BAD AACHEN 06-2021

8 | B AD A ACHEN 06/21 E r lacht gern. Laut und herzlich, daran ändert selbst die corona- bedingte Krise nichts. Und wenn er sich mal mit einem Buch zurückziehen kann, ist es ein spannender Krimi. „Da muss man sich auf jeden Fall konzentrieren, das tut gut“, meint Dr. Michael Ziemons, seit 2019 Gesundheitsdezernent der StädteRegion Aachen, der sagt: „Ich bin eine rheinische Frohnatur, das hilft mir sehr.“ Ziemons ist ein Weltbürger mit hohem sozialen Anspruch an sich selbst. Das hat ihn von Brand aus durch die Welt begleitet. Studium der Erziehungswissenschaften, der Psychologie und Theo- logie in Münster, Bildungsreferent bei der Deutschen Pfadfinder- schaft St. Georg in Mainz, Einsatz beim Bund der deutschen katho- lischen Jugend Aachen, Katholische Hochschule Aachen, Professur an der Katholischen Hochschule in Köln, wo er ab 2018 Dekan war: Wie kam es zum Entschluss, die StädteRegion zu wählen? „Ich bin jemand, der keine Lust auf Langeweile hat, der gerne Neues entdeckt“, betont Michael Ziemons. Als Jugendlicher erlebte er Gemeinschaft, Natur und Abenteuer bei den Pfadfindern. „Die Lebensauffassung, bei der Hoffnung, Wahrheit, tätige Solidarität und Freiheit eine Rolle spielen, hat mich geprägt“, betont er, der bei Jugendverbänden im Libanon, in Jorda- nien, Israel, Palästina und Bolivien Schulungen von Gruppenleitern übernahm. Dauerhaft ein Job im Ausland? „Nein, dazu bin ich doch zu heimatverbunden“, gesteht der Dezernent. Die Kombination von Lehre und Forschung war eine wichtige Erfahrung, hier bereits hat er zum Bereich Digitalisierung geforscht, etwa mit der Frage, ob eine Beratung per Skype besser läuft als bei einem realen Zusammen - treffen. Was die Menschen im Moment brauchen – auch von ihm als Gesundheitsdezernenten: „Signale der Hoffnung, keine Floskeln oder Predigten“. In der StädteRegion will er neben der Digitalisie- rung die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund voranbringen, für eine Vernetzung der Ämter sorgen. Wird alles zu viel, weiß er ein Mittel: „Dann gehe ich in die Sauna!“ meint Michael Ziemons. Natürlich mit einem Lächeln. sar Sie sind erst seit 2019 im Amt. Dann kam die Coronapandemie... Die Dauer der Pandemie geht tatsächlich an die Substanz, ein echter Marathon. Aber den höchsten Preis zahlt meine Familie, die Kinder, die traurig sind, dass ich so wenig Zeit habe. Und meine Frau, die im ambulanten Hospizdienst arbeitet und das mit Homeschooling verbinden muss. Wie war ihr Weg ins Team? Sie kannten einander ja kaum. Wir haben uns in der Krise total schnell kennengelernt. Der Schritt von der Hochschule zur StädteRegion war für mich bedeutend. Da gab es Stimmen, die meinten, dass eine Verwaltung eher langweilig wäre, alle Klischees wurden genannt! Keines hat sich bewahrheitet. Wir haben von Anfang an gemeinsam viel geschafft, in 48 Stunden in Eschweiler ein Abstrichzentrum eingerichtet, dann kamen Impf- zentren, jetzt Testzentren. Immer waren die Ressourcen der Verwal- tung wirksam. Eine rundum positive Erfahrung. Da erfährt man schnell, wer belastbar ist und sogar über sich hinaus wächst. Impfen: Mit dem Thema werden Sie zurzeit sicher bedrängt ... Seit 14 Monaten bekomme ich hunderte Mails am Tag. Stets haben die Menschen ein Anliegen, alles wird beantwortet. In der ersten und zweiten Welle spürte man die Angst. Jetzt steht immer öfter der Anspruch dahinter, dass der Schreiber sich wichtiger als andere fühlt und den Impftermin einfordert. Da bleibe ich konsequent. Haben Sie noch Zeit für andere Aufgaben in Ihrem Dezernat? Im Bereich der Sozialplanung ist Gesundheit ein Schwerpunkt. Die sozialen Folgen von Corona sind eindeutig. Die Schuleingangsunter- suchungen mussten wir stark einschränken. Wir haben zwar das Gesundheitsamt von 120 auf über 300 Mitarbeiter aufgestockt, aber für solche Untersuchungen braucht man eben Ärzte. Geht es um Gerichtsverfahren oder Gutachten, machen wir Termine möglich. Wichtig sind auch Digitalisierung und die Integration Geflüchteter. VORGESTELLT Foto: StädteRegion Aachen FRAGE BOGEN Geburtsdatum: 15. 3. 1976 Geburtsort: Aachen Familienstand: verheiratet, zwei Kinder, Mädchen (9) und Junge (7) Beruf: Gesundheitsdezernent der StädteRegion Aachen Hobbys: Lesen (Krimis), in der Sauna entspannen Dr. Michael Ziemons Keine Lust auf Langeweile Der Gesundheitsdezernent kämpft gegen Corona – Glaube und Frohsinn geben Kraft

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