Jahresbericht 2020

18 JAHRESBERICHT 2020 2. Förderung des Wohneigentums Dass in keinem anderen EU-Land so wenige Haushalte in einer eigenen Immobilie leben wie in Deutschland, ist bekannt (Grafik). Nun zeigt sich langsam, dass die Wohnei- gentumsquote hierzulande auch keine Fortschritte mehr macht, sondern sogar wieder etwas sinkt: Im Jahr 2018 wohnten in Deutschland rund 42 Prozent aller Haushalte im Eigentum – das ist 1 Prozentpunkt weniger als vor fünf Jah- ren (Grafik S. 19). Dies ist das zentrale Ergebnis einer Studie des Berliner Forschungsinstitut empirica im Auftrag der Landesbausparkassen. Ein Interviewmit LBS-Verbandsdirek- tor Axel Guthmann über Ursachen und Konsequenzen der schwächelnden Wohneigentumsbildung. Die LBS-Studie hat gezeigt, dass in Westdeutschland inzwi- schen wieder weniger Haushalte in Wohneigentum leben als noch vor zehn, fünfzehn Jahren. In Ostdeutschland mit seiner ohnehin geringeren Wohneigentumsquote stockt der Aufholprozess. Wie erklären Sie sich das? Um diese Entwicklung einordnen zu können, muss man wissen, dass Deutschland zwar keinMieterland ist – schließ- lich wohnt die Hälfte der Bundesbürger in Eigentum –, wohl aber die Städte Mieterhochburgen sind. Deshalb ist eine logische Konsequenz von Landflucht, Urbanisierung und der zunehmenden Zahl von Singles, dass weniger Menschen in Eigentum leben. In einer Großstadt ist es nicht so einfach, Wohneigentümer zu werden. Hinnehmen oder gar gut fin- den sollte man das deshalb aber noch lange nicht. Warum nicht? Alle Argumente, die für den Erwerb von Wohneigentum sprechen, gelten prinzipiell auch für Städter: Vor allem das mietfreie Wohnen ist eine gute Altersvorsorge, Wohneigen- tum trägt maßgeblich zum Vermögensaufbau bei und vor allem schützt es vor Verdrängung. Das alles bedeutet nicht zuletzt einige Sorgen weniger im Leben. Aber welcher Normalverdiener kann sich in einer Stadt heute schon noch eine Eigentumswohnung leisten, selbst wenn er oder sie wollte? Was müsste denn passieren, damit die Menschen auch in den Städten öfter den Sprung ins Wohneigentum schaffen? Die hohen Preise sind in der Tat ein Problem. Sie sind aber eine unweigerliche Folge des knappen Wohnungsangebots. Rezept Nummer eins ist also: mehr bauen. Vielerorts pas- siert das bereits. Früher oder später wird das die Preisent- wicklung zumindest dämpfen. Und Rezept Nummer zwei? Das Richtige bauen. Wer möchte schon eine gesichtslose 08/15-Wohnung kaufen? Eigentumsaffin zu bauen heißt, groß genug zu bauen, genug private Rückzugsmöglichkei- ten einzuplanen und natürlich Außenflächen zu haben, also Selbst genutztes Wohneigentum in Europa Quelle: Euroconstruct/ifo institut * Schätzung, ** 1 Ungarn Slowakei Polen Tschechien Italien Norwegen Spanien Portugal Belgien Irland Großbritannien Schweden Niederlande Frankreich Finnland Österreich Dänemark Deutschland Schweiz           1 1   **  45   So viel Prozent der Wohnungen wurden im Jahr * von ihren Eigentümern selbst bewohnt „Diese Eigenheimverbotsdiskussion ist gegenüber den Wohnwünschen vieler Bundesbürger einfach ignorant.“ Axel Guthmann

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