24 | BAD AACHEN 08/23 Roermonder Straße 328 52072 Aachen 0241 94323444 www.wallraf.de © Stadtmagazin BAD AACHEn KULTUR Mitspielen erwünscht Das Publikum im Grenzlandtheater kommt dem Ensemble bei jeder Aufführung ganz schön nah. Warum sollte man nicht damit spielen? Anja Junski, Dramaturgin und Regisseurin, hat beschlossen, das bei ihrer neuen Inszenierung State of the Union – Keiner hat gesagt, dass Du ausziehen sollst auszuprobieren. Wenn am Freitag, 4. August, 20 Uhr, das Theater damit in die Spielzeit 2023/2024 startet, werden nicht nur Cynthia Thurat als Louise und Fabian Goedecke als Tom auf der von Steven Koop gestalteten Bühne sitzen, sondern mit ihnen sieben Zuschauerinnen und Zuschauer. Schließlich spielt das Stück des Briten Nick Hornby (Jg. 1957) in einem Café nahe der Praxis einer Therapeutin, mit deren Hilfe das Paar seine Beziehung durchleuchten und retten will. An der Theaterkasse werden die besonderen Eintrittskarten als Bühnentickets inklusive Führung hinter die Kulissen verkauft, damit sich alle zu Hause fühlen. Louise und Tom sind Eltern zweier Kinder, aber Louise ist fremdgegangen, weshalb Tom ausgezogen ist. Gibt es noch genug Gemeinsames, um die Krise zu überwinden? Weiß man vielleicht gar nicht so viel voneinander? Wie funktioniert verzeihen? „Es ist vom Stoff her eine Situation, die jeder kennt oder nachempfinden kann“, sagt Anja Junski. „In den Dialogen gibt es Gedanken, die uns allen bekannt sind.“ Da sagt Tom etwa: „Sie weiß immer, was ich will“, und so mancher weiß, was er meint... Autor Nick Hornby bündelt Einsichten, Irrtümer, Verletzungen, verdrängten Zorn, offensichtlichen Betrug und versteckten Kummer. Probleme, die stets unter den Teppich gekehrt wurden. Zehn Sitzungen, zehn Szenen: Louise und Tom treffen sich vor ihren Therapieterminen und reden miteinander – vielleicht zum ersten Mal so richtig. „Sie sind beide Anfang 40, haben Kinder“, meint Junski. „Da ist die Beziehung zu kurz gekommen. Ein Neustart ist für beide schwer.“ Hoffnungen und Verfehlungen werden diskutiert – dabei unterscheiden sich Sichtweisen, wird es temperamentvoll. Die Zuschauer an den Bühnentischen sollten – so stellt es sich die Regisseurin vor – ganz normal reagieren. „Wir haben es doch schon alle erlebt, dass es neben uns heftiger wird, da schaut man hin oder weg, lächelt vielleicht“, wünscht sich Anja Junski möglichst viel Lebensnähe. „Mir ist wichtig, dass die Figuren im Laufe des Stückes nicht das Interesse aneinander verlieren, auch wenn sich Standpunkte und Sichtweisen aufeinander im Verlauf des Abends ändern. Ich denke, dass man als Zuschauerin und Zuschauer mal für ihn und mal für sie Verständnis hat“, betont die Regisseurin, die lustvoll mit bekannten Klischees spielt. „Das ist reizvoll.“ Enttäuschung und Schmerz bahnen sich ihren Weg im Austausch. „Ein gutes Zeichen“, sagt Anja Junski. „Dabei kommt im Stück von Hornby der Humor nicht zu kurz, gibt es im Schlagabtausch zahlreiche Pointen.“ Findet man zum Schluss eine Entscheidung? „Ja, ich entscheide mich für etwas, aber das wird noch nicht verraten“, bleibt Junski geheimnisvoll. Was sie im Stück beobachtet: „Die Personen entwickeln sich in ihren Reaktionen nicht gleich, das ist interessant und oft skurril.“ Keiner hat gesagt, dass Du ausziehen sollst im Grenzlandtheater Aachen ist ein Stück Normalität in Alltagssprache – und daher so spannend. Jede der zehn Szenen in 90 Minuten ohne Pause erzählt eine eigene Geschichte, ein Puzzleteil zum Ganzen. Das Grenzlandtheater Aachen startet mit einem Schauspiel von Nick Hornby in die Spielzeit 2023/2024. Sabine Rother blickt für BAD AACHEN auf Humor, sympathische Antihelden und Statisten aus dem Publikum. SPIELZEIT-PREMIERE State of the Union – Keiner hat gesagt, dass Du ausziehen sollst, Schauspiel von Nick Hornby, feiert im Grenzlandtheater Aachen, Elisengalerie, Premiere am Freitag, 4. August, 20 Uhr. Weitere Termine finden dort bis zum 9. September statt, danach in der Region. Der gesamte Spielplan 2023/2024 ist auf der Homepage des Grenzlandtheaters Aachen zu finden. Dort lassen sich auch Tickets online erwerben. Zudem sind Karten und Abos an der Theaterkasse (Telefon: 0241/4746-111) sowie an verschiedenen Vorverkaufsstellen erhältlich. www.grenzlandtheater.de
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