Jahresbericht 2020

22 JAHRESBERICHT 2020 3. Immobilienmarkt und Corona Angesichts der Wirtschaftskrise, die die Pandemie ausgelöst hat, schien es eher unwahrscheinlich, dass die Preise fürWohn- immobilien im Corona-Jahr 2020 ungebremst weiter steigen würden. Doch genauso kam es: Der Häuserpreisindex des Sta- tistischen Bundesamts hat 2020 um7,4Prozent zugelegt – und ist damit noch kräftiger gestiegen als in den drei Jahren davor. Zurückzuführen ist diese Entwicklung letztlich darauf, dass die Corona-Hilfsmaßnahmen ihren Sinn und Zweck erfüllt haben: Sie konnten finanzielle Engpässe bei den meisten Menschen in Deutschland erfolgreich abwenden und haben die verfügbaren Einkommen stabilisiert. Angefangen vom im bisher ungekann- ten Ausmaß genutzten Kurzarbeitergeld über die Soforthilfen für Selbstständige bis hin zu Stundungsmöglichkeiten für Kre- ditraten – all dies hat dazu beigetragen, dass bestehende Immobilienkredite nicht ausfallgefährdet waren und Wohn- träume weitergesponnen wurden: Der Wunsch nach den eige- nen vier Wänden ist bei vielen Menschen durch die Lockdown- Erfahrung noch gewachsen, wie eine Befragung imAuftrag der Landesbausparkassen ergeben hat. Das gleichbleibend große Interesse an der eigenen Immobi- lie hat letztlich auch dazu geführt, dass die Immobilienge- sellschaften der Landesbausparkassen und Sparkassen 2020 trotz Lockdown nicht substanziell weniger zu tun hatten als im Rekordjahr 2019: Fast 33.600 vermittelte Objekte bedeuten ein Rückgang gegenüber demVorjahr um lediglich 5,6 Prozent. Die Umsätze legten dessen ungeach- tet wegen der deutlich gestiegenen Objektpreise noch ein- mal um fast 6 Prozent auf insgesamt 9,6Milliarden Euro zu. Mengenmäßig wird das Geschäft nach wie vor von den Eigenheimen dominiert, Eigentumswohnungen wurden nur gut halb so viele vermittelt – der Rückgang war in bei- den Bereichen aber ähnlich groß. Die Zahl der vermittelten Baugrundstücke hat dagegen sogar leicht zugenommen. Dominiert wird das Geschäft der Immobiliengesellschaften von der Vermittlung gebrauchter Häuser und Wohnungen. Das hängt zum einen damit zusammen, dass Neubau selte- ner in die Vermittlung kommt, zum anderen aber auch damit, dass gebrauchte Immobilien nach wie vor günstiger und deshalb besonders beliebt sind: So wechselte ein gebrauchtes Eigenheim, das über eine LBS oder Sparkasse vermittelt wurde, im Jahr 2020 für durchschnittlich gut 273.000 Euro den Eigentümer, eine gebrauchte Wohnung für knapp 195.000 Euro. Ein neues Haus kostete dagegen im Mittel 462.000 Euro und eine neue Wohnung 314.000 Euro. Mögen gebrauchte Einfamilienhäuser im Durchschnitt auch nach wie vor relativ erschwinglich erscheinen – die regiona- len Preisunterschiede in Deutschland sind beachtlich. Die Frühjahrsumfrage bei den Immobilienvermittlern von LBS und Sparkassen ergab auch in diesem Jahr ein kräftiges West-Ost-, vor allem aber Nord-Süd-Gefälle. An der Spitze des Großstadtrankings steht wie schon seit Jahren Mün- chen: Eigenheime kosten dort zuletzt um die 1,7Millionen Euro – für diese Summe könnte man in Magdeburg mehr als sechs Einfamilienhäuser kaufen. Teuer ist der Traum vom eigenen Häuschen auch in anderen südwestdeutschen Großstädten. So müssen dafür in Wiesbaden oft 1,2Millio- nen Euro aufgebracht werden, in Stuttgart 1,15Millionen Euro und auch Freiburg im Breisgau hat die 1-Million-Marke geknackt. Auf den weiteren Plätzen folgen Frankfurt am Main (900.000 Euro), Heidelberg (880.000 Euro), Regensburg (850.000 Euro) und Düsseldorf (850.000 Euro). Rund um München und Frankfurt lohnt sich kaum das Aus- weichen ins Umland, weil die Preise dort oftmals noch höher ausfallen: Die Münchener Vororte Grünwald und Gräfelfing beispielsweise toppen die Landeshauptstadt mit 1,9 bzw. 1,8Millionen Euro deutlich, ähnliches gilt für die Taunus-Städtchen Bad Homburg und Bad Soden nahe Frankfurt am Main. Das Berliner Umland dagegen ist zwar auch teurer als noch vor ein paar Jahren, aber immerhin sinken die Preise in Brandenburg mit zunehmender Entfer- nung zur Bundeshauptstadt. Auch in einigen Großstädten der zweiten Reihe bewegen sich die Preise in moderateren Regionen: In Leipzig, Bremen, Dres- den, Dortmund und Hannover finden sich Eigenheime zwi- schen 330.000 und 480.000Euro. Das untere Ende der Preis- skala hat sich imVergleich zumVorjahr nach oben verschoben: Ein Einfamilienhaus in Zittau (Sachsen), Eisleben (Sachsen- Anhalt), Brilon (Nordrhein-Westfalen) oder Blieskastel (Saar- land) kostet um die 100.000 beziehungsweise 105.000Euro.

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