BAD AACHEN 09-2022

6 | BAD AACHEN09/22 KULTUR Bühne für die Menschlichkeit Das Theater Aachen geht in seine letzte Spielzeit unter der Leitung von Generalintendant Michael Schmitz-Aufterbeck – und präsentiert einen Spielplan voller Spannung und Anziehungskraft. Von Sabine Rother Michael Schmitz-Aufterbeck ist amüsiert, weil ihm viele Leute jetzt bereits zum Ruhestand gratulieren und ihn fragen, was er denn so plant: „Dabei habe ich noch eine ganze Spielzeit vor mir“, sagt der Mann, der 18 Jahre lang die Geschicke des Theaters Aachen verantwortet hat. „Aber es stimmt, da ist etwas Besonderes: Es sind Werke auf dem Spielplan, die ich mir gewünscht habe.“ Und: Es sei das erste Mal, dass er das letzte Mal einen Spielplan präsentiere – unter der großen Überschrift: Die Menschlichkeit behaupten und bewahren. Gut verpackt in einer orangefarbenen Kassette im Prospektformat, entfaltet sich mit Öffnen des Klettverschlusses eine vielschichtige Spielzeit 2022/2023, die man in ihren einzelnen Sparten entnehmen kann. Alle Beteiligten hoffen, dass die coronabedingten Einschränkungen nicht wieder aufflammen. Insgesamt sei das Theater Aachen „mit einem blauen Auge“ davongekommen, so Schmitz-Aufterbeck. Sparten, Schlagworte, Sternstunden Konfrontationen im Musiktheater: Mit der Aufführung der Oper Alpenkönig und Menschenfeind von Leo Blech (1871–1958) wird die Saison am 11. September eröffnet. Damit ehrt man einen berühmt gewordenen Sohn der Stadt, Kind aus jüdischer Fabrikantenfamilie, der als Komponist und vor allem als Dirigent erfolgreich war. Sein kompositorisches Schaffen, das durch Vorbilder wie Richard Wagner und Richard Strauss beeinflusst wurde, ist der spätromantischen Ästhetik verpflichtet. Blech war Schüler von Engelbert Humperdinck. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft verschwanden seine Stücke in den 1930er-Jahren von den Spielplänen der Theater- und Konzerthäuser. In Aachen wird nun eins seiner Hauptwerke wiederentdeckt. Am Tag der Premiere wird im Theater eine Gedenktafel enthüllt, die an den einstigen Kapellmeister erinnern soll. Ende des Jahres gibt es zudem eine Einspielung auf CD, und es ist ein Forschungsprojekt der RWTH Aachen zum Theater in der NS-Zeit vorgesehen. Worum es in Alpenkönig und Menschenfeind geht: Rappelkopf, ein Misanthrop wie er im Buche steht, ist misstrauisch, missgünstig und wittert stets betrügerische Absichten. Der Berggeist Astragalus – genannt Alpenkönig – belegt ihn mit einem Zauber und führt ihm das eigene Verhalten vor Augen. Der entsetzte Menschenfeind wird kuriert… Lieblinge: „Meine liebste Mozart-Oper“ nennt der Generalintendant Wolfgang Amadeus Mozarts Werk Le Nozze di Figaro, das in Aachen Mario Corradi inszeniert. Zuletzt hat der Gast aus Italien, geboren in Montepulciano, im Großen Haus Franz Léhars Die lustige Witwe auf die Bühne gebracht. Generalmusikdirektor Christopher Ward übernimmt die musikalische Leitung. Mit Alban Bergs Wozzeck steht ein weiterer persönlicher Favorit auf dem Spielplan, den das interdisziplinäre Musiktheaterkollektiv Kommando Himmelfahrt (Thomas Fiedler, Jan Dvorak, Julia Warnemünde) in Szene setzt. Das Projekt Akzent Barock wird von Regisseur Ludger Engels fortgeführt, der Antonio Cestis L‘Orontea (1656) präsentiert, die Geschichte einer ungleichen Liebe. Weniger bekannt: Stiffelio von Läutet die Spielzeit ein: „Alpenkönig und Menschenfeind“. Foto: Wil van Iersel PREMIEREN IM GROSSEN HAUS • Alpenkönig und Menschenfeind, Oper von Leo Blech, 11. September • Jenseits von Eden, nach John Steinbecks Roman, 24. September • Le Nozze di Figaro, Opera buffa von Wolfgang Amadeus Mozart, 30. Oktober • Die unendliche Geschichte, nach Michael Endes Roman, Familienstück, 18. November • Stiffelio, Oper von Giuseppe Verdi, 11. Dezember • Shockheaded Peter, Musical, 14. Januar • L’Orontea, Dramma musicale von Antoni Cesti, 5. Februar • Was ihr wollt, Komödie von William Shakespeare, 11. März • Manon, Oper von Jules Massenet, 2. April • Tyll, nach dem Roman von Daniel Kehlmann, 29. April • Wozzeck, Oper von Alban Berg, 28. Mai • Musikhochschulproduktion, 18. Juni Alle weiteren Produktionen an den verschiedenen Spielstätten sind übersichtlich online zu finden. Der Vorverkauf für die neue Spielzeit hat bereits begonnen. Karten sind telefonisch unter 02 41/47 84-244 sowie online via www.theateraachen.de zu erwerben. Auch die Theaterkasse im Gebäude am Theaterplatz hat geöffnet: dienstags bis freitags von 11 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 14 Uhr. Hier gibt es auch Informationen zum neuen Schauspielabo und der Theatercard auf Probe.

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