8 | BAD AACHEN 06/23 Foto: Domkapitel Aachen/A. Steindl Mit zweijähriger Verspätung wird am 9. Juni endlich die Heiligtumsfahrt im Aachener Dom eröffnet. Es ist in der jahrhundertealten Geschichte nur selten vorgekommen, dass der Termin verlegt werden musste. Während der beiden Weltkriege und der Franzosenzeit vor 200 Jahren fiel der Termin in den vergangenen Jahrhunderten ganz aus. Als kirchliches Massenevent zog die Wallfahrt schon im Mittelalter Tausende Menschen nach Aachen. Die Zeigung der vier Stoffreliquien löste in früheren Zeiten regelrechte Hysterie und Ekstase bis hin zu Wunderheilungen aus. Heute werden die Stoffe, die im Aachener Dom seit Kaiser Karls Zeiten in Ehren gehalten werden, eher von ihrer Symbolik her betrachtet. So stehen die Windeln und das Lendentuch Jesu als Symbole für Christi Geburt und Tod, während das Marienkleid auf die Patronin des Doms hinweist. Das Enthauptungstuch von Johannes dem Täufer symbolisiert die Einheit der Heiligen Schrift in Altem und Neuem Testament. Zeitgleich werden in Kornelimünster die sogenannten Salvatorreliquien gezeigt. Das Schürztuch, das Grabtuch und das Schweißtuch weisen auf den dienenden Jesus hin. Die Werbetrommel für die Wallfahrt rühren In diesem Jahr steht erstmals Dompropst Rolf-Peter Cremer der Heiligtumsfahrt vor. Er hat das Amt seit September 2019 inne. Als Hausherr des Doms verantwortet er aber auch alle anderen Belange der einzigen Aachener Welterbestätte und der wichtigsten Kirche im Bistum. Die Vorbereitungen in den vielen Gemeinden laufen seit Jahren, die Werbetrommel wird fleißig gerührt. Vor neun Jahren besuchten mehr als 120000 Wallfahrerinnen und Wallfahrer aus der Region, den benachbarten Bistümern und aus der ganzen Welt (u. a. USA, Tschechien, Ungarn, Kolumbien) die Heiligtümer im Aachener Dom. Auf dem Katschhof finden nicht nur Messen statt, während der Wallfahrt gibt es an jedem Abend zudem ein kostenloses und abwechslungsreiches Programm (s. auch S. 4 bis 6). sm Ihre erste Heiligtumsfahrt, Herr Dompropst, sind Sie nervös? Ich bin zunächst einmal voller Vorfreude, dass es nun endlich los- geht. Die Vorbereitungen werden von einem sehr guten Team gestemmt, sodass ich mir in Sachen Organisation keine Sorgen mache. Die spannenden Fragen sind aber: Wie viele Pilgerinnen und Pilger folgen unserer Einladung? Und spielt das Wetter mit? Die Heiligtumsfahrt 1349 feierte das Ende einer Pestepidemie, feiern wir diesmal das Ende von Corona? Im Laufe der Jahrhunderte hat die Heiligtumsfahrt immer wieder Menschen die Möglichkeit geboten, ihre Sorgen und Nöte, aber auch ihren Dank nach Aachen zu tragen. Auch jetzt ist Raum, zu danken, aber auch, um der Trauer um die Verstorbenen Ausdruck zu verleihen. Ist der Bezug zu (Stoff-)Reliquien in der modernen Welt überhaupt noch vermittelbar? Stoffe können Geschichten erzählen: ein Fußballtrikot, das Hochzeitskleid, das Fan-T-Shirt. Auch die Heiligtümer erzählen Geschichten – von Menschen, von Ermutigungen durch Jesus, Maria und Johannes. Was meint das Motto der Heiligtumsfahrt Entdecke mich? Es geht darum, gerade nach Corona und der Flutkatastrophe sowie mitten in Kriegen zu entdecken, was mich als Einzelnen trägt und was die Gemeinschaft zusammenhält. Für glaubende Menschen geht es auch darum, Gott neu oder vielleicht anders zu entdecken. Die Heiligtümer und die vielen Angebote sind Einladungen dazu. Auf welches Ereignis freuen Sie sich persönlich am meisten? Auf den letzten Abend, wenn wir auf dem Katschhof Adieda sagen. Dann ist hoffentlich eine schöne, die Menschen verbindende und den Glauben stärkende Heiligtumsfahrt zu Ende gegangen. Sie hat im besten Fall auch viele Aachenerinnen und Aachener neu oder erneut angesprochen, sodass sie sagen: Adieda in 2028! VORGESTELLT FRAGEBOGEN Geburtsdatum: 8. 2. 1957 Geburtsort: Sistig, heute Kall Beruf: katholischer Priester/ Dompropst Hobbys: Wandern in deutschen Mittelgebirgen Dompropst Rolf-Peter Cremer Die Menschen einladen Aachens Dompropst freut sich auf ein großes Fest der Heiligtumsfahrt. Eine längere Version des Fragebogens gibt es unter www.bad-aachen.net
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