielen multikulturellen Referenzen und Anspielungen etwa auf asiatische und islamische Kunst.“ Feministisch engagierte Kunstschaffende wie Joyce Kozloff, Valerie Jaudon, Robert Kushner und Miriam Schapiro gelten als Triebfeder der Bewegung. „Sie heben sich mit ihrer Kunst radikal von der vorangegangenen puristischen Minimal Art und rationalis- tischen Konzeptkunst ab, indem sie Fantasie, Farbe, Formenvielfalt und das Affektive in die Kunst zurückholen“, beschreibt das LUFO es. „Unser Sammlungsbestand dieser Kunstrichtung ist der größte weltweit. Wir ergänzen ihn durch Leihgaben und zeitgenössische Positionen, etwa von Polly Apfelbaum, Rashid Rana und Christine Streuli“, unterstreicht Beitin, dass dies die erste umfassende Auf- arbeitung und Neubewertung der Bewegung ist. Der Untertitel Ornament als Versprechen bezieht sich auf das berühmte Stigma Orna- ment als Verbrechen (1908) von Adolf Loos und will gleichsam von diesem befreien. Damit keiner mehr Hausfrauen-Romantik vor Augen hat, wenn Muster und Dekorationen als Stichworte fallen. pak

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