BAD AACHEN 05-2019

6 | B AD A ACHEN 05/19 MARCEL PHILIPP Oberbürgermeister der Stadt Aachen Gerade wir in Aachen erleben Europa von der Basis her, indem wir uns begegnen. Wir wissen und erfahren täglich, wie großartig dieses Europa des Miteinanders tickt und wie sehr es unser Leben bereichert. Das europäische Projekt hat unserem Kontinent die längste Friedensperiode seiner Geschichte beschert. Ich finde, es ist ein- drucksvoll, wenn wir in Aachen gerade in den Karlspreistagen ein Gastgeber für Menschen aus ganz Europa sind. Die sich hier treffen und miteinander ins Gespräch kommen. Die Formel ist meines Erachtens sehr einfach und mitreißend: Europa kann begeistern! Es muss in diesem Sinne gelebt werden. Was ein vereintes Europa wert ist? Das wissen die Öcher eigentlich schon seit Karl dem Großen. Nach seinem Tod zogen die Herzogtümer Jülich, Brabant und Limburg erstmals Grenzen. Über diese hinweg wurde in der Dreiländerregion dennoch stets gelebt – und gehandelt. Seit 1995 kann jeder wieder ohne Passkontrolle von Land zu Land reisen. Warum es heute so wichtig ist, diese Freiheit zu erhalten, erklären in B AD A ACHEN sechs regionale Protagonisten, denen Aachen und Europa am Herzen liegen. ANNETTE SCHAVAN Bundesministerin a. D., Vorsitzende der Europ. Stiftung Aachener Dom Europa hat meiner Generation ein Leben in Frieden ermöglicht und ist heute ein Kontinent der Vielfalt und Toleranz. Der Blick in die Welt zeigt uns: Das ist nicht selbstverständlich. Dafür muss jede Generation mit Nachdruck wirken. Europa hat eine große Tradition der Universität. Dazu gehört die Überzeugung von Wilhelm von Humboldt: Bildung durch Wissenschaft. Ein inspi- rierender Impuls für die Hochschulen des 21. Jahrhunderts. Europa ist nicht verstehbar ohne das Christentum. Die Benediktiner haben Europa kultiviert. Die Erinnerung daran kann helfen, dem Christen- tum in Europa heute Schwung zu geben und neue Wege zu gehen. NEWS / DES MONATS STADT GEFLÜSTER Foto: Stadt Ac Foto: L.Chaperon MARTIN SCHULZ Karlspreisträger 2015 und Mitglied des Deutschen Bundestags Europa ist ein Erfolgsmodell. Es ist ein Garant für Werte wie Frieden, Wohlstand, Klimaschutz und Menschenrechte. Und das seit nun schon über 70 Jahren. Doch das Modell Europa ist unter Druck in einer immer bipolareren Welt. Wenn wir zwischen den USA und China bestehen wollen, wenn wir das Leben, das wir lieben, weiterhin schützen wollen, dann geht das nicht mehr alleine. Nur geschlossen können wir unser Gesellschaftsmodell und unsere gemeinsamen Werte auf Dauer verteidigen. Deshalb brauchen wir ein starkes, demokratisches Europa. Europa macht unser Land stark! Foto: S. v. Saldern MARIA KELLER Leiterin der Europaschule KGS Passstraße Aus meiner täglichen Arbeit mit Kindern aus 33 Nationalitäten, also einem kleinen Europa, lerne ich, die Einheit Europas zu schätzen und zu achten. Wir können uns nicht damit zufrieden- geben, was wir bisher erreicht haben. Wir lernen voneinander und miteinander. Deshalb fördern und entwickeln wir interkulturelle Kompetenzen und Mehrsprachigkeit. Den Eltern wird geraten, Schule weniger als Obrigkeit zu begreifen, sondern berechtigte Forderungen zu stellen. Ihnen wird die Einsicht vermittelt, dass eine weibliche Lehrkraft einer männlichen in nichts nachsteht. Wir stehen in Kontakt, nicht aus Pflicht, sondern als Gewinn. Foto:Privat DR. TIM GRÜTTEMEIER Städteregionsrat der StädteRegion Aachen Wo, wenn nicht hier, in der StädteRegion Aachen, mitten im Herzen Europas, können wir die unschätzbaren Vorzüge Europas Tag für Tag erleben. Im Dreiländereck spielen Grenzen keine Rolle mehr... Dies gilt es zu bewahren. Gleich- zeitig müssen wir Europa weiterentwickeln und stärken. In vielen Bereichen muss Europa noch stärker als bisher mit einer Stimme sprechen... So würde ich mir zum Beispiel eine europäische Atomaufsicht wünschen – im Kampf gegen Tihange 2 wäre dies ein Meilenstein. Es gibt noch zahllose weitere Gründe FÜR Europa: Deshalb am 26. Mai wählen gehen! Foto: fotogen PROFESSOR DR. ULRICH RÜDIGER Rektor der RWTH Aachen University Schon aufgrund ihrer geografischen Lage ist die RWTH Aachen stark europäisch geprägt. Wir sehen es als eine unserer Aufgaben, europäische Werte und Ideale zu vermitteln und die Vorzüge eines Europa ohne Grenzen für jeden Einzelnen erlebbar zu machen. Unsere Studierenden sind mit diesem freien Europa groß geworden, Programme wie Erasmus führen sie quer durch Europa. Das sind unschätzbar wichtige Erfahrungen. Wissenschaft und Forschung machen nicht an Ländergrenzen halt. Es gibt so viele tolle Beispiele europäischer Netzwerke – die Wissenschaft zeigt, dass Europa funktioniert. Foto: P. Winandy AACHEN UND EUROPA

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