Jahresbericht 2020
15 III. WOHNUNGSBAU UND WOHNUNGSPOLITIK der ausgegebenen Zielmarke. Am Wunsch und Willen zu bauen scheitert es demnach nicht. Dass Jahr für Jahr deut- lich mehr Wohnungen genehmigt als fertiggestellt werden und sich inzwischen ein Rückstau von 780.000 noch zu errichtenden Wohnungen gebildet hat, ist auf die fehlenden Kapazitäten der Bauunternehmen zurückzuführen. Inzwi- schen sind nicht nur die knappen Fachkräfte ein limitieren- der Faktor, sondern es mangelt auch an Baumaterialien. Bisher hat die Bauwirtschaft den Widrigkeiten der Corona- Pandemie zwar überraschend gut getrotzt, doch nun wackelt der Fels in der Konjunktur-Brandung: Die Knappheit an Rohstoffen und Arbeitskräften gefährdet die Kalkulation der Betriebe und vor allem macht sie das Bauen immer teu- rer. Umso wichtiger wäre es, an anderen Stellen für Entlas- tung zu sorgen. Dazu gehört es beispielsweise, mehr Bau- land auszuweisen. Ob und inwieweit das Ende Juni nach einem äußerst langwierigen Gesetzgebungsprozess in Kraft getretene Baulandmobilisierungsgesetz nun dazu beiträgt, wird zu beobachten sein. Als die Bundesregierung im Frühjahr 2021 die Bilanz ihrer Wohnraumoffensive präsentierte, wurde sie viel gescholten für die Formulierung, sie habe fast 1,5Millionen neue Woh- nungen auf den Weg gebracht und damit das versprochene Ziel eigentlich erreicht. Zwar taugt eine unfertige Wohnung nicht, um die akuten Engpässe zu beseitigen. Unabhängig von der Frage, ob Ankündigungen eingehalten wurden oder nicht, ist es aber tatsächlich so, dass die Neubau-Prognosen des ifo Instituts von gut 300.000 fertiggestellten Wohnun- gen in den beiden kommenden Jahren die andernorts berechneten Bedarfs- beziehungsweise Nachfrageprogno- sen inzwischen sogar übertreffen. So hat beispielsweise das IW für die Jahre von 2021 bis 2025 lediglich noch einen Baubedarf von jährlich 260.000 Wohnungen ermittelt. empirica liegt mit 290.000 benötigten neuen Wohnungen in diesem und im kommenden Jahr sowie ebenfalls knapp 260.000 in den Jahren 2023 bis 2026 in ähnlichen Dimensi- onen. Ein Manko dieser aggregierten Gegenüberstellungen ist, dass sie nichts darüber aussagen, ob dort genug gebaut wird, wo es besonders viele Menschen hinzieht. Ein Blick in die größten deutschen Städte zeigt jedoch: Die meisten haben sich der Herausforderung gestellt und ihren Woh- nungsbau in den vergangenen Jahren kräftig hochgefahren. In Einfamilien-/Zweifamilienhäusern In Mehrfamilienhäusern (einschließlich Wohnheimen) Im Bestand durch Um- und Ausbau sowie in neuen Nichtwohngebäuden Wohnungsbaufertigstellungen In 1. Einheiten Quelle: Statistisches Bundesamt 1 423 1 11 326 1 1 290 1 1 268 1 1 278 11 242 1 1 249 1 1 211 176 159 160 183 1 200 1 215 1 1 245 1 11 1 248 1 1 278 1 1 285 1 1 287 1 11 306 1 1 293 1 1 11 1 1 1 1 1 1 1 1
RkJQdWJsaXNoZXIy MTM5Mjg=