BAD AACHEN 01-2024

4 | BAD AACHEN 01/24 KARNEVAL Ein Nordlicht im Narrenkäfig: Am Samstag, 27. Januar, zeichnet der Aachener Karnevalsverein (AKV) Daniel Günther, Ministerpräsident in Schleswig-Holstein, mit dem Orden wider den tierischen Ernst aus. Die Laudatio auf den CDU-Politiker hält Vorjahresritterin und Außenministerin Annalena Baerbock von den Grünen. Mit welchen Gefühlen der 50-jährige verheiratete Vater zweier Kinder seinem Auftritt in Aachen entgegensieht, verriet er Bernd Mathieu. BAD AACHEN: Herr Ministerpräsident, sagen Sie bitte ehrlich: Wie war Ihre innerste Reaktion, als der Aachener Karnevalsverein Ihnen mitteilte, dass Sie der nächste Ordensritter sein sollen – Schrecken, Freude? Oder beides? Daniel Günther: Ich habe mich sehr gefreut. Für mich ist die Auszeichnung eine Ehre. Es ist schon etwas Ungewöhnliches, als Schleswig-Holsteiner eine Rede beim rheinischen Karneval halten zu dürfen. Ich spreche ja häufiger mal vor Leuten, aber das ist für mich nicht alltäglich. Insofern war mir auch direkt klar, dass das keine leichte Aufgabe wird. Eine solche Rede vorzubereiten, ist mit Aufwand verbunden, das schüttelt man nicht aus dem Ärmel. BAD AACHEN: Haben Sie spontan zugesagt? Günther: Die mir angebotene Bedenkzeit war eher der Form geschuldet. Für mich war klar, dass ich die Auszeichnung annehme, aber ich habe mich vor der Zusage zumindest kurz informiert, was alles auf mich zukommt. Selbst der Narrenkäfig hat mich nicht abgehalten. BAD AACHEN: Konnten Sie mit dem AKV und seinem Orden überhaupt etwas anfangen? Haben Sie schon einmal die Ordensverleihung im Fernsehen verfolgt? Günther: Natürlich. Ich glaube, alle, die in Deutschland in der Politik engagiert oder an ihr interessiert sind, kennen den Orden, er ist der einzige bundesweit bekannte Orden, der einen Bezug zur Politik hat. Die Veranstaltung ist ja hochpolitisch. Die letzte Verleihung hatte ich mir noch im Fernsehen angeguckt, ohne zu wissen, was da jetzt auf mich zukommen würde und dass ich als nächster auf der Bühne stehen werde. BAD AACHEN: Sie haben in die närrische Ahnenliste geschaut und gesagt, Sie hätten nie damit gerechnet, in einer Reihe mit Friedrich Merz, Markus Söder und Gregor Gysi aufgelistet zu werden. Sie haben tatsächlich Humor. Günther: Das war mein Ernst, ich fühle mich geehrt, in einen solchen Kreis aufgenommen zu werden, der politisch ganz unterschiedliche Spektren umfasst. Das ist das Schöne an diesem Orden. Und dafür stehen die drei Ritter doch ganz gut. Es zeigt eine gewisse Vielfältigkeit. BAD AACHEN: Stimmt. Zudem wird Frau Baerbock die Laudatio halten, Sie haben mit ihr weniger Probleme als Herr Merz; denn Sie haben eine schwarz-grüne Koalition in Schleswig-Holstein. Günther: Wir arbeiten ausgesprochen harmonisch mit unserem Koalitionspartner zusammen und ich habe ein wirklich gutes Verhältnis zu vielen Persönlichkeiten der Grünen. Ich schätze die Arbeit von Annalena Baerbock sehr. Es ist für mich eine große Freude, dass sie die Laudatio auf mich hält. Ich bin gespannt, was sie zu erzählen hat… BAD AACHEN: In der Erklärung des AKV heißt es, Sie seien ein „Nordlicht mit trockenem Humor“. Ein Kompliment? Günther: Wenn man aus dem Norden kommt und einem trockener Humor zugestanden wird, ist das so, als würde man jemanden aus dem Rheinland als herzlich und offen charakterisieren. Ein Zeichen, dass man im Norden gut verwurzelt ist, und da sagen die Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner: Passt zu uns! Und sie können sogar nachvollziehen, wenn man als Ministerpräsident dafür mit einem Karnevalsorden ausgezeichnet wird. BAD AACHEN: Gab es Reaktionen in Schleswig-Holstein? Günther: Viele! Die Resonanz war durchweg positiv. Und zu meinem Erstaunen habe ich festgestellt, dass viele Menschen im Norden leben, die eine Verbindung zu Aachen haben oder von dort kommen. Dass mir ein Orden aus und in ihrer alten Heimat überreicht wird, freut sie natürlich. BAD AACHEN: Haben Sie schon mal eine Karnevalsrede gehalten? Günther: Ja, ich habe bei Karnevalsveranstaltungen gesprochen. BAD AACHEN: Außerhalb Ihres Bundeslandes? Günther: Nein, es gibt auch in Schleswig-Holstein karnevalistische Veranstaltungen! Etwa in unserer Karnevalshochburg Marne. In Kiel hatte ich schon die Ehre, sprechen zu dürfen. Im politischen Umfeld gibt es humorvolle und bissige Aschermittwochsveranstaltungen. BAD AACHEN: Aschermittwoch wäre für Aachen zu spät, um bissig zu werden. Günther: Das stimmt! In diesem Jahr hatte ich übrigens an Aschermittwoch keine Trainingsmöglichkeiten. BAD AACHEN: Wie groß ist Ihr Respekt vor dem Öcher Narrenkäfig? Haben Sie sich Tipps geholt, etwa bei Armin Laschet, dem Ordensritter, Öcher und versierten Rheinländer? Günther: Ich habe schon gebührenden Respekt davor. Ich spreche bei Veranstaltungen am liebsten frei. Auf Aachen bereite ich mich In Kiel: Daniel Günther (r.) mit AKV-Präsident Wolfgang Hyrenbach. Foto: AKV „Ich suche Herausforderungen“

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