BAD AACHEN 11-2020

26 | B AD A ACHEN 11/20 :gn u t w be er - n eil i o mmI b e r n e ts o k f ei e ni l tz Jet on alBnairolF sgnoBennasu NEILIBOMMIABO S V ss ed G e e . ed.ommiabov@nehcaa 051264-1420 netreweb/ed.ommiabo ommiabov.ww v w KULTUR Na, dann mal eine gute Reise. „Bon Voyage!“ heißt die neue Ausstellung im Ludwig Forum. Der zweite Teil der Dürer-Trilogie nimmt die Besucher symbolisch mit auf große Fahrt. Garantiert mehr als eine Reise wert ... Von Sabine Mathieu D er zweite Teil der Trilogie zu Dürer 2020 beschäftigt sich mit dem Thema Reisen in der modernen Kunst. „Ausgangspunkt war der historische Moment, als Dürer vor 500 Jahren nach Aachen gekommen ist“, sagt Dr. Alexandra Kolossa. Sie hat für das Ludwig Forum an der Jülicher Straße die Ausstellung Bon Voyage! Reisen in der Kunst der Gegenwart kuratiert. Kunst und Reisen sind seit jeher eng mitein- ander verzahnt. Albrecht Dürer hatte seinen Besuch in Aachen mit einer Reise in die Nieder- lande verbunden, wo er viele Werke seiner Zeitgenossen sehen konnte. In Ermangelung moderner Kommunikationsmittel nutzte er so die Gelegenheit, Kollegen kennenzulernen. Heute reisen Kunstwerke permanent durch die Welt und viele Künstler begleiten sie. Sie bauen Installationen auf und ab, besuchen Messen und Sammler. So entsteht für die Kunst- schaffenden ein weltweites Netzwerk von Kontakten – ähnlich wie vor 500 Jahren. Nur muss der Künstler heute nicht zwingend vor Ort sein. Manchmal reicht ihm ein Mausklick, um auf Reisen zu gehen. Nomade? Oder Antinomade? „Der Fokus unserer Ausstellung liegt auf Künstlern, die selbst reisen, nicht auf denen, die das Reisen thematisieren“, so die Kura- torin. „Wir haben die Vielzahl an Positionen in fünf Gruppen auf- geteilt. So gibt es Künstler, die selbst reisen, virtuell reisen und zu Kopfreisen anregen. Dabei sträube ich mich dagegen, eine Corona- Ausstellung zu machen. Die Kunstwerke, die wir zeigen, sind auch so prägnant. Die derzeitige Situation gibt jedoch dem Thema der Ausstellung nochmals eine andere Sichtweise.“ So folgt Bon Voyage – Gute Reise – mit rund 100 Werken den Rou- ten von mehr als 60 Künstlerinnen und Künstlern. Die Ausstellung spannt einen Bogen von den 1960er-Jahren bis in die Gegenwart. Als Beispiel nennt Dr. Alexandra Kolossa den slowakischen Künstler Roman Ondak. „Er hat seine Freunde gefragt, ob sie Nomaden oder Antinomaden sind. Letztere hat er an ihren Lieblingsplätzen zu Hause fotografiert. Es sind 120 Fotos geworden. Davon hat er Post- karten gemacht, die die Besucher mitnehmen können. Auf diese Weise kommen diese Menschen symbolisch vor die Tür.“ Reiseführer statt Katalog Die Ausstellungsbesucher sollen eine Reise durch die Welt der modernen Kunst machen. „Deshalb gibt es erstmals keinen klassi- schen Katalog“, sagt die Kuratorin, „wir erstellen einen Reiseführer, der jedes Werk kurz erklärt. So wird jeder Besucher angenehm durch die Ausstellung begleitet. Außerdem schreibt meine kuratorische Assistentin Marie Gentges im Internet einen Reiseblog. Darin führen wir Interviews mit verschiedenen Künstlern und bitten sie auch, ihre Anreise zu dokumentieren.“ Besonders spektakulär ist das Ende seiner Reise für den syrischen Künstler Manaf Halbouni: Seine Fahrt von Dresden nach Aachen endet am Tag der Ausstellungseröffnung. Er fährt ein kleines, blaues Auto, vollgepackt mit hastig zusammengerafften Gegenständen, ins Museum. Dort bleibt es stehen. Sein Thema ist das Flüchtlings- problem weltweit, nicht nur die Flucht vor Kriegen, sondern auch die vor Naturkatastrophen oder anderen Ereignissen. In seinem Fahrzeug zeigt er übrigens Gegenstände, die er als „typisch deutsch“ einordnet. „Eine Installation von Kader Attia, La mer morte, ist ein weißer Raum, in dem nur blaue, getragene Kleider liegen, da bekomme ich jetzt schon Gänsehaut“, erzählt Alexandra Kolossa. Vier weitere Themen sind die Entdeckungsreise, die Kopfreise, die Forschungsreise und schließlich die letzte Reise. Für die braucht man kein Gepäck. So inszeniert der amerikanische Künstler Matthew Day Jackson jedes Jahr aufs Neue seine eigene Beisetzung. Während sich der deut sche Konzeptkünstler Timm Ulrichs einfach THE END auf sein rechtes Augenlid hat tätowieren lassen. Reiseuntauglich: Rad von Alicja Kwade. Foto: Alicja Kwade Foto: Manaf Halbouni Von Dresden nach Aachen: Manaf Halbouni reist an. Sehnsuchtsorte der Kunst

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