BAD AACHEN 12-2020

14 | B AD A ACHEN 12/20 KULTUR Dem Zauber auf der Spur „Die Schöne und das Biest“. Mystik, Magie, Märchen. Am Theater Aachen dirigiert Kapellmeister Mathis Groß nun die Oper von Philip Glass mit minimalistischer Musik und viel Fantasie. Von Sabine Rother D ie Schöne und das Biest: Nein, es gibt keine bonbonbunte Walt- Disney-Welt mit einer zarten Hauptdarstellerin im schulterfreien Kleidchen, dafür aber klingende Poesie, die in der Musik des US-amerikanischen Gegenwartskomponisten Philip Glass, geboren 1937 in Baltimore, im Erzählfluss wie Filmmusik mitschwingt. So jedenfalls empfindet es Mathis Groß (36), Studienleiter und Kapell- meister am Theater Aachen, der damit erstmals die musikalische Leitung einer Oper übernimmt. „So neu ist die Arbeit für mich ja nicht, da ich beständig mit Sängerinnen und Sängern arbeite“, meint Groß. „Aber es ist spannend, ein komplettes Werk mit auf die Bühne zu bringen.“ Als Arbeit eines Gegenwartskomponisten hat er zuletzt Der Zauberer von Oz dirigiert, von Anno Schreier als Auftrags- werk für das Theater Aachen geschrieben. Reinhild Hoffmann ist als Regisseurin für eine Oper im Einsatz, der Philip Glass den Film Es war einmal von Jean Cocteau zugrunde gelegt hat – 1946 war die gefeierte Premiere bei den Filmfest- spielen von Cannes, wobei sich Dichter, Schriftsteller, Maler und Filmregisseur Cocteau vom Märchen inspirieren ließ, das Jeanne- Marie Leprince de Beaumont bereits 1757 schuf. Cocteaus Film gilt als Vorläufer des Fantasyfilms. Meditative Wirkung „Die Dialoge hat Philip Glass durch Gesangseinlagen ersetzt“, erläutert Mathis Groß das Kompositionsverfahren. „Das macht es nicht gerade leicht, manches muss sehr schnell gesungen werden.“ Wirft die kompositorische Sprache Fragen auf? „Es ist eine Musik, die man nicht mit Puccini oder Wagner vergleichen kann, sie verrät nicht gleich alles“, schildert Groß seinen Eindruck. Bei Philip Glass, der bisher über 20 Opern, zehn Sinfonien und zwei Klavierkonzerte sowie Konzerte für Violine und Saxophonquartett geschrieben hat, geht es minimalistisch zu, gibt es scheinbar schlichte Motive, die in permanenter Wiederholung eine meditative Wirkung gewinnen. Nur ab und zu blitzen ein paar Dissonanzen auf. „Das weckt eine Art Trance“, blickt der Dirigent auf den Stil, den Glass der Minimal Music zuordnet und der als „hypnotisch- repetitiv“ beschrieben wird. Für Mathis Groß, das Ensemble, das in französischer Sprache singt, und das Sinfonieorchester Aachen bedeutet das höchste Konzentration und eine enorme Herausforderung. „Die Musik ist so geschrieben, dass sie auf die Handlung passt“, beschreibt Groß die Problematik. Das wirke manchmal unorganisch und verlange viel Erfahrung, die in den Titelrollen Fanny Lustaud/Julie Vercauteren als liebenswerte Belle und Hrólfur Saemundsson als royales Ungeheuer beweisen müssen. Zum Wiehern: Das „Biest“ als Einhorn auf dem Münsterplatz. NEW COLLECTION Premierenfieber: Mathis Groß übernimmt erstmals die musikalische Leitung. Foto: Herrmann Termine unter Vorbehalt. Bitte online informieren.

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