BAD AACHEN 07-2021

07/21 B AD A ACHEN | 5 JURISTISCHE KOMPETENZ DURCH SPEZIALISIERUNG 22 RECHTSANWÄLTE · 25 FACHANWALTSCHAFTEN Unser Kompetenz-TeamWirtschaftsrecht Friedrichstraße 17-19 · 52070 Aachen tel +49.(0)241.946 68-0 · www.delheid.de Friedhelm Hammer Fachanwalt für IT-Recht Fachanwalt für Transport- und Speditionsrecht Dr. Johannes Delheid Fachanwalt für Arbeitsrecht Lehrbeauftragter für Gesellschafts- recht an der KatHO NRW Carlo Soiron Dr. Johannes Günter Fachanwalt für Insolvenzrecht Fachanwalt für Sozialrecht Alexander Hammer, LL.M. Fachanwalt für Versicherungsrecht Fachanwalt für Bank- und Kapital- marktrecht Prof. Dr. Bernhard Schreven Wirtschaftsprüfer KULTUR Abbildung Drei Frauen aus Livonien in Wintertracht aus dem Jahr 1521, die Faszination, die das Thema Mode bei ihm auslöste, ist frag- los erkennbar. B AD A ACHEN empfiehlt: Immer wieder einen Extrablick auf die Kleidung zu werfen. Sie besticht nicht nur durch eine gezeichnete Detailtreue, sondern auch durch ihre Materialität (Seide, Leinen, Wolle, Pelz), die sich in Dürers Bildern bestens entschlüsseln lässt. Darüber hinaus verrät sie dem Betrachter damals wie heute viel über den gesellschaftlichen Status der abgebildeten Personen. Das Aachener Münster verewigt Dass ihm sein dreiwöchiger Aufenthalt in Aachen Mitte Oktober 1520 viel Freude bereitet hat, ist verbrieft. So beschreibt Dürer in seinem im Original verschollenen Reisebuch, dessen Abschrift von circa 1550 gezeigt wird, was ihm im Umfeld der Krönung Karls V. im Aachener Dom (23. Oktober 1520) und der Zeigung der heiligen Reliquien widerfahren ist. Angaben dazu, dass er beim damaligen Bürgermeister genächtigt habe, finden sich ebenso wie die Schilde- rung, dass er sich in den hiesigen Thermalbädern hervorragend vergnügt habe. Aber letztlich ist es die große Gastfreundschaft der Aachener, die es ihm angetan hat. Sie wird er nicht vergessen, ersparte sie es ihm doch das Kostgeld für drei Wochen Aufenthalt zahlen zu müssen. Gedankt hat er es der Stadt, indem er sie in Zeich- nungen verewigte. B AD A ACHEN ist es gelungen, vorab eine Abbildung seiner Silberstift- zeichnung des Aachener Müns- ters mit Blick auf den Katschhof zeigen zu dürfen. Um dieses Bild aus einem mittlerweile zugemauerten Fenster des Rathauses zeichnen zu können, will er den Stadtknecht mit zwei Weißpfennigen bestochen haben, vermerkt er eigens dazu. Oben rechts mit „zu ach das münstr“ betitelt, zeigt es unter anderem das Oktogon, als es noch einen spitzen Turm besaß. Dürer als Trendsetter Joos van Cleve, Lucas van Leyden, Marinus van Reymerswale und viele mehr ließen sich von Dürers Gemälde Der hl. Hieronymus im Studierzimmer (1521) beeinflussen. Ihre gemalten Umsetzungen sind in Aachen zu bewundern. Dass es einmal das meist kopierte seiner Gemälde werden würde, konnte Dürer nicht ahnen, als er es während seiner Reise 1521 fertigte. Als Modell diente ihm ein 93-jähriger Mann, den er laut Reisenotizen mit drei Stuivern bezahlte. Die Studie behielt er, das Gemälde schenkte er im März 1521 seinem großen Gönner, dem reichen portugiesischen Handelskaufmann Rodrigo Fernandes de Almada. So weit, so gut. Um zu verstehen, warum Dürer ausgerechnet mit diesem Bild zum Trendsetter wurde, muss man weiter ausholen. Dürer war Humanist! 1495 hatte er auf seiner Italienreise Willibald Pirckheimer (1470– 1530), der an der Universität in Pavia lehrte, ehe er später zur treibenden Kraft des Nürnberger Humanismus werden sollte, besucht. Er machte ihn mit einer neuen Geistesströmung bekannt, die den Blick nicht länger auf das Verhältnis Mensch-Gott, sondern auf die äußere Welt lenkte. Der Mensch selbst wurde zum Gegen- stand der Forschung. Dass dieses Denken Konsequenzen für die Malerei haben würde, war keine Frage. Italieni- sche Theoretiker wie Leon Battista Alberti (1404–1472) und Künst- ler wie Lorenzo Ghiberti (1378–1455) hatten angefangen, den Men- schen zu vermessen. Leonardo da Vinci (1452–1519) war trotz Verbots so weit gegan- gen, Körper zu sezieren. Proportionstabellen ent- standen und konnten erstmals in Malerei und Bildhauerei umgesetzt werden. Doch da, wo italienische Künstler sie nutzen, um einen idealisierten Typus darzu- stellen, schlug Dürer einen anderen Weg ein. Ihm, dem akribischen Beobachter, ging es 1520/21 nicht darum, den Menschen in abso- luter Vollkommenheit zu zeigen, sondern so, wie er in natura war. Der entscheidende Punkt, der seine niederländischen Kollegen so faszinierte: Eine solch täuschend echte naturalistische Darstellung eines Heiligen hatten sie noch nie zu Gesicht bekommen. Die ikono- grafischen Bezüge, Schädel als Memento mori und Kreuz als Zeichen der Erlösung, waren geblieben. Neu waren die naturalistisch wieder- gegebene Körperhaltung und das Antlitz eines alten Mannes, in der Rolle eines Heiligen, der das sein durfte, was er war: ein Mensch! > Albrecht Dürer, Das Münster zu Aachen und der Katschhof, Blick vom Rathaus aus, 1520, The British Museum, London, © The Trustees of the British Museum Albrecht Dürer, Der hl. Hieronymus im Studierzimmer, 1521, Museu Nacional de Arte Antiga, Lissabon/Photo © Selva/Bridgeman Images

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