BAD AACHEN 04-2020

24 | B AD A ACHEN 04/20 VOLKSFEST D er Schreck fuhr den Aachenern ganz schön in die Glieder: Der Öcher Bend war in Gefahr – und das nach fast 100 Jahren zwischen Süsterfeld- und Henricistraße. Lindt & Sprüngli , der süße Nachbar von nebenan, braucht mehr Fläche für seine Produktion von Goldhase, Weihnachtsmann und Co. und somit auch für mehr Arbeitsplätze. Ein (ge)wichtiges Argument für die Kommunalpolitik. Nachdem schon nach alternativen Standorten für das traditionelle Festvergnügen gesucht worden war, kam die Entwarnung: Lindt bekommt einen 8000 Quadratmeter großen Streifen vom Schotter- platz, die restlichen 32 000 Quadratmeter Gelände dürfen weiterhin für den Bend genutzt werden. Jetzt müssen nur kleine Buden und Gastronomiebetriebe ein wenig zusammenrücken. Kristina Wulf, Schaukeln es schon: Schausteller Rolf Lentzen und Peter Loosen. Foto: Andreas Herrmann …kommt bestimmt. Ostern fällt der Öcher Rummel dieses Jahr erstmalig aus. Doch die Vorfreude auf den August lässt die Herzen von Kirmesfans bereits höherschlagen. Der nächste Bend... Geschäftsführerin des Eurogress Aachen und verantwortlich für die Ver- marktung des Bendplatzes, freut sich über die Lösung: „Es bleibt unser Ziel, die Attraktivität des Öcher Bends durch ein vielseitiges Angebot an Fahrgeschäften und Attraktionen zu sichern.“ Doch zunächst ein Blick zurück: Das Öcher Kirmesvergnügen hat sich, wie anderswo auch, schon vor Jahrhunderten aus den Festivitäten rund um das Kirchweihfest entwickelt. Das feiert der Aachener Dom traditionell am 17. Juli. Damals war der Rummel noch in der Innenstadt angesiedelt. Zum ersten Mal erwähnt wird das Volksfest 1413. Der Fest- platz war da schon nicht mehr am Münsterplatz, sondern zwischen dem Kölntor – jetzt Hansemannplatz – und der heutigen Alexander- straße. Seit 1927 feiern die Aachener auf der grünen Wiese – nichts anderes bedeutet das Wort Bend – ihre Kirmes. Damals steuerte die Stadt 127 000 Reichsmark zur Erschließung des Platzes bei. Zunächst war der Bend nur ein Sommerereignis, seit den 1960er Jahren steht auch der Ostertermin fest im Kalender. Von Paradiesäpfeln und Geisterbahnen 2020 fällt das traditionelle Vergnügen der Coronakrise zum Opfer. Das gab es noch nie. Und die Absage betrübt Veranstalter wie Schausteller sehr. Deren lokaler Verbandschef Peter Loosen trägt die Entscheidung schweren Herzens, aber voll überzeugt mit: „Gesundheit geht vor!“ Seine Familie ist eng mit dem Öcher Bend verbunden – aus Beruf und Leidenschaft. Sein Sohn Peter Hardy Domenic wurde sogar am Oster- montag, 21. April 2003, während des Bends vom Seelsorger der Schau- steller, Pfarrer Josef Maghs aus Krefeld, getauft. Der Autoscooter der Familie war für die Feier entsprechend umdekoriert worden. Statt einer Kirchenorgel spielte ein mit Putten verzierter Orgelwagen das Ave Maria . Pünktlich um 14 Uhr wurde die Kirmes geöffnet. „Unser Sohn wird immer sagen können, dass er auf dem Öcher Bend bei strah- lendem Kaiserwetter getauft wurde“, erinnert der Vater sich stolz. Ostern 2020 bleibt auch nur die Erinnerung – und die Vorfreude: „Der Sommerbend findet aller Voraussicht nach von Freitag, 7., bis Montag, 17. August, wieder statt“, ist Kristina Wulf optimistisch. Zusammen mit Peter Loosen drückt sie dafür fest die Daumen. Und wie alle Aachener freuen sie sich dann auf Fahrgeschäfte, feine Kirmesleckereien und fantastische Erlebnisse. www.bend-aachen.de

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