BAD AACHEN 10-2022

4 | BADAACHEN10/22 STADTENTWICKLUNG BADAACHENblickt auf umstrittene (Bau-)Stellen in der City und hat gefragt, was die Verwaltung selbst dazu sagt ... Aachen 2022 – was liegt da eigentlich im Argen? Die Stadt hat in den vergangenen Monaten viele Projekte in Angriff genommen: Wege und Plätze werden umgestaltet, der Verkehr teilweise neu sortiert. Diese Änderungen sorgen für Gesprächsstoff. Und Mobilität ist ein Stichwort mit Streitpotenzial, das durch parallel laufende Baustellen und Reallabore zusätzliche Brisanz erhält. Mancher Bürger fühlt sich (buchstäblich) ausgebremst, bevormundet. Doch von wem eigentlich? Als erste Repräsentantin der Stadt steht Sibylle Keupen im Fokus, einsame Entscheidungen kann sie aber nicht treffen. Alle Maßnahmen wurden in den Ausschüssen, im Stadtrat von (wechselnden) Mehrheiten beschlossen. Die demokratische Legitimation dazu wurde an der Urne vergeben – 2025 kann die Richtung neu entschieden werden. Dennoch darf man unterschiedlicher Meinung sein, sollte man diskutieren und auf Missstände aufmerksam machen, wie die Vertreter des Einzelhandels und des Tourismusverbandes, die zum Beispiel mehr Sauberkeit und Ordnung in der Innenstadt fordern. Die grundlegende Ausrichtung Aachens geht jeden Bürger etwas an. Dafür lohnt es sich, offensiv einzutreten, dazu gehört es aber auch, Argumente anzuhören, Ansichten abzuwägen. Das gilt umgekehrt ebenso für die Verwaltung, der mangelnde Kommunikation vorgehalten wird – obwohl es mehr Infoveranstaltungen und Bürgersprechstunden gebe als je zuvor, wie der Fachbereich Kommunikation und Stadtmarketing mitteilt. Sibylle Keupen kontert die Stimmungslage nonchalant und nahbar. Ihr Tenor: die Stadt weiterentwickeln. Doch: Wie denn konkret? Und wo genau? Mit BAD AACHEN hat sich die erste Frau der Stadt auf den Weg gemacht. Begleitet von Experten der Fachbereiche sowie der Regionetz GmbH haben wir neuralgische Punkte in der City besucht, uns informiert. Neutral. Die Diskussion obliegt den Leserinnen und Lesern. Bilden Sie sich Ihre Meinung. Feedback willkommen! Partner pro Aachen: Sibylle Keupen mit Projektleitern von Stadt Aachen und Regionetz. Achtung abgesperrt: ANNUTIATENBACH Turmstraße. Templergraben. Durchfahrt verboten. Die zwingend nötige Sanierung der Brücke an der Turmstraße durchtrennt eine wichtige Verkehrsachse in der Stadt. Vehement folgte aus Teilen von Politik und Gesellschaft die Forderung, den als Reallabor autofreien Templergraben zu öffnen. Die politische Mehrheit entschied sich zum Schutz vor Mehrbelastungen von Nebenstraßen und Bewohnern dagegen. Die ausgewiesenen Umleitungen laufen (Reisebusse ausgenommen) seither besser als erwartet. Der louse Öcher allerdings suchte sich Schleichwege via Annuntiatenbach und Judengasse. Poller setzten dem ein Ende – was erneut für Ärger sorgte. Trotz Beschilderung fahren zahllose Pkw weiter vor, drehen, schlitzen sich die Reifen am Bachlauf auf. Die Geschäftsinhaber fühlen sich zudem von der Kundschaft abgeschnitten. Die Oberbürgermeisterin weist darauf hin, dass viele Anwohnerinnen und Anwohner genau diese Sperrung im Bürgerforum gefordert hatten. Für Keupen überwiegt der Vorteil der Verkehrsberuhigung: kleinräumige Kfz-Fahrbeziehungen müssten zwar teils deutliche Umwege in Kauf nehmen, doch das könne auch zum Nachdenken über alternative Fortbewegungen anregen. Das Wasser va Oche: Der Bachlauf gefällt allen, die Sperrung am Annuntiatenbach dagegen vor allem den Autofahrern weit weniger. Fotos: Andreas Steindl Beispiel Baustelle: JAKOBSTRASSE Die Regionetz GmbH erneuert zwischen Trichtergasse und Karlsgraben Gas-, Wasser- und Stromleitungen. Positiver Nebeneffekt: „Die Reparatur an der hier liegenden Fernwärmeleitung, der Aorta der Stadt, ermöglicht den Neuanschluss von Häusern daran – die Nachfrage ist stark gestiegen“, wie die Regionetz-Bauleitung berichtet. Parallel aber gibt es ein Problem: Seit Beginn der Bauarbeiten sind die Geschäfte nur fußläufig erreichbar. Gemeinsam mit Händlern, Hausbesitzern und Anwohnern haben Regionetz und Stadt Aachen Maßnahmen entwickelt, um die Beeinträchtigungen so gering und die Aufmerksamkeit für den Bereich so groß wie möglich zu halten. Etwas Puste brauchen aber alle noch: Wenn die Regionetz im Frühjahr 2023 fertig wird, setzt die Stadt den Beschluss zum Premiumweg 7 um. Mehr Barrierefreiheit, Bäume und Beete sollen für bessere Aufenthaltsqualität sorgen, die vor allem Fußgänger und Radfahrer genießen dürfen. Die Stadtverwaltung sieht sich bei all dem als Ansprechpartner für Betroffene und Interessierte. Und da sich die Pkw-Umleitungen bereits etabliert hätten, freut sich auch deren Chefin Sibylle Keupen bald auf eine „vielfältige, lebendige Straße – barrierearm, gut erreichbar und grün.“ Wo Aachener anecken

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