BAD AACHEN 05-2021

8 | B AD A ACHEN 05/21 A achens eiserner Junggeselle, et Schängche, feiert in diesem Monat seinen 100. Geburtstag. Am 4. Mai 1921 hatten die Aachener Marionettenspiele , wie die Stadtpuppenbühne Öcher Schängche damals noch hieß, ihre Premierenvorstellung in der Maus an der Hartmannstraße. Man spielte das Stück Der Teufel in Aachen – Et Schängche köllt (betrügt) der Krippekratz (Teufel). Bis heute ein Puppenspielklassiker von Will Hermanns. Im Laufe der vergangenen 100 Jahre musste die Puppenbühne viele Widrigkeiten überwinden. Eins aber blieb bestehen: Die Freude der Öcher an den Stockpuppen, an den Typen, die sie verkörpern, und der Spaß am Öcher Platt, der Heämetsproech des Westzipfels. Die schwärzeste Stunde schlug während einer der vielen Bomben- nächte 1943, als das Theater alle Puppen, Requisiten und Bühnen- bilder verlor. Immer wieder gelang es den Puppenspiel-Enthusiasten und langjährig aktiven Mitgliedern des Ensembles, den Öchern ihr Schängche-Theater zu erhalten. Den heutigen Puppen gab Christine Geller nach dem Krieg nach alten Vorbildern ihre neuen Gesichter. Seit 1982 hat die Puppenbühne eine feste Spielstätte in der Barockfabrik am Löhergraben. Es ist ihre achte. Hier stellen sich Schängche und die stets wachsende Schar seiner Begleiter für die kommenden 100 Jahre auf. Mit dem Kabarettprogramm Pech und Schwefel ist dank der kreativen Idee von Wendelin Haverkamp seit 2008 ein neues Format erfolgreich etabliert worden. Stücke für Kinder und Erwachsene stehen regelmäßig auf dem Programm. Mit Otto Trebels hat das Öcher Schängche einen erfahrenen Mann an der Spitze. Er ist seit 1989 der künstlerische Leiter des Theaters. Spieler der Schängche-Figur ist Peter Reuters. Vor jeder Vorstellung wird die von Paul Drießen komponierte Schängche-Hymne gesungen. sm Die Premiere des Jubiläumsstücks „Vadder Schängche“ kann corona- bedingt nicht im Mai stattfinden. „Radio Pech & Schwefel“ sendet derweil digital via www.oecher-schaengche.de . Alles zur Historie gibt es unter www.aachen.de (Suchwort: Schängche). Lev Schängche, herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Dein hohes Alter sieht man Deinem Holzkopf nun wirklich nicht an. Wie fühlst Du Dich? Ich fühle mich gesund und munter, auch wenn mich – altersbedingt – kleine körperliche Wehwehchen hin und wieder beeinträchtigen. Auf meinen Geburtstag freue ich mich natürlich sehr. Glaubst Du, dass Deine Fans weiterhin Öcher Platt verstehen oder musst Du langfristig auf Hochdeutsch umstellen? Wenn auch unsere Mundart nicht mehr Alltagssprache ist, so tun meine Mitspielerinnen und Mitspieler alles, um das Öcher Platt auch den künftigen Generationen zu vermitteln. Allerdings übersetzen wir im Fall des Falles Öcher-Platt-Begriffe simultan. Werden in Zukunft auch moderne Stücke gespielt oder hast Du weiterhin die Öcher Sagen und Legenden im Repertoire? An den Öcher Sagen und Märchen halte ich fest; ergänze sie aber durch moderne Stücke. Tradition und Weiterentwicklung sind mir wichtig. Hand aufs Herz, hast Du inzwischen heimlich ein Handy oder setzt Du weiterhin auf die Kraft Deiner Fäuste? Mit der Benutzung eines Handys habe ich so meine Probleme, da ich ja nicht nur einen Holzkopf, sondern auch hölzerne Hände habe. Die sind nicht sonderlich geeignet, sensibel Bildschirme zu bedienen. Erfinderisch, wie ich nun einmal bin, nutze ich Sprachbefehle. Deine Präsenz im Fastelovvend ist seit 1936 nachgewiesen. Läufst Du vielleicht Gefahr, nur noch als Figur des Karnevals wahrgenommen zu werden? Davor habe ich keine Sorge, wenn auch der Fastelovvend für jeden echten Öcher eine Herzensangelegenheit ist. Mit dem Kabarett Pech und Schwefel erreichen wir aber auch eine ganz neue Klientel. VORGESTELLT Foto: Christoph Hartmann FRAGE BOGEN Geburtsdatum: 4. 5. 1921 Geburtsort: Oche Familienstand: aue Jongkjesell Beruf: Kommelejant Hobbys: Dr Düvel verpiisacke en Öcher Platt sprejche Johann „Schang“ gen. Schängche Holzkopf wird hundert Die Stadtpuppenbühne feiert Jubiläum – allen voran et Öcher Schängche selbst.

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