Rückenwind 03/2023

85 TOUREN UND TOURISTIK RUND UMS RUHRGEBIET sich u.a. eine gigantische Kokerei, die früher für die Stahlproduktion Kohle in Koks umgewandelt hat. Auch dies ein Ort, wo sich heute nichts mehr bewegt, außer vielleicht die sehr kompetenten Führungen, die den Besucher in die damalige Arbeitswelt hineinfühlen lassen. Ich beklage mich nie wieder über 35 °C beim Radeln, denn hier haben Arbeiter 12-StundenSchichten geschoben vor den 1000°C heißen Koksöfen. Die Geschichten um die 1000 °C haben wir erstmal mit ausreichend Kaltgetränken abgekühlt, dann folgen wir dem Radweg „Zollvereinweg“ in östlicher Richtung. An der Stadtgrenze zu Gelsenkirchen mündet er in den RS1, dem Radschnellweg durchs Ruhrgebiet. Dieser soll, nach kompletter Fertigstellung, die Städte Duisburg bis Hamm verbinden auf ca. 114 km Länge; ausgebaut sind aber bisher nur rund 15 km zwischen Mülheim/Ruhr und Bochum, es gibt also noch viel zu tun. In Bochum beschließen wir dann auch den zweiten Tag. Tag 3: Von Bochum nach Dortmund Der dritte Tag beginnt im Bochumer Bergbaumuseum. Auf einer Fläche von etwa 12.000 m² kann der Besucher die übertägige Ausstellung besuchen, hier finden wir Darstellungen und Filmvorführungen über die Arbeitsverhältnisse der frühen Bergbaugeschichte. Unterhalb des Museums befindet sich das originalgetreue Anschauungsbergwerk mit ca. 2,5 km Streckenlänge. Hier unten zeigt man den moderneren, industriellen Bergbau, der jedoch auch schon wieder Geschichte ist. Danach fahren wir Richtung Norden, um wieder den Rhein-Herne-Kanal zu erreichen; diesem folgen wir dann bis zum Dortmund-Ems-Kanal. Hier befindet sich die nächste Industriegeschichte: das Schiffshebewerk Henrichenburg erbaut 1899. Das Hebewerk war in der Lage, die damals üblichen Kähne um 14 m auf die Ebene des Dortmunder Hafens zu heben. Ein vollständiger Senk- oder Hebevorgang dauerte nur 45 Minuten, deutlich schneller als mit sonst üblichen Schleusen. In der Ausstellungshalle bekommen wir einen tiefen Einblick in diese unvorstellbare Ingenieursleistung: Ein komplettes, beladenes Schiff in einem gigantischen Wasserbecken aus Stahl schwebt auf fünf Luftkammern auf oder ab, je nach Bedarf. Ab Henrichenburg folgen wir dem DortmundEms-Kanal in Richtung Dortmund und stoppen kurz am U-Turm, dem ehemaligen Kühlkeller der Dortmunder Union Brauerei. Heute ist der U-Turm eine Werk- und Ausstellungsstätte für Kunst und Kultur, aber auch selbst ein Lichtkunstwerk, das ständig sein Aussehen verändert. Wir gönnen uns am Südwall einen großen Eisbecher, verlassen Dortmund in südlicher Richtung und sind schon wieder – im Bayerischen Wald? Nein, es ist das Naturschutzgebiet Niederhofer Holz; aber wie eingangs in Duisburg ist auch hier plötzlich der Lärm der Stadt verstummt, es rauschen wieder die Blätter, wir fahren wieder auf Waldboden. Bis zum Hotel, das sich überraschenderweise als das Mannschaftshotel von Borussia Dortmund entpuppt. Foto: Gert Heimbold Werkzeuge und Schutzkleidung der Kokereiarbeiter Foto: Gert Heimbold Schiffshebewerk Henrichenburg

RkJQdWJsaXNoZXIy MTM5Mjg=