BAD AACHEN 01-2021

12 | B AD A ACHEN 01/21 KULTUR Aachener Walzer Generalmusikdirektor Christopher Ward und das Sinfonie- orchester Aachen freuen sich über den anhaltend großen Zuspruch des Publikums – auch in der Corona-Krise. Sie sind in dieser Phase nicht untätig. 2021 darf man auf Neuentdeckungen gespannt sein. Und ein Jubiläum gibt es auch... Von Sabine Rother W ie klingt das neue Jahr 2021? Wie geht es für Aachens Generalmusikdirektor (GMD) Christopher Ward (40) und das Sinfonieorchester Aachen weiter – trotz der anhaltenden Corona- Problematik? Im B AD A ACHEN -Interview erzählt der in London geborene Brite, der seit dem 1. August 2018 die musikalische Sparte am Theater Aachen leitet, wie ihm die Musik dabei hilft, selbst in der Krise immer wieder neue Aspekte zu finden. B AD A ACHEN : Gibt es in diesem Jahr ein Neujahrskonzert oder muss es ausfallen? Christopher Ward: Aufgrund des harten Lockdowns ruht bis zum 10. Januar unser Probenbetrieb, und wir werden deshalb leider nicht wie geplant unser Neujahrskonzert streamen können. Aber es ist vorgesehen, zwei Werke, die für das Neujahrskonzert geplant waren, für den Deutschlandfunk einzuspielen und dann später als CD zu veröffentlichen. Es sind die Mozartiana von Tschaikowski und eine spannende Uraufführung. B AD A ACHEN : Sie machen uns neugierig! Eine Entdeckung? Ward: Ich habe in der Musikgeschichte Aachens geforscht und erfahren, dass Piotr Tschaikowski im Sommer 1887 sechs Wochen lang in unserer Stadt war. Damals hat das Orchester regelmäßig in der Rotunde am Elisenbrunnen gespielt, und Tschaikowski hat dort oft zugehört, vermutlich bei einem Kaffee. B AD A ACHEN : Was haben Sie noch herausgefunden? Ward: Tschaikowski hat seine Mozartiana-Suite in Aachen abgeschlossen. Und er hat während dieser Zeit zwölf Takte in seinem Notizbuch vermerkt, die mich sofort sehr reizten und faszinierten. B AD A ACHEN : Aber zwölf Takte sind schließlich noch kein ganzes Musikstück ... Ward: Ich habe den russischen Pianisten André Parfenov gebeten, einen Aachener Walzer daraus zu machen mit dem Impuls, dass Tschaikowski hier Freude und seelischen Frieden gefunden hat. Es gibt also demnächst irgendwann eine Uraufführung. Das Stück ist sechs Minuten lang und hat auch jazzige Elemente. Parfenov hat etwas ganz Eigenes daraus gemacht. B AD A ACHEN : Gibt es denn eigentlich auch prägende Daten in diesem Jahr? Ward: Wir denken 2021 an den Komponisten und Dirigenten Leo Blech, der vor 150 Jahren in Aachen geboren wurde. Durch enormen Einsatz unseres Soloklarinettisten Philipp Zehm haben wir viele Noten erhalten und wollen die Orchesterwerke sowie die Oper Alpenkönig und Menschenfeind mit unserem Ensemble aufnehmen. Dafür haben wir nun Anfang des Jahres Zeit, da die Produktion der Puccini-Oper Turandot verschoben wurde. B AD A ACHEN : Wie gehen Sie weiterhin mit der unplanbaren Lock- down-Situation um? Ward: Wir bleiben trotzdem nah beim Publikum. Etwas aus dem Beethoven-Orbit konnten wir mit sehr guter Resonanz mit dem Stream unseres 3. Sinfoniekonzertes vorstellen, was dann auch als CD erscheint: mit Parfenov-Werken sowie den Blech-Kompositionen und der erwähnten Oper. B AD A ACHEN : Und wie sieht es bei den Gehältern der Orchester- mitglieder aus? Ward: Ja, es gibt überall Kurzarbeit, und das Theater muss sehen, wo es noch sparen kann, es gibt ja überhaupt keine Einnahmen. Foto: Sandra Borchers

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