BAD AACHEN 12-2020

8 | B AD A ACHEN 12/20 W enn das Telefon nicht schweigt und die E-Mails ohne Pause einlaufen, atmet Dr. Monika Gube, Leiterin des Gesundheits- amtes der Städteregion Aachen, selbst in Zeiten der Corona-Krise bewusst durch und blickt auf eine Fotoarbeit an der Wand ihres luftigen Büros in den Aachen-Arkaden: das friedvolle Porträt einer betagten Gorilla-Dame, der sie auf einer Afrika-Tour zusammen mit Ehemann Willi nahekommen durfte. „Sie hat mich berührt und gibt mir Ruhe“, sagt sie. Seit 2017 ist Monika Gube im Amt. „Normalerweise braucht man fünf bis zehn Jahre, um sich so intensiv mit einem Team zu verbinden“, lächelt die Ärztin. Bei ihr ging es schneller, nicht zuletzt durch Dr. Michael Ziemons, Dezernent für Soziales und Gesundheit der Städteregion. „Wir ergänzen uns perfekt“, betont sie, die nur im Vernetzen aller Strukturen eine tragbare Basis sieht. Drei Säulen – neben dem Netzwerk auch die ambulante/stationäre Versorgung und der Öffentliche Gesundheitsdienst – sind in ihren Augen bestim- mend, wenn es um Fortschritte in Gesundheitsdingen geht. Sie schimpft nicht über das Virus – sie sieht die Probleme als Aufforde- rung zum Handeln. „Die Digitalisierung hat große Fortschritte gemacht“, hat sie erfahren. Für 2021 erwartet die Ärztin einen Impfstoff gegen Corona. Und: „Durch die Hygienemaßnahmen hat es bisher keine Schließungen von Schulen oder Kindertagesstätten z. B. wegen Grippe gegeben.“ Wo sie sich Fortschritte wünscht? Im Bereich der Prävention, von Kindern bis zu hochaltrigen Menschen. „Es gab das Programm Fit für 100, da möchte ich weitermachen.“ Als stellvertretende Leiterin des Instituts für Arbeits- und Sozial- medizin der RWTH, mit dem sie als Privatdozentin verbunden bleibt, standen Lehre und Forschung im Vordergrund. Sie hat sich im Fach Arbeits- und Sozialmedizin habilitiert – vermisst sie die Hochschule? „Ich habe mich damals auf einen Lehrstuhl in Jena beworben“, erzählt sie. „Am 20. Dezember 2016 wäre der Termin gewesen, am 19. Dezember habe ich per Mail abgesagt. Diese Tür hat sich damit geschlossen…“ sar Sie haben 2017 die Leitung des Gesundheitsamtes der Städte- region Aachen übernommen. Dann kam die Corona-Krise... Das war heftig. Als mich die ersten Informationen am Karnevals- dienstag erreichten, wollte ich etwas unternehmen, habe überlegt, ob ich Städteregionsrat Dr. Tim Grüttemeier oder Oberbürger- meister Marcel Philipp anrufen muss. Da traf ich sofort auf ein großartiges Team, das mich bis heute gut unterstützt. Wird man in Ihrem Beruf auf eine Pandemie vorbereitet? Am Institut für Arbeits- und Sozialmedizin an der Uniklinik Aachen waren ja eher Wissenschaft und Lehre Ihre Schwerpunkte. Nein, man wird nicht auf den regelhaften Umgang mit so einer Krise trainiert. Meist hat man als Arzt mit akuten Notfällen zu tun – nicht mit einer anhaltend ernsten Situation. Haben Sie so etwas schon einmal konkret erlebt? Ja, im Mai 2010, die PCB-Problematik in Dortmund. Die Envio AG hat dort PCB-gefüllte Transformatoren unsachgemäß recycelt und war verantwortlich dafür, dass PCB-haltige Stäube Beschäftigte und das Umfeld massiv vergifteten. Da war ich als Ärztin im Einsatz. Wie haben Sie sich mit den Krisenstäben vor Ort verständigt? Das war neu für mich, ich hatte mit solchen Strukturen keinerlei Erfahrung, zumal es nur eine Gesundheitsaufsicht, aber zwei Stäbe gibt. Ich war so froh, als ich erfuhr, wie hier jeder mit jedem spricht, auf Augenhöhe. Ich fühle mich bei aller Verantwortung getragen. Wie gehen Sie mit persönlichen Ängsten um? Ich bewege mich im Freien! Ich komme aus einer großartigen Natur, der Vulkaneifel. Die Menschen, die dort geboren sind, haben eine starke Resilienz, die Eifel hat ja gewisse Härten. Mein Vater hatte einen Gemischtwaren-Laden, meine Mutter war Krankenschwester. Sie hat Nachbarn geholfen. Da ist viel Kraft, die mich geprägt hat. VORGESTELLT Foto: Andreas Herrmann FRAGE BOGEN Geburtsdatum: 1. 8. 1974 Geburtsort: Adenau/Vulkaneifel Familienstand: verheiratet Beruf: Leiterin des Gesund- heitsamtes der Städteregion Aachen, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Arbeits- medizin, Öffentlicher Gesundheitsdienst Hobbys: Laufen, Fitness im Sportstudio, Reisen Dr. Monika Gube Mit Kraft gegen das Virus Die Leiterin des Gesundheitsamts trägt aktuell viel Verantwortung

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