BAD AACHEN 04-2020

8 | B AD A ACHEN 04/20 S pannend.“ So lautet die Antwort auf die Frage, wie die ersten Wochen waren: als IHK-Präsidentin. Sie hat viele Kennenlern- besuche absolviert – von Bundes- und Landtagsabgeordneten über die Regierungspräsidentin bis zur Kommunalpolitik. Sogar die Bundeskanzlerin gehörte zu den Persönlichkeiten, denen Gisela Kohl-Vogel begegnete – bei einer Tagung in Berlin: „Ich wollte ihr zeigen, dass es auch IHK-Präsidentinnen gibt.“ Gisela Kohl-Vogel ist in ihrem Amt angekommen. Aus Chancen sind konkrete Ideen und Pläne geworden. Die Ergebnisse von zwei IHK-Workshops zum Thema nachhaltige Mobilität liegen vor. Die wichtigste Erkenntnis zur Situation in der Innenstadt lautet: „So geht es nicht weiter!“ Eine Option: Park-and-Ride-Angebote für Pendler. Am Tivoli-Parkhaus könnten große Shuttle-Busse morgens und abends, kleinere während des Tages starten. Zur Vorweihnachtszeit könnte der Test beginnen. Die IHK-Präsidentin ist strikt gegen zu kleinteilige Lösungen. „Mit dem Radentscheid alleine wird nichts gelöst. Die Zahl der Radfahrenden steigt um drei auf 14 Prozent. Dafür verengen wir Ein- und Ausfallstraßen und schaffen mit neuen Staus noch mehr Umweltbelastungen.“ Warum nicht Radwege als Parallelwege in benachbarten Straßen planen? Fragt sie. Und mischt sich mit Klartext in eine festgefahrene Debatte ein. Die Zusammenarbeit zwischen Betrieben und Hochschulen will sie intensivieren, eine Vermittlerrolle einnehmen, weil da Potenzial brachliege. „Aufbruch“ ist ihr Leitwort: „Wir müssen Visionen ent- wickeln; denn nichts bleibt so, wie es heute ist.“ Sie setzt auf die Kraft der „mutigen und hervorragenden Unternehmen“. Motivie- ren: Da sieht sie Chancen für junge Menschen. Deshalb gehen IHK- Botschafter in die Schulen und bewerben das duale Ausbildungs- system, dem sich ein Studium anschließen könne. So hat sie es selbst gemacht – mit Erfolg als Unternehmerin. Jungen Frauen Mut machen, ihnen helfen, ihre Geschäftsideen zu realisieren. Ihnen sagen: Es geht alles, auch mit Familie. Auch hier redet sie authentisch von eigenen Erfahrungen statt von Theorie. Eben: „Geht doch!“ bm Warum ist eine Frau an der IHK-Spitze noch etwas Besonderes? In Deutschland sind Frauen in Führungspositionen immer noch selten – auch im internationalen Vergleich. So ist es auch beim höchsten Ehrenamt der Industrie- und Handelskammern. Das liegt unter anderem an der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie an Rollenbildern, die sich erst langsam verändern. Dennoch bin ich überzeugt, dass Frauen genauso gute Vorgesetzte sind wie Männer. Als IHK-Präsidentin möchte ich Frauen ermutigen, ihre Qualifika- tionen und Talente zu nutzen und Verantwortung zu übernehmen – mit eigenen Geschäftsideen oder als Führungskraft in Unternehmen. Was gefällt Ihnen an und in Aachen am besten? Aachen ist eine Stadt, die genau die richtige Größe hat – man kennt sich noch. Im Umfeld genieße ich die Anbindung an die Nachbar- länder und den hohen Freizeitwert in der Eifel oder dem Aachener Wald, in dem ich mit meinem Mann gerne Mountainbike fahre. Und was mögen Sie an und in Aachen überhaupt nicht? Wir haben in Aachen manche Chance verpasst, attraktive Impulse zu setzen. Mittlerweile kommt einiges in Bewegung, das lässt auf- atmen. Bewahren hilft nicht. Alte Erfolgsrezepte sind vor allem eines: alt. Wir sollten mutiger werden und Schritte nach vorne wagen, um aus unserer Chancenregion eine Zukunftsregion zu machen. Steuern Sie die Verkehrswende schon in einem Elektroauto an? Noch nicht ganz, aber mein nächster BMW ist ein Hybrid-Modell. Apropos Klima: Wie finden Sie eigentlich Greta? Sie hat gute Ansätze. Spricht wichtige Themen an. Das finde ich richtig. Zugleich bin ich der Meinung, dass Änderungen nicht radi- kal erzwungen werden können. Nachhaltige Lösungen brauchen Zeit. Die muss man der Wirtschaft geben. Was mir oft fehlt, ist Selbstkritik: Es ist einfach, mit dem Finger auf andere zu zeigen... VORGESTELLT Foto: IHK Aachen FRAGE BOGEN Geburtsdatum: 18. 6. 1968 Geburtsort: Aachen Familienstand: verheiratet, zwei Kinder Beruf: Diplom-Kauffrau Hobbys: Fahrradfahren, Joggen, Reisen, Skifahren, Zeit mit meiner Familie und lieben Freunden verbringen Gisela Kohl-Vogel Aufbruch mit Visionen Die erste IHK-Präsidentin will die Zukunftsregion Aachen gestalten „

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