Jahresbericht 2020
23 III. WOHNUNGSBAU UND WOHNUNGSPOLITIK gen wird. Immerhin 38 Prozent erwarten dies auch für den ländlichen Raum im Umkreis von bis zu 1,5 Stunden Fahr- zeit um die nächstgelegene Kernstadt. Lediglich die abgele- generen ländlichen Regionen dürften kaum profitieren. Spannend bleibt vor diesem Hintergrund auch die Frage, ob in Deutschland eine Immobilienblase entsteht, ob und wann eine solche Blase platzen könnte und vor allem: ob ein etwai- ger Preisrückgang die Finanzstabilität gefährdet. Zwar attes- tiert die Bundesbank den hiesigen Wohnimmobilien schon seit Jahren eine Überbewertung von 15 bis 30Prozent, und auch andere Experten weisen darauf hin, dass sich Kaufpreise und Mieten bzw. Einkommen immer weiter auseinanderent- wickeln. Auf einen Preissturz in solchen Dimensionen deutet derzeit aber nichts hin. Der Ausschuss für Finanzstabilität hat in seinem Anfang Juni 2021 erschienenen Bericht bekräftigt, dass vomMarkt für Wohnimmobilien aktuell keine Risiken für die Finanzstabilität ausgehen. Ein Grund dafür ist, dass die Vergabe von Wohnimmobilienkrediten zwar leicht zunimmt, aber nicht explodiert, und vor allem so strenge Vergabestan- dards gelten wie eh und je. Bis zum Ende des Jahres 2021 erwarten die Immobilienver- mittler von LBS und Sparkassen weitere Preisanstiege in allen Segmenten: Mit Preissprüngen von mehr als 10 Pro- zent ist beispielsweise beim Bauland in Brandenburg nord- östlich und südwestlich von Berlin zu rechnen, das geschätz- te Plus von 2 bis 3 Prozent im Osten Thüringens, im Westen Mecklenburg-Vorpommerns und im Regierungsbezirk Kassel in Hessen nimmt sich demgegenüber relativ moderat aus. Seit der letztjährigen Frühjahrsumfrage, die vor dem Aus- bruch der Corona-Pandemie in Deutschland stattfand, haben die Immobilienmarktkenner nahezu sämtliche Preisprogno- sen noch einmal angehoben. Die Einschätzung der Experten basiert auf der Erwartung, dass sich das Angebot in allen Marktsegmenten weiter verknappt, während die Nachfrage abermals zunimmt. Den Marktbeobachtern zufolge dürfte das Kaufinteresse an Bauland sowie älteren freistehenden Einfamilienhäusern besonders groß ausfallen, aber auch gebrauchte Reihenhäuser könnten nach einer vorübergehen- den Atempause wieder höher im Kurs stehen. Die Nachfrage nach Eigentumswohnungen dagegen wächst voraussichtlich nicht mehr ganz so dynamisch wie in den zurückliegenden Jahren. Den größten Engpass im Angebot sehen die Immobi- lienvermittler weiterhin beim Bauland. Etwas genauer als im vergangenen Jahr lässt sich inzwi- schen abschätzen, wie die Pandemie auf den Markt für Wohnimmobilien wirkt. Bei der Immobiliensuche sind laut aktueller Befragung drei Merkmale besonders wichtig geworden (Grafik): Auf Platz eins liegt der schnelle Internet- anschluss, dies bekräftigen 76 Prozent der befragten Immo- bilienvermittler. 72 Prozent sehen sich häufiger mit dem Wunsch nach einem Garten oder einem Balkon konfron- tiert, 58 Prozent mit jenem nach mehr Zimmern oder zumindest der Möglichkeit, einen Homeoffice-Platz einzu- richten. Nicht stärker in den Vordergrund gerückt ist dage- gen die Verkehrsanbindung – wohl auch, weil sich vieles inzwischen online erledigen lässt. Vor allem aufgrund dieser veränderten Anforderungen an die Wunschimmobilie gehen 44 Prozent der Befragten davon aus, dass die Nachfrage in den Vororten weiter stei- Quelle: LBS Research Immobiliensuche in Zeiten von Corona Technische Infrastruktur (Internetanschluss/ -geschwindigkeit) Garten/Balkon/Terrasse Höhere Zimmerzahl/ separater Arbeitsplatz in der eigenen Wohnung (Homeoffice) Versorgungsinfrastruktur im Wohnumfeld Freizeitinfrastruktur/Erholungs- räume imWohnumfeld 1 (Noch) Keine Effekte Verkehrsinfrastruktur 1 Lebensqualität/Ländlicher Raum 1 So viel Prozent der befragten Immobilienexperten gaben an, dass diese Merkmale bei der Suche nach einer Wohnimmobilie infolge der Corona-Pandemie stärker gefragt seien als zuvor (Mehrfachnennungen) Befragung von 1 Immobilienexperten der Landesbausparkassen und Sparkassen Anfang 1
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