BAD AACHEN 12-2019

8 | B AD A ACHEN 12/19 E uropa liegt Sabine Verheyen (CDU) am Herzen. Doch immer, wenn sie zurück nach Aachen kommt, spürt sie spätestens an der Autobahnabfahrt Verlautenheide: Das ist ihr Zuhause. „Europa funk- tioniert nur, wenn man die Erdung in seiner Heimatregion hat“, lächelt die Politikerin. Die aktuelle Brexit-Diskussion erlebt sie haut- nah. „Das ist aber nur ein Bereich, allerdings ein sehr wichtiger, weil vieles daran hängt.“ Sabine Verheyen denkt nicht nur an wirtschaft- liche Aspekte. Was ist mit europäisch-britisch gemischten Familien? Mit den Ehen? Den Arbeitsplätzen? All das bringt sie dazu, solche Fragen laut auszusprechen, eine saubere Lösung zu fordern. Seit zehn Jahren ist Sabine Verheyen aktiv im Ausschuss für Kultur und Bildung des EU-Parlaments. „Das ist der Ausschuss, der Europa Seele gibt“, betont die Abgeordnete. Kultur und Bildung sind für sie im Hinblick auf eine europäische Identität unverzichtbar. Doch wo drückt den Menschen in der Grenzregion der Schuh? „Da gibt es noch vieles, was in der nationalen Zuständigkeit liegt, aber grenz- überschreitend nicht funktioniert“, weiß sie. In solchen Situationen sucht sie den Austausch mit Bundestags- und Landtagskollegen. Ein wichtiges Aufgabengebiet hat Sabine Verheyen auch im Entwick- lungsausschuss gefunden, dem sie seit Kurzem angehört. „Ich möchte stärker den Kontakt zu unseren Hilfswerken suchen, zu Missio und Misereor, die Sternsinger unterstütze ich bereits“, sagt sie. Die Ver- besserung der Lebensbedingungen von Menschen überall in der Welt sei gleichfalls eine Aufgabe der EU. Weihnachten in Europa? Da gibt es so manches, was die Mutter dreier erwachsener Kinder genießt. Sie selbst sei als Printenkurier unterwegs. Der italienische Kollege, der ihr oft den Mailänder Weih- nachtskuchen Panettone schenkte, sei nicht mehr in Brüssel, schade. Regelmäßig stiftet das Land der EU-Ratspräsidentschaft (aktuell Finn- land) einen Weihnachtsbaum vor dem Parlamentsgebäude und auch in Straßburg strahlt eine Tanne auf dem Vorplatz. Tradition in Brüssel: Ein österreichisches Bäumchen auf einer Etage, wo man sich häufig begegnet. Ein Lichtblick – auch oder vor allem 2019! sar Die Brexit-Diskussion dauert an, ist heftig. Sind auch Unterneh- men in unserer Region betroffen, wenn England die EU verlässt? Es gibt zahlreiche Unternehmen, die mit britischen Firmen zusam- menarbeiten, gerade NRW wäre von einem ungeregelten Brexit hart betroffen. Es müssen Investitionsentscheidungen getroffen werden. Im Extremfall muss man sich leider neue Partner suchen. Die Firmen führen bereits Gespräche. Die EU-27 setzt sich auch weiterhin für einen geordneten Brexit ein. Sie sind Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Bildung. Wie beurteilen Sie die Möglichkeiten der Digitalisierung? Es geht um die Fähigkeiten, mit digitaler Technik umzugehen. Der Bildungsbereich selbst ist digital geprägt. Es kommt darauf an, Sen- sibilität zu entwickeln. Dabei darf die Kreativität nicht verloren gehen. Gerade unser europäischer Kulturbereich lebt von Kreativität. Warum ist Ihnen Bildung so wichtig und was ist Medienpolitik? Demokratisierung gelingt nur durch Bildung. Die Menschen müssen lesen, schreiben und rechnen, sie müssen sich informieren können. Bei der Medienpolitik gibt es viel zu tun. Die EU-Gesetzgebung, die wir in den vergangenen fünf Jahren gemacht haben, wie etwa die Überarbeitung der Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste, muss nun auf nationaler Ebene umgesetzt werden. In den nächsten Monaten geht es zudem um die zukünftige Ausgestaltung der EU-Förderprogramme, auch für die audiovisuelle Branche. Sind die Menschen europamüde geworden? Während des Wahlkampfes hatte ich das Gefühl, dass wieder mehr Interesse für Europa da ist. Das sah man auch an der Wahlbetei- ligung. Die Menschen erwarten, dass die EU die vorliegenden Probleme löst. Migration und Klimawandel sind große Themen, und auch bei der Entwicklungszusammenarbeit sind wir nicht untätig. Das zeigt sich nicht nur, aber auch jetzt an Weihnachten! VORGESTELLT Fotos: A. Steindl (Hintergrund)/S. Verheyen FRAGE BOGEN Geburtsdatum: 24. 10. 1964 Geburtsort: Aachen Familienstand: verheiratet, zwei Töchter, ein Sohn Vita: Studium der Architek- tur (FH Aachen). 1994 bis 2009 Mitglied im Rat der Stadt Aachen, 1999 bis 2009 Bürgermeisterin. Seit 2009 Mitglied des Europäischen Parlaments, seit 2019 Vorsitzende im Aus- schuss für Kultur u. Bildung. Hobbys: meine Familie, mein Garten, ein gutes Buch Sabine Verheyen Lichtblick für Europa Seit zehn Jahren engagiert sich die Aachenerin mit Herz und Verstand in der EU

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