BAD AACHEN 11-2020

28 | B AD A ACHEN 11/20 KULTUR Ein Mutmach-Stück Das Schauspiel passt perfekt in die unsichere Coronazeit: „Zusammen ist man weniger allein“. Im DAS DA THEATER geht Tom Hirtz der Frage nach, warum Menschen einsam sind. Von Sabine Rother Z usammen ist man weniger allein (Ensemble, c’est tout) – der Titel ist vertraut und erhält in Zeiten von Corona, Abstand und Vereinzelung der Menschen, noch mal eine zusätzliche Brisanz: Das Stück nach dem Roman von Anna Gavalda (2004) hat sich das DAS DA THEATER (Premiere 19. November) ausgewählt, um die Geschichte von vier unter- schiedlichen Menschen zu erzählen, die – irgendwie – zusammenfinden. Bekannt wurde der Stoff durch die Verfilmung von Claude Berri, der gemeinsam mit der Autorin das Drehbuch schrieb. 2007 war die Kinopremiere. Audrey Tautou spielt darin Camille , Guillaume Canet Franck , Laurent Stocker Philibert und Françoise Berlin Paulette . Einander erkennen Was hat Theaterleiter Tom Hirtz an dem Stoff für die Bühne gereizt? „Es geht um zwischenmenschliche Beziehungen, das klingt schlicht, ist aber sehr spannend und vielschichtig“, betont Hirtz. Gleichzeitig sei Zusammen ist man weniger allein ein Mutmachstück, in dem beschrieben wird, wie sehr unterschied- liche Gestalten zueinanderfinden können. Wie definiert man Ein- samkeit? Jede der vier agierenden Personen ist in sich anders einsam, verstört, auf der Suche. Erkennt man einander? „Nicht von Anfang an, das ist ja das Schwierige im Umgang mit Mitmenschen“, meint Tom Hirtz. Jeder hat ein Bild von sich, die anderen machen sich wiederum ein Bild von ihm oder ihr. Beides ist nur selten kompatibel. „Das spiegelt sich im Bühnenbild von Frank Rommerskirchen“, verrät der Theaterleiter, der sich zusammen mit dem Essener Fotografen Nico Kleemann den Darstellern ungewöhnlich intensiv nähern konnte. „Wir arbeiten nicht naturalistisch, das würde keinen Sinn machen, schließlich schildern wir in 90 Minuten die Entwicklung eines länge- ren Zeitraums.“ Für ihn im Vordergrund: vier Menschen in einer schwierigen Situation, die den Mut finden, neue Wege zu gehen. Geplant ist nicht das „rosarote Märchen“, in dem sich zum Schluss alle lieb- haben, sondern ein feinsinniges Aufspüren der „Grautöne“, wie es der Regisseur ausdrückt. Da gibt es die Frage, warum die vier eigentlich einsam sind? Soziale Wertschätzung Adelssprössling Philibert ist unsi- cher, er stottert sogar, was ihn zum Außenseiter macht – eine wichtige Aufgabe für Sprachtrainerin Ingrid Schäfermeier, die Darsteller Marvin Moers dabei hilft, die Behinderung authentisch zu spielen. Franka Engelhard, die das Publikum bereits bei Honig im Kopf erleben konnte, ist Paulette, Großmutter des Draufgängers Franck (Fabian Vogt), die panische Angst vor dem Altersheim hat. Als Camille muss Nicole Sydow (s. auch S. 59) zunächst kränkeln, danach aller- dings für Liebeszauber sorgen. „Sie sind von ihrem Leben geprägt“, sagt Hirtz. „Gemeinsam erfahren die vier, was es bedeutet, soziale Wertschätzung zu erfahren.“ Sieht er in der Verfilmung des Romans eine Konkurrenz? „Im Film lässt sich szenisch viel gestalten, aber das Theater hat den Vorteil, dass es sehr unmittelbar ist, nah am Zuschauer“, meint der Theater- leiter. Jeder sehe dieses Stück anders, was nicht zuletzt mit der persönlichen Lebenssituation zu tun habe. Tom Hirtz: „Wir sehen und werden gesehen. Was macht uns aus?“ Das Nachdenken im Stück sei mit Witz, Tempo und Charme gepaart, mit einer gewissen Leichtigkeit, die dafür sorge, dass man nicht ins Grübeln gerate, sondern den so unterschied- lichen Menschen, die einen neuen Weg wagen, gespannt zusieht. „Schließlich wollen wir Mut machen. Jeder in dieser Geschichte verändert sich und gewinnt etwas“, betont Tom Hirtz. In Aachen kommt das Stück damit erstmals auf eine Bühne – und könnte jetzt kaum passender sein. Bezaubernde Camille: Nicole Sydow spielt eine Hauptrolle. Foto: Nico Kleemann PREMIERE AUF ABSTAND FEIERN Zusammen ist man weniger allein feiert nach aktuellem Stand am Donnerstag, 19. November, 20 Uhr, Premiere im DAS DA THEATER an der Liebigstraße 9. Statt 170 dürfen jedoch nur 86 Zuschauer Platz nehmen. Fertig sein sollte dann allerdings der mit Spannung erwartete Umbau des Foyers. Einen Überblick zu allen Terminen und den Möglichkeiten, Karten (auch im Rahmen eines Abos) zu buchen, gibt es telefonisch unter 02 41/16 16 88 oder auf der Homepage des Theaters. Hier wird auch rund um alle Coronamaßnahmen informiert. www.dasda.de

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