Rückenwind 03/2023

49 RAD IM ALLTAG schen auch weitere Strecken zurück. Der Bau sicherer Infrastruktur inner- und außerorts hält mit dieser Entwicklung bei weitem nicht Schritt. Mehr Radverkehr erfordert mehr Platz für sichere Radwege. Sicher unterwegs nur auf sicheren Wegen Der ADFC fordert seit Jahren, Tempo 30 innerorts als Regelgeschwindigkeit zu ermöglichen; allein Bundesverkehrsminister Volker Wissing und die Autolobby in der Ampelregierung stehen hier mit dem Fuß auf der Bremse und blockieren die notwendige Änderung von Straßenverkehrsgesetz und Straßenverkehrsordnung. An Kreuzungen müssen Radfahrende im Sichtbereich des Kfz- und des Lkw-Verkehrs geführt werden. Getrennte Ampelphasen für Abbieger und Geradeausfahrende sind wichtige Maßnahmen, um die Sicherheit für Radfahrerinnen und Radfahrer zu erhöhen. Der Mindestabstand von 1,50 m innerorts und 2,00 m außerhalb geschlossener Ortschaften beim Überholen von ungeschützten Verkehrsteilnehmern muss kontrolliert und Verstöße geahndet werden. Abbiege- und Dooringunfälle durch plötzlich geöffnete Autotüren lassen sich vermeiden, wenn die Infrastruktur an der Sicherheit des Fuß- und Radverkehrs ausgerichtet wird. Der Radverkehrsanteil soll weiter steigen, in Bonn von rund 15 auf mindestens 25 Prozent. Das ist politischer Konsens. Das ist aber nur zu erreichen, wenn die faktische und auch die gefühlte Sicherheit hoch sind. In den Niederlanden haben lediglich 14 Prozent der Bevölkerung Sicherheitsbedenken beim Radfahren. In Deutschland sind es nach Umfrageergebnissen drei Mal so viele. ADFC empfiehlt Fahrsicherheitstrainings Der ADFC Bonn/Rhein-Sieg empfiehlt gerade älteren Umsteigern auf das elektrisch unterstützte Radeln die Teilnahme an Pedelec-Trainings. Menschen sollen so lange wie möglich selbstbestimmt mit dem Fahrrad oder Pedelec unterwegs sein können. Wenn Mängel der Fahrradinfrastruktur und fehlende Erfahrung beim Fahren eines Pedelecs aufeinandertreffen, kann es besonders gefährlich werden. Daher bietet der ADFC Bonn/Rhein-Sieg mit seiner Radfahrschule für Erwachsene seit mittlerweile elf Jahren Sicherheitskurse an. Von April bis September werden diese in Kooperation mit den Volkshochschulen in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis sowie der Polizei durchgeführt. Gruppenkurse für Umsteiger aufs Pedelec gibt es ebenso wie Einzeltrainings. Fatale Entwicklung: Fahrrad-SUVs Auf einen anderen Aspekt verweist Paul Kreutz, langjähriger Leiter der Pedelec-Sicherheitskurse der ADFC-Radfahrschule Bonn/RheinSieg: das enorm angewachsene Eigengewicht der meisten neuen Pedelec-Modelle. Das liegt inzwischen oft bei mehr als 30 kg. Größere Akkus mit 5 kg Gewicht, Vollfederung, breitere Reifen und durch den Rahmeneinbau der Akkus bedingte verstärkte, schwerere Rahmen, dann noch die empfohlenen sicheren Schlösser mit 3 kg und mehr Gewicht machen aus dem ehemaligen Fahrrad mittlerweile ein „Fahrrad-SUV“. Selbst erfahrene Fahrrad-Routiniers kommen mit solchen Kolossen schon in Schwierigkeiten – ältere und unerfahrene Radler*innen und Wiedereinsteiger sind damit schnell überfordert. Foto: Bernd Hagemann Übung macht die Meister*innen Foto: Axel Mörer Unfallschwerpunkt: Rad kreuzt Rechtsabbieger

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