Rückenwind 03/2025

8 VERKEHRSPOLITIK Radfahrer wissen als Experten des Alltags nur zu gut, dass man weder in Bonn, noch im Rhein-Sieg-Kreis von einem Radnetz sprechen kann. Es gibt einfach zu viele Lücken. Der Wismarer Student Florian Nitzsche arbeitet an der Hochschule Wismar an einer Studie über das Bonner Radnetz. Dafür interviewte er den Bonner ADFCVerkehrsreferenten Frank Begemann. ? Florian Nitzsche: Welche Bereiche des Bonner Radwegenetzes würden Sie als besonders gut entwickelt oder erfolgreich bezeichnen? ! Frank Begemann: Das Radnetz ist nur lückenhaft und hat keine durchgehenden, sicheren Haupt- oder Pendlerrouten durch das gesamte Stadtgebiet von Nord nach Süd oder Ost nach West. Die Radpendlerrouten am Ufer auf beiden Seiten des Rheins sowie entlang der linksrheinischen Bahnlinie sind in Teilen schon gut entwickelt, brauchen aber noch wesentliche Lückenschlüsse. Das gilt auch für die Radpendlerroute zwischen dem Bonner Hauptbahnhof und Bornheim oder den Anschluss der Universitätsklinik an die Bonner Südstadt durch den Alten Fahrweg im Venusberghang. Ein guter Radweg ist der Bröltalbahnweg vom Rheinufer bis zur Siegburger Straße, der selbst aber nur ein Teilstück auf dem Weg ins Bonner Umland nach Niederholtdorf ist und an Pützchens Chaussee nicht sicher weiter den Berg hinauf fortgeführt wird. ? Wie bewerten Sie die Fortschritte bei der Entwicklung der Nord-Süd- und Ost-West-Achsen? ! Die Stadtverwaltung entwickelt die Hauptrouten nicht entlang einzelner Pilotrouten komplett durchgängig, sondern sie verbessert die Situation meist an solchen Stellen, wo ohnehin Baustellen aus anderen Gründen wie Kanalsanierungen anstehen. So entstehen keine lückenlose und attraktive Routen. Das mag zwar kostengünstig sein, es entsteht aber dadurch nur ein Flickenteppich und keine durchgängigen Hauptrouten, die in der Öffentlichkeit auch in ihrer Bedeutung für das sichere Radfahren wirklich wahrgenommen und wertgeschätzt werden. ? Gibt es aus Ihrer Sicht Projekte oder Initiativen, die Sie als Vorzeigeprojekte bezeichnen? ! Zu allererst wurde in Bonn ein Radentscheid erfolgreich durchgeführt und seine Umsetzung von der Stadt Bonn beschlossen. Und es sind schon einige wichtige Forderungen und Projekte umgesetzt. Die Unterbindung des Durchgangsverkehrs (Stichwort Cityring) für den Kfz-Verkehr bei Erhalt und Förderung des Zielverkehrs in die Bonner Innenstadt hilft der Aufwertung und Lebensqualität und der sicheren Mobilität der Radfahrenden in der Innenstadt. Der Ausbau der Rheinuferstrecke in der Beueler Rheinaue ermöglicht inzwischen ein sicheres Radfahren auch im Zweirichtungsverkehr. Der Anschluss vom Bonner Stadtgebiet in Oberkassel nach Niederdollendorf ist 2024 eröffnet worden und kann als „Goldstandard“ für eine Radpendlerroute angesehen werden. Und: Die neue Radverkehrsführung auf der GuidoWesterwelle-Brücke ist für Radfahrende viel sicherer geworden. Ein Problem, das angegangen werden muss: Bonn ist stark durchschnitten vom Rhein, von Bahn- und Autobahnlinien. Es werden deshalb zusätzliche Ost-West-Querungen benötigt. Hierzu wird derzeit die Machbarkeitsstudie mit einer Potenzialanalyse für eine 4. Rheinbrücke nur für den Rad- und Fußverkehr erstellt. Bonner Radnetz hat viele Löcher Wismarer Student im Gespräch mit ADFC-Verkehrsexperte Begemann Der Bonner ADFC-Verkehrsreferent Frank Begemann Foto: Frank Begemann

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