BAD AACHEN 01-2024

01/24 BAD AACHEN | 21 BRAUCHTUM Zwei echte Öcher Jonge Der Thouet-Mundartpreis der Stadt Aachen ist 2024 anders: Er findet erst am 11. Januar statt, die siebte 3-Königs-Kette wird verliehen und die Moderation übernimmt ein echter Prinz, Thomas IV. Muckel! Von Sabine Rother Die beiden sind in bester Gesellschaft, was sowohl Paul Drießen (76), designierter Träger des Thouet-Mundartpreises der Stadt Aachen 2024, als auch Otto Trebels (77), Träger der 3-Königs-Kette für besondere Verdienste um die Heimatsprache, einen Moment lang still werden lässt. „Das ist ein unglaubliches Gefühl, wenn man in diesen Kreis aufgenommen wird“, betont Drießen, der ehemalige Lehrer und Autor des Gedichtbandes Ich ben ene Öcher Jong. Seine Werke erzählen nicht nur von liebenswerter Historie, sondern gehen auf gesellschaftliche Probleme der Gegenwart ein, können bissig und ironisch sein. Otto Trebels, seit über 40 Jahren Mitglied und gut 35 Jahre lang künstlerischer Leiter der Stadtpuppenbühne Öcher Schängche, erhält die 3-Königs-Kette für seinen Einsatz für ein lebendiges Öcher Platt, das Schängche & Co. pflegen – sein Lebenswerk. Für die Puppenbühne hat Trebels Stücke und Lieder geschrieben, Regie geführt, gesungen und die schweren Figuren geführt. „Ich glaube, meine erste Puppe war ein Tier“, sagt er. „Ich weiß gar nicht mehr welches.“ Nach Hans Hahn, Heini Mercks, Matthias Stevens, Ulla Schmidt, Hubert Herpers und zuletzt 2017 Caroline Reinartz ist Trebels der erst siebte Träger der 3-Königs-Kette – Anlass für ihn, zurückzublicken, als ihn der damalige Spielleiter Matthias Stevens mit gutem Gespür in die Runde der Schängche-Familie geholt und in ihm, der im Öffentlichen Dienst tätig war, einen Nachfolger gefunden hatte. „Stevens wollte wissen, ob ich Öcher Platt spreche“, erinnert er sich an ein Probelesen aus Der Teufel in Aachen. „Ich habe mit meiner Mutter geübt“, lächelt Trebels. „Sie konnte ausgezeichnet Platt, wir hatten ein Gemischtwarengeschäft, und wenn eine Kundin Eädäppele verlangte, musste sie wissen, dass das Kartoffeln sind.“ Der damalige Kulturdezernent Johannes Malms übertrug ihm 1989 die Leitung der Stadtpuppenbühne als „schönsten Arbeitsplatz in der Stadtverwaltung“. Preisträger 2024: Paul Drießen ist auch Autor. Foto: A. Steindl Die Mitwirkung bei der Stadtpuppenbühne ist gleichfalls für Drießen, Puppen-Pate des Nieres, ein wichtiger Ort im Einsatz für den Dialekt. Der Thouet-Mundartpreis 2024 bedeutet für ihn Anerkennung und Verpflichtung zugleich: „Öcher Platt muss aktuell bleiben, dazu muss man es sprechen“, sagt er und hat Ideen: „Bei einer Veranstaltung in der Vaalser Kopermolen habe ich einen Tischkalender gesehen, der niederländische Sprüche trägt. Ähnliches könnte man für das Öcher Platt gestalten.“ Wenn er über die Auszeichnung nachdenkt, sieht er sich plötzlich an der Seite von Heimatdichtern wie Will Hermanns, Hein Görgen und Hein Engelhardt. „Es geht im Öcher Platt nicht um heile Welt, sondern um Gefühle, unser Denken, diese Sprache hat eine Seele“, versichert Drießen. Sein wichtigstes Anliegen: Die Mundart von verwässerndem Pseudo-Platt zu befreien, sie nicht zum Slang verkommen zu lassen. Davon will er bei „d‘r Priis“ sprechen. Nicht traditionell am Dreikönigstag, sondern am Donnerstag, 11. Januar, findet die Veranstaltung rund um den Mundartpreis vor geladenen Gästen im Rathaus statt. Grund dafür ist der Moderator: Am 6. Januar wird Thomas Muckel als Prinz Karneval proklamiert. Mehr: www.thouet-mundartpreis.de. Ehre für Otto Trebels Foto: Archiv

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