Jahresbericht 2020
19 III. WOHNUNGSBAU UND WOHNUNGSPOLITIK wenigstens einen kleinen Garten oder einen – nicht zu klei- nen – Balkon. Die sogenannten Townhouses sind eine gute Möglichkeit, auf einer kleinen Grundfläche auch für Eigen- tümer attraktiv zu bauen. Man braucht in einer Stadt eben nicht nur Miniwohnungen für Singles. Es würden auch viele Familien gerne in ihrem Viertel oder zumindest in dessen Nähe wohnen bleiben, finden dort aber oft keine geeigne- ten Wohnungen. Schon aus Gründen des sozialen Mixes wäre es aber gut, wenn es anders wäre. Der positive Neben- effekt: Fast jede Familie, die in eine neue große Wohnung zieht, macht mindestens eine kleinere ältere Wohnung frei. Und darüber freuen sich dann zum Beispiel Studenten und Berufsanfänger. Dieses Phänomen nennt sich Sickereffekt und meint, dass am Ende einer Umzugskette, die von ver- gleichsweise hochwertigem Neubau ausgelöst wird, auch Menschen mit kleinerem Einkommen profitieren. Schon ist das Problem gelöst? Nein. Zum einen ist es nicht so einfach, genug zu bauen. Gerade in den Städten ist Baugrund knapp. Vorhandene Flä- chen müssen unbedingt genutzt werden und dürfen nicht nur an Wohnungsbaugesellschaften vergeben werden, son- dern es sollten auch Selbstnutzer zum Zuge kommen. Viele Städte haben das inzwischen erkannt und achten auf Ausge- wogenheit bei der Vergabe. Außerdem darf die Politik auch nicht die Augen davor verschließen, dass der Eigentumser- werb allzu oft nicht daran scheitert, dass die Kreditraten zu hoch sind. Die niedrigen Zinsen kompensieren die hohen Preise zumindest zum Teil. Das große Problem ist vielmehr, dass die Ersparnisse der Menschen nicht mithalten können. Auch das ist ein Ergebnis unserer Wohneigentumsstudie: In Deutschland haben gerade einmal 3 Prozent aller Mieter- haushalte im typischen Erwerbsalter zwischen 30 und 40 Jahren genug Eigenkapital, um sich eine Immobilie für 450.000 Euro leisten zu können. Weiter oben in der Preisskala wird die Luft logischerweise noch dünner. Deshalb waren Eigenkapitalhilfenwie das Baukindergeld durchaus der richti- ge Förderansatz – obgleich es in vielen Großstädten eben auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Im Moment sieht es nicht so aus, als könnte sich eine der Parteien, die vielleicht die nächste Bundesregierung stel- len, für eine Neuauflage des Baukindergelds begeistern. Was wären denn die politischen Alternativen? Wohneigentumsförderung bleibt wichtig und es geht dabei derzeit vor allem um das Eigenkapital. Weil es aus unserer 1 1 1 1 1 1 1, 1 1 So viel Prozent der Haushalte lebten in den eigenen vier Wänden , , 48,1 40,2 18,9 , 1, , , , , , 43,2 , , ,1 , 44,9 42,1 36,4 Deutschland West Ost Wohneigentumsquote in Deutschland: Zuletzt wieder rückläufig Quelle: Statistisches Bundesamt (EVS), empirica/LBS Research West und Ost: jeweils ohne Berlin
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