Rückenwind 04/2025

1 www.bonn-rhein-sieg.adfc.de Fahrrad-Magazin für Bonn, Rhein-Sieg und die Region 4. Quartal 2025 G 10789 F Heft 4/2025 IHK-ADFC-Papier Einig: Fahrrad & Wirtschaftsverkehr 70 RADTOUREN IN DIESEM HEFT Kommunalwahl Die Forderungen des ADFC

2 THEMA Belderberg 18 · 53111 Bonn · T 0228/981 36 60 verkauf@velo-city.de · www.velo-city.de Öffnungszeiten: Di–Fr 10–19 Uhr, Sa 10–16 Uhr WIR STECKEN SIE GERNE AN MIT UNSERER FAHRRADLEIDENSCHAFT Für Radreise und Alltag, wir haben die richtigen Lösungen Fahrräder Pedelecs Zubehör Knowhow Ergonomie Service

3 EDITORIAL Liebe Leserinnen und Leser. Themen zur Verkehrssituation in Bonn, im Rhein-SiegKreis und im Kreis Euskirchen gibt es vielleicht mehr denn je. Wir schauen in dieser Rückenwind-Ausgabe zur Kommunalwahl in NordrheinWestfalen zurück auf das, was in den letzten Jahren in unserer Region für den Radverkehr getan wurde. Das ist einiges, aber klar ist auch: Es ist noch viel, sehr viel zu tun auf dem Weg zu einem durchgängigen, attraktiven, sicheren Radwegenetz für Bonn und die gesamte Pendlerregion. Davon zeugt auch der Fahrradklimatest. Die jüngst veröffentlichen Ergebnisse zeigen: Bonn steigt auf und belegt in Nordrhein-Westfalen den zweiten Platz nach Münster. Im Rhein-Sieg-Kreis wurde Rheinbach als stärkster Aufsteiger in seiner Städtekategorie ausgezeichnet. Und Meckenheim ist in seiner Einwohnerklasse die Nr. 1 in NRW und die Nr. 2 bundesweit. Alle Achtung. Fahren Sie mal nach Meckenheim: Dort können Sie erleben, wie man fahrradfreundlich plant und umsetzt. Leider gibt es auch Kommunen in unserer Region, die noch erheblichen Nachholbedarf haben. Dazu mehr in diesem Heft. Doch zurück zur Kommunalwahl am 13. September: Lassen Sie uns gemeinsam aktiv werden, kommen Sie zahlreich zur Demonstration von ADFC, Radentscheid und Critical Mass. „Mehr Platz fürs Rad“ lautet das Motto am 29. August um 18 Uhr im Bonner Hofgarten. Wenige Tage danach sind die OB-Kandidat:innen am 2. September auf einer Podiumsdiskussion im Katholischen Bildungswerk in Bonn unsere Gäste. Sie sind eingeladen, Ihre Fragen zu stellen. Auch der ADFC Siegburg hat die Kandidaten zu einer Diskussion eingeladen. Stellen Sie Ihre Fragen am 27. August im Siegburger Stadtmuseum. In diesem Zusammenhang ist auch die jüngst veröffentliche Studie Mobilität in Deutschland sehr spannend. Sie zeigt, was gut und weniger gut läuft in unserer Region. Wir stellen die Studie in diesem Heft ausführlich vor. Eine erfreulich erfolgreiche Initiative unserer Rückenwind-Redaktion war das Angebot an die Mitglieder, die Vereinspublikation als ePaper zu lesen. Rund 40 Prozent unserer Hauptmitglieder haben sich zurückgemeldet, 1444 Mitglieder und Angehörige haben sich für die ePaperVersion entschieden und helfen damit, die Kosten für den Postversand zu senken. Ganz herzlichen Dank für Ihre und Eure zahlreichen Rückmeldungen und die hohe Bereitschaft zum Online-Umstieg. Das zeigt uns auch, welch wichtiges Informationsmedium der Rückenwind ist. Unsere erfolgreiche Arbeit soll auch gefeiert werden, auf dem ADFC-Sommerfest am Sonntag, 7. September. Diesmal feiern wir allerdings anders: Es gibt es ein großes Picknick in der Beueler Rheinaue. Wir freuen uns auf Euch! Mit freundlichen Wünschen für viel Freude durch Bewegung auf dem Fahrrad und mit dem aktuellen Rückenwind. Martin Hintzen Redaktionsmitglied Martin Hintzen Foto: Hintzen PC-Konfiguration Linux-Betriebssysteme auch ältere PCs/Laptops IT-Beratung Olaf Runge 0228 1809377 it-rat@netcologne.de

4 Titelthema Verkehr Mit Blick auf die Kommunalwahl steht die Verkehrspolitik im Mittelpunkt dieser Ausgabe. Wir stellen unsere Forderungen für Bonn und den Rhein-SiegKreis vor und liefern viele Fakten und Einschätzungen zum Thema. Wir berichten über die Ergebnisse des Fahrradklimatests in unserer Region, die Ergebnisse der Studie Mobilität in Deutschland und das gemeinsame Positionspapier von IHK, ADFC und Radentscheid. Bonn: Das muss bis 2030 passieren .................... 6 Rhein-Sieg-Kreis: Es geht zu langsam voran ... 10 MiD-Studie: Es wird mehr Rad gefahren ........ 12 Gemeinsame Positionen von IHK, ADFC und Radentscheid in Sachen Verkehr .............. 14 Ergebnisse des Fahrradklimatests Bonn hat sich leicht verbessert ...................... 16 Rhein-Sieg-Kreis im leichten Aufwärtstrend ... 18 Kreis Euskirchen nur ausreichend Meldungen zum Verkehr .............................. 22 Nordbrücke: Stadt gegen Verbreiterung .......... 26 Aktionen Lit.Move: Literatur zum Abradeln | ADFC-Sommerfest in der Rheinaue Beuel | Lastenrad-Aktion für Gewerbetreibende | Stadtradeln vom 10. bis 30. September | Deserteure: Tour zur Erinnerung ............................................. 28-31 Fahrradkino: Blockbuster bis November ....... 32 Kidical Mass: Aktionen im September .......... 63 Fahrradmarkt: Der letzte im Oktober ........... 64 Rad im Alltag Wussten Sie schon? Was für Zitate ................ 34 Fahrraddiebstahl: Wie man sein Rad dank Airtags wiederfinden kann ............................. 36 Aus den Ortsgruppen Alfter: Auf den Spuren der Zwangsarbeiter ...... 38 Rheinbach: Sichtbare Verbesserungen ............ 40 Meckenheim: Verbesserte Pendlerroute ........ 42 Bad Godesberg: Radpolitische Tour .............. 50 Obere Sieg: Gemeindesportfest und Demo ... 54 Obere Sieg: Dauerregen bei Siegtal pur ....... 55 Sankt Augustin: Zahlreiche Initiativen ...... 56 Hennef: Masterplan Mobilität .................... 58 Siegburg: Gedenkfahrt & Podiumsdiskussion .. 59 Bad Honnef: In AGFS aufgenommen .......... 60 Bad Honnef: Baumriesen angefahren ............. 60 Lohmar: Austausch mit der Politik ................. 61 Troisdorf: Einladung zu Neuwahlen .............. 62 Touren und Tourismus 13. Fährradtag: 2500 Radler setzten über den Rhein und wir freuen uns über 89 Neumitglieder ............. 49 Meldungen: Zum Zauberer von Oz nach Alfter | Swisttaler Apfelroutentag ............................. 64 Radreisevorträge im Herbst & Winter ........ 66 Kirgisistan: Unser Redaktionsmitglied Gisela Zimmermann berichtet aus der Ferne ......... 68 Kroatien: Radeln ist ein Traum, wäre da nur nicht die lange Anreise mit der Bahn ...... 72 rad+freizeit: Der Termin der 25. Jubiläumsmesse steht. Es ist der 8. März 2026 ............. 75 Das Tourenprogramm hat auch im Herbst mit 70 Terminen viel zu bieten ................... 76 Die Mehrtagestouren: Zweimal Urlaub ..... 86 Rubriken Die Adressenseiten ........................ 44-45 | 48 Impressum ................................................ 74 Fördermitglied Drahtesel ist 40 ................. 87 Termine .................................................... 88 Unsere 23 Fördermitglieder ...................... 90 INHALTSVERZEICHNIS Titelbild: Axel Mörer Redaktionsschluss für Heft 1/2026: 28.9.2025 Erscheinungstermin: 14. November 2025

5 IN EIGENER SACHE Überwältigend war das Echo auf unsere Umfrage im vergangenen Rückenwind zur Bereitschaft, unsere Zeitschrift künftig in einem ePaper-Abo zu lesen. Rund 40 Prozent der rund 4000 angeschriebenen Hauptmitglieder haben sich gemeldet. 1444 steigen aufs ePaper um. Der Umstieg aufs ePaper entlastet uns vor allem bei den stark gestiegenen Portokosten, die je nach Gewicht um die 55 Cent pro Heft schwanken. 1124 Hauptmitglieder haben erklärt, vom gedruckten Rückenwind auf das ePaper umzusteigen, woduch wir die Versandkosten um rund 620 Euro pro Ausgabe und knapp 2500 Euro pro Jahr senken können. Ein positiver Begleiteffekt ist, dass wir die Leserschaft erweitern können: Weitere 320 Familienmitglieder haben erklärt, den Rückenwind als ePaper lesen zu wollen. In der Summe sind das 1444 ePaper-Abonnenten. Diese erhalten künftig nach Erscheinen der neuesten Ausgabe einen direkten Link. Ein weiterer Vorteil der elektronischen Ausgabe ist, dass alle Links und E-Mail-Adressen im Heft aktiv sind. Egal, ob Anzeigen, Webseiten oder Kontaktadressen: Alle sind im ePaper anklickbar. Die Mindestprintauflage halten wir weiter bei 10.000 Exemplaren, weil wir darüber viele Radler erreichen, die noch nicht ADFC-Mitglied sind. „Der Rückenwind ist die Visitenkarte unseres Kreisverbandes“, betont ADFC-Vorsitzender Bernhard Meier. „Es ist wichtig, dass wir in öffentlichen Einrichtungen in der Region, in Rathäusern, Kultureinrichtungen, Geschäften und auf Veranstaltungen mit der Zeitschrift Präsenz zeigen.“ Kosten haben wir auch bei der Papierausgabe eingespart. Wir drucken den Rückenwind jetzt auf 80-Gramm-Papier, zuvor war es 90-Gramm-Papier. Haben Sie es bei der vergangenen Ausgabe überhaupt bemerkt? Unsere Redaktion ist mit dem Ergebnis jedenfalls sehr zufrieden. Vielen Dank an unsere Druckerei DCM in Meckenheim, die den Rückenwind trotz des dünneren Papiers technisch hervorragend umsetzt. Der Umstieg auf das ePaper ist auch weiterhin möglich und ganz einfach: Auf der Webseite https:// www.adfc-bonn.de/Umfrage können Sie das Printabo durch ein ePaper-Abo ersetzen. Noch einfacher: Sie scannen den QR-Code. Die Redaktion 1444 Radler lesen Rüwi als ePaper Umfrage zu Lesegewohnheiten mit großer Resonanz – Auflage bleibt stabil 1 www.bonn-rhein-sieg.adfc.de Fahrrad-Magazin für Bonn, Rhein-Sieg und die Region 4. Quartal 2025 G 10789 F Heft 4/2025 IHK-ADFC-Papier Einig: Fahrrad & Wirtschaftsverkehr 70 RADTOUREN IN DIESEM HEFT Kommunalwahl Die Forderungen des ADFC Großeltern auf Zeit Hilfe, die gut tut! Oma & Opa gesucht Im Familienkreis erwartet Sie eine spannende ehrenamtliche Aufgabe und die Mitarbeit in einem engagierten Team. Wir bieten Qualifizierung, Fortbildung und Anleitung durch Fachkräfte. Mehr Infos unter familienkreis-bonn.de Ehrenamtliches Engagement für Familien in Bonn Breite Straße 76 · 53111 Bonn Telefon: (0228) 18464204 info@familienkreis-bonn.de Infoabend: jeden 1. Dienstag im Monat 18 Uhr Wir freuen uns auf Sie!

6 VERKEHRSPOLITIK Die neue Ratsmehrheit aus Grünen, SPD, Linken und Volt hatte sich nach der vergangenen Kommunalwahl 2020 vorgenommen, den ÖPNV und auch den Radverkehr stark zu fördern. Was hat sich seitdem in Bonn getan? Was wurde angepackt, was ist liegen geblieben? Vor der Kommunalwahl am 14. September zieht unser 2. Verkehrspolitischer Sprecher in Bonn, Frank Begemann, Bilanz und formuliert die Forderungen an die nächste Stadtregierung. Der bundesweite Fahrradklimatest des ADFC und des Bundesverkehrsministeriums zeigt es: Bonn hat seine Bewertung seit 2022 leicht von 3,8 auf jetzt 3,6 verbessert. Dadurch überholte Bonn die Stadt Braunschweig und kam unter den 25 deutschen Städten zwischen 200.000 und 500.000 Einwohnern auf einen beachtlichen fünften Platz. In Nordrhein-Westfalen liegt Bonn hinter Münster damit auf dem zweiten Platz, gefolgt von Aachen und Bielefeld (jeweils 3,78) und Bochum (4,08). Im Fahrradklimatest 2020, also noch vor dem Start der Umsetzung der Ziele des Bonner Radentscheids, lag Bonn noch mit der Schulnote 4,2 bundesweit auf Rang 14. Erfolge der letzten 4 Jahre In Bonn hat sich viel für den Radverkehr getan. Deutliche Verbesserungen der Radverkehrsinfrastruktur sind beispielsweise • die Kappung des Cityrings vor dem Hauptbahnhof • die Radspur auf der Rathausgasse Richtung Rhein („Uni trifft City“) • die neue Radspur auf der Oxfordstraße • der verbreiterte Radweg durch die Beueler Rheinaue • der anschließende Rheinuferweg in Niederdollendorf (Dank an Königswinter) • die verkehrsberuhigte Neugestaltung der Fahrradroute am Bonner Rheinufer • die Gestaltung der Guido-WesterwelleBrücke Wahl 2025: Das muss bis 2030 passieren Die Forderungen des ADFC für die nächsten fünf Jahre in Bonn Radfahrer auf der Kennedybrücke in Bonn: Zwar wurde schon viel geschafft, aber im Radnetz gibt es weiter große Lücken. Foto: Axel Mörer

7 • der neue Radweg als Lückenschluss entlang der B56 • die Sanierung des Alten Fahrwegs kurz vor dem Marienhospital hinauf zum Venusberg. Bei der Adenauerallee wurde anlässlich der dort dringend erforderlichen Kanalsanierungen eine wesentliche Verbesserung für die Sicherheit der Radfahrenden erreicht, die dorthin zum Beethoven-Gymnasium, zu den Universitätsinstituten oder zu ihren Arbeitsplätzen bei den großen Arbeitgebern fahren müssen. Die gegenwärtige Entlastung der Kaiserstraße vom motorisierten Individualverkehr Richtung Süden lockt viele Radfahrende an, obwohl die gefühlte „englische“ Verkehrsregelung verwirrend und für viele Verkehrsteilnehmer nicht klar ausgeschildert ist. Einzelne Fahrradstraßen wurden inzwischen als solche markiert und ausgeschildert. Die Ringstraße und Pützchens Weg sind gelungene Beispiele, wie Fahrradstraßen auf wichtigen Hauptrouten die Sicherheit erhöhen und das Radfahren attraktiver machen. Ausbau der Abstellmöglichkeiten Neben den Neuerungen an Radwegen wurden auch die Radabstellmöglichkeiten stark ausgeweitet. Die vier neuen Fahrradparkhäuser am Frankenbad, am Stiftsplatz, vor dem Beueler Bahnhof und Beueler Rathaus sind ein guter, wenn auch nicht ausreichender Schritt hin zu mehr gesicherten Abstellanlagen für Fahrräder. Sie sind für manche Räder vielleicht noch nicht groß genug und die Nutzenden müssen sich erst noch an die neuen Mietsysteme gewöhnen, aber sie bieten neue Erleichterungen, um Räder auch mit Gepäck abzustellen. Einig sind sich alle Betroffenen, weitere Fahrradparkhäuser sollten größere Boxen bieten. Zusätzlich gibt es inzwischen eine ganze Reihe von Mobilboxen und sonstigen Radabstellanlagen an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet, gerade auch an Umsteigeorten von und zu Bussen und Bahnen wie beispielsweise an den Bahnhöfen Bad Godesberg, Mehlem oder UN-Campus. Vielleicht nicht ganz so offensichtlich wie die Radwege und Parkmöglichkeiten wurden auch etwas unauffälligere Erleichterungen eingeführt wie zahlreiche grüne Pfeile für den Radverkehr oder die Öffnungen von Einbahnstraßen in Gegenrichtung nur für Radfahrende. Bei den Planungen wurden zwei große Meilensteine erreicht. Im Dezember 2023 beschloss der Rat das Radverkehrsnetz mit Haupt- und Pendlerrouten sowie Radschnellwegen. Es bietet nun eine solide Grundlage für künftige Ausbaumaßnahmen von Radwegen. Zudem wurde eine Machbarkeitsstudie mit einer Potenzialanalyse zum Bau einer neuen Rheinbrücke nur für den Rad- und Fußverkehr in Auftrag gegeben. Diese neue Rheinbrücke muss die völlig überlastete Kennedybrücke entlasten und soll die Beueler Rheinseite zusätzlich mit der Bonner City verbinden. Schwerpunkte für die nächsten fünf Jahre Diese unbestrittenen Erfolge können nicht darüber hinwegtäuschen, dass es noch sehr viel VERKEHRSPOLITIK Foto: Frank Begemann Fahrradboxen und Fahrradständer am Bahnhof Godesberg: Die Zahl der Abstellanlagen ist stark gestiegen. Gelungenes Beispiel für die Gestaltung der Fahrradstraßen in Bonn: die Ringstraße in Beuel Foto: Frank Begemann

8 VERKEHRSPOLITIK zu tun gibt, um den Anteil des Radverkehrs auf über 25% zu steigern und weitere Menschen zum Umstieg aufs Rad zu bewegen. Angesichts der hohen Zahlen von 150.000 Einpendlern und 60.000 Auspendlern täglich ist der Ausbau von sicheren und zügig befahrbaren Radwegen, die möglichst baulich von anderen Verkehrsaufkommen getrennt geführt werden sollten, essenziell. Hier kommt dem Vorschlag von ADFC und Radentscheid zu 10 Velorouten, die wirklich sichere und lückenlose Verbindungen durch Bonn und ins Umland schaffen, die größte Bedeutung zu. Sie müssen deutlich markiert und intuitiv beschildert werden, damit das damit entstehende Radnetz von den Menschen auch wirklich erkannt und angenommen werden kann. Die 10 Velorouten sollten umgehend geprüft, in der Öffentlichkeit zur Diskussion gestellt und zwischen allen Beteiligten abgestimmt und zügig als prioritäre Planungsgrundlage verabschiedet werden. Sodann müssen diese Routen schnell optimiert und gemäß ihrem Standard und Sicherheitsanforderungen umgesetzt werden. Leuchttürme: 4. Rheinbrücke & Kautexbahn Dazu gehört auch das große Leuchtturmprojekt einer 4. Rheinbrücke nur für den Rad- und Fußverkehr. Die Machbarkeitsstudie mit ihrer Potenzialanalyse muss schnell veröffentlicht, ausgewertet und diskutiert werden. Die nächsten Planungsschritte müssen umgehend erfolgen, damit die neue Brücke nicht auf die lange Bank geschoben, sondern in absehbarer Zeit gebaut wird. Wir setzen uns für diese Brücke zwischen Ringstraße und Zweiter Fährgasse ein, da sie ein zentraler Bestandteil einer der 10 Velorouten ist. In Verlängerung der Veloroute von der genannten 4. Rheinbrücke durch die Ringstraße sollten rasch die konkreten Planungen für die stillgelegte Schienenstrecke („Kautexbahn“) zwischen dem Beueler Bahnhof bis nach Sankt AugustinHangelar (Streckennummer 9613) umgesetzt werden. Auch ohne Entwidmung der Strecke als Bahntrasse sollte hier für einen realistischen Zeitraum von zunächst ca. 20 Jahren ein Radweg ähnlich des Bröltalradwegs umgesetzt werden. Das wäre eine attraktive und sichere Radverbindung von Sankt Augustin direkt Richtung Bonner Südstadt und Venusberg (über die neue Rheinbrücke) oder auch Richtung Ennertbad und Südbrücke. Der Kautexbahnradweg wäre in Verbindung mit der neuen Rheinbrücke und der anschließenden Route Richtung Venusberg eine zweite, zentrale Ost-West-Verbindung über den Rhein hinweg. Wichtige Projekte für die nächsten Jahre: • Alle Universitätseinrichtungen, Schulen, Kitas und zentrale Freizeiteinrichtungen wie Sportplätze, Schwimmbäder und öffentliche Bibliotheken sind insbesondere für Kinder und Heranwachsende sicher mit dem Rad zu erreichen. Sie sollen ihre Räder dort trocken und sicher abstellen können. • Weiterhin muss die Stadt den Ausbau von sicheren Abstellanlagen für Fahrräder in eigenen Fahrradparkhäusern, sonstigen Parkhäusern und Tiefgaragen sowie in Mobilstationen an wichtigen Umsteigepunkten zwischen ÖPNV und Fahrrad wie „Bike and Ride“-Plätzen vorantreiben. Veloroute 2 Veloroute 1 Veloroute 3 Veloroute 3 Veloroute 4 Veloroute 5 Veloroute 5 Veloroute 7 Veloroute 7 Veloroute 8 Veloroute 9 Veloroute 10 Veloroute 10 Veloroute 4 Hangelar St.Augustin Hersel Niederholtorf Venusberg Endenich Königswinter Niederdollendorf Poppelsdorf Auerberg Oedekoven Oberholtorf Veloroute 2 Veloroute 6 Ückesdorf Lengsdorf Rüngsdorf Meckenheim Niederbachem Bad Godesberg Mehlem Beuel Pennenfeld City Dransdorf Dottendorf Friesdorf für Bonn Pützchen Duisdorf Kessenich Oberkassel Ramersdorf Limperich Röttgen 10 Velorouten

9 • Die Stadt Bonn und der Rhein-Sieg-Kreis sollen sich verstärkt für den bereits im Jahr 2017 von beiden Körperschaften geforderten Radschnellweg entlang der A565 (Tausendfüßler) gegenüber dem Bund und der Autobahn GmbH einsetzen. Beim Land NRW wirkt sie darauf hin, dass der Radschnellweg an der A565 von Endenich bis BonnBeuel in den (noch zu erstellenden) Bedarfsplan für Radschnellwege des Landes aufgenommen wird. • Wir fordern die Stadt Bonn auf darauf zu drängen, beim Neubau der Friedrich-Ebert-Brücke (A565, sog. Nordbrücke) Radschnellwege auf beiden Seiten einzuplanen. • Beim Neubau des Zentralen Omnibusbahnhofs (ZOB) muss eine sichere Radwegeführung an der Maximilianstraße bis Ende 2030 umgesetzt werden. Um all diese Schritte zu gehen und weitere Erfolge zu erzielen, sind schnellere Entscheidungsprozesse, eine gute und verständliche Kommunikation der Vorhaben und die zügige Umsetzung all dessen in der Bonner Stadtverwaltung erforderlich. Konkret empfiehlt der ADFC daher: • Bündelung der für die Mobilitäts- und Verkehrsaufgaben zuständigen Verwaltungseinheiten in einem eigenen Amt für Mobilität und Verkehr • Konsequente finanzielle und personelle Absicherung der Maßnahmen, die für die Umsetzung der Ziele des Radentscheids Bonn erforderlich sind • Intensive Kommunikation der Umsetzung der Mobilitätswende in Bonn, dem RheinSieg-Kreis und den Kommunen, insbesondere zum Radverkehrsnetz in Bonn. Frank Begemann VERKEHRSPOLITIK Mehr Platz fürs Rad – sei dabei am 29.08. Radfahren ist schnell, gesund, leise –und macht einfach gute Laune. Es schafft Platz in der Stadt, löst Stauprobleme und hilft, unsere Umwelt zu schützen. Wenn mehr Menschen aufs Rad steigen, wird Bonn lebenswerter für alle. Schon heute sind viele umweltfreundlich unterwegs – zu Fuß, mit Bus, Bahn oder dem Fahrrad. Aber die Infrastruktur hält nicht mit. Wir brauchen sichere, durchgängige Radwege und eine Stadt, in der sich alle gern aufs Rad setzen. Deshalb: Sei dabei, wenn wir am Freitag, 29. August gemeinsam auf die Straße gehen! Bei der Critical Mass zeigen wir, wie viele wir sind –und wie viel Spaß eine fahrradfreundliche Stadt macht. Komm mit dem Rad, bring Freund:innen mit und setz ein Zeichen für gesunde, klimafreundliche und lebenswerte Mobilität! Treffpunkt: 18 Uhr an der Hofgartenwiese (Hier evtl. noch weitere Unterzeichner) Mehr Platz fürs Rad – sei dabei am 29.08. Radfahren ist schnell, gesund, leise –und macht einfach gute Laune. Es schafft Platz in der Stadt, löst Stauprobleme und hilft, unsere Umwelt zu schützen. Wenn mehr Menschen aufs Rad steigen, wird Bonn lebenswerter für alle. Schon heute sind viele umweltfreundlich unterwegs – zu Fuß, mit Bus, Bahn oder dem Fahrrad. Aber die Infrastruktur hält nicht mit. Wir brauchen sichere, durchgängige Radwege und eine Stadt, in der sich alle gern aufs Rad setzen. Deshalb: Sei dabei, wenn wir am Freitag, 29. August gemeinsam auf die Straße gehen! Bei der Critical Mass zeigen wir, wie viele wir sind –und wie viel Spaß eine fahrradfreundliche Stadt macht. Komm mit dem Rad, bring Freund:innen mit und setz ein Zeichen für gesunde, klimafreundliche und lebenswerte Mobilität! Treffpunkt: 18 Uhr an der Hofgartenwiese (Hier evtl. noch weitere Unterzeichner)

10 Der Radverkehr im Rhein-Sieg-Kreis kommt nur langsam voran. Und auch nicht überall gleichermaßen. Das Fazit des Verkehrspolitischen Sprechers Peter Lorscheid für die vergangenen fünf Jahre: Es muss viel schneller vorangehen. Es gibt Kommunen wie Rheinbach, Bad Honnef oder Hennef, in denen zukunftsweisende Fahrradkonzepte entwickelt wurden und von denen auch wichtige Elemente bereits umgesetzt werden konnten. Zu nennen wäre etwa der „Radring“ in Rheinbach, der Ausbau des Rheinradwegs bei Rhöndorf und zwischen Dollendorf und Oberkassel oder die Pendlerrouten mit denen in Hennef einige umliegende Ortschaften an die Kernstadt angebunden wurden. Für einen Flächenkreis besonders ist das Leihsystem, das nun überall etabliert ist und in diesem Jahr im Rahmen einer Neuausschreibung nochmals verbessert werden soll. Es ist zu wenig passiert im Kreis Insgesamt hat sich in den vergangenen fünf Jahren im Rhein-Sieg-Kreis zu wenig getan. Von den politisch Verantwortlichen in Kommunen und Kreis muss in den nächsten fünf Jahren mehr erwartet werden, damit der Kreis seinen Beitrag dazu leisten kann, den Radverkehrsanteil auf die im Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz von 2019 genannten 25 Prozent zu steigern. Im Einzelnen sind folgende Baustellen zu nennen, an denen in den kommenden 5 Jahren dringend Fortschritte gemacht werden sollten: • Radschnellweg Bonn/Rhein-Sieg: Auch wenn beim Tausendfüßler in Bonn der Radschnellweg nicht mitgeplant wurde, ist der Radschnellweg von Meckenheim über Bonn nach Troisdorf und Niederkassel für den ADFC nicht vom Tisch. Dieser Radschnellweg muss dringend in den Bedarfsplan des Landes aufgenommen werden und bei künftigen Planungsmaßnahmen mitgedacht werden. • Radpendlerrouten: Während es im Linksrheinischen provisorische Routen gibt, ist das im Rechtsrheinischen nicht der Fall. Vor allem bei den Routen von Niederkassel, Troisdorf und Lohmar nach Köln geht es nicht voran, aber auch bei den Routen Eitorf-Hennef-Siegburg-Troisdorf und Lohmar-Siegburg-Sankt Augustin. Diese Routen befinden sich im Vorplanungsstadium, innerhalb der nächsten 5 fünf Jahre sollte deren Ausführung geplant und in nennenswertem Umfang auch umgesetzt werden. Ziel muss es sein, diese Routen möglichst rasch im Alltagsverkehr erlebbar zu machen: mit provisorischer Wegeführung, Ausschilderung und einer konkreten Perspektive zur Vollendung der Provisorien. • Naturschutzprobleme lösen: Im Rhein-SiegKreis stoßen Vorhaben zur Verbesserung des Radwegenetzes immer wieder auf naturschutzrechtliche Widerstände. Dies betrifft v.a. eine alltagstaugliche Radwegverbindung zwischen Lohmar und Troisdorf durch die Wahner Heide, die Schaffung von Berg-Tal-Verbindungen im Bereich des Siebengebirges sowie in Windeck den Bau einer durchgängigen Radwegverbindung entlang der Sieg. Diese Maßnahmen sind für ein attraktives Radwegnetz unverzichtbar, fördern den Umstieg auf das Fahrrad in den betroffenen Regionen und leisten so einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. • Sicherheit verbessern: Mehr Sicherheit beim Radfahren braucht auch zahlreiche kleine MaßIm Rhein-Sieg-Kreis muss es vorangehen Es fehlen Radpendlerrouten – Einige Kommunen zeigen, wie es geht VERKEHRSPOLITIK Parallel zur A59 könnte der Radschnellweg BonnRhein-Sieg verlaufen – bei der bevorstehenden Verbreiterung der Autobahn wird der Radschnellweg wie beim Tausendfüßler leider nicht berücksichtigt.

11 VERKEHRSPOLITIK nahmen. Dazu zählen Seitenlinien an außerörtlichen Radwegen ohne Beleuchtung. Diese erleichtern die Orientierung im Dunkeln sehr, insbesondere bei Gegenverkehr. Die unterschiedlichen Baulastträger und Straßenverkehrsämter (Bund, Land, Kreis, Kommunen) sind gefordert, dies flächendeckend möglichst zeitnah umzusetzen, d.h. nicht in jedem Fall bis auf die nächste Sanierungsmaßnahme zu warten. Gleiches gilt für Roteinfärbungen von Radwegfurten an Einmündungen. Hier haben sich die Verwaltungen vielfach auf den Standpunkt gestellt, nur bei besonderen Gefahrenlagen Roteinfärbungen vorzunehmen. Diskussionen, wo eine solche Gefahrenlage vorliegt, waren die Folge, mit der Konsequenz, dass oft erst ein Unfallschwerpunkt vorliegen musste, damit eine Roteinfärbung erfolgte. Ein Erlass des Landesverkehrsministers schafft hier neue Standards: Radwegfurten an Bundes- und Landesstraßen sollen nun flächendeckend rot eingefärbt werden; für solche des Kreises oder der Kommunen wird dies empfohlen. Die politischen Gremien sind gefordert, von ihren Verwaltungen bzw. von Straßen.NRW eine zeitnahe Umsetzung einzufordern. Nur wenn hier Tempo aufgenommen wird, kann der Erlass innerhalb von absehbarer Zeit seine Wirkung entfalten. • Abstandskontrollen: Seit einigen Jahren gelten verbindliche Abstandsvorgaben beim Überholen von Fahrrädern durch Kraftfahrzeuge: 1,5 m innerorts und 2 m außerorts. Leider zeigt sich, dass diese Abstände häufig nicht eingehalten werden, was zu Verunsicherung und Gefährdung der Überholten führt. Neben Aufklärung sind hier insbesondere gezielte Kontrollen erforderlich. Die Polizei verweist hier auf knappes Personal und angeblich fehlende Messmethoden. Bei geeigneter Auswahl der Kontrollstellen lassen sich deutliche Unterschreitungen der Mindestabstände sehr wohl zweifelsfrei feststellen. Der Landrat als Chef der Kreispolizeibehörde in Siegburg ist gefordert, hier das Notwendige zu veranlassen. • Verknüpfung ÖPNV optimieren: Nicht nur der Radverkehr, sondern die Verkehrswende insgesamt muss vorangebracht werden. Dazu muss der Radverkehr optimal mit den anderen Verkehrsträgern, vor allem dem Bahnverkehr, verknüpft werden. Die Einrichtung von Mobilstationen, an denen diese Verknüpfung erfolgt, ist im RheinSieg-Kreis auf einem guten Weg und muss weiter vorangebracht werden. Dabei kommt es darauf an, das eigene Fahrrad an den Bahnstationen sicher abstellen zu können und zugleich Auswärtigen Leihräder für die letzten Meilen zur Verfügung zu stellen. Peter Lorscheid Überholen ohne Sicherheitsabstand, wie hier auf der Frankfurter Straße in Siegburg, ist Alltag. Der ADFC fordert von der Polizei wirkungsvolle Kontrollen. Fotos: Peter Lorscheid

12 In der Region wird mehr zu Fuß gegangen und mit dem Rad gefahren: Das ist ein Ergebnis der im Mai veröffentlichten Studie Mobilität in Deutschland (MiD). 71 Prozent der Wege werden per Rad, zu Fuß oder mit Bus und Bahn zurückgelegt. Allerdings behauptet das Auto in der Region Platz 1, berücksichtigt man die pro Person zurückgelegten Kilometer. Aber auch hier steigt der Anteil des Umweltverbundes. Das infas-Institut befragte 2023 in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis 6676 Personen aus 3497 Haushalten, die 17.718 Wege beschrieben haben. Legt man diese Anzahl an Wegen zu Grunde, wurden in Bonn 32 Prozent der Wege nur zu Fuß bewältigt (2017: 28 %), der Radverkehrsanteil stieg von 15 auf 21 Prozent. Der öffentliche Verkehr blieb mit einem Anteil von 18 Prozent nahezu konstant. Solch positive Entwicklungen beim Rad- und Fußverkehr sind vor allem ein Großstadtphänomen. Verschiebungen gibt es auch beim Autoverkehr, aber in die andere Richtung. Der Anteil der Wege von Autofahrern, die alleine unterwegs sind, sank von 29 auf 22 Prozent, der Anteil der Wege von Mitfahrern im Auto fiel von 12 auf 8 Prozent. Der Rückgang des Autoverkehrs – übrigens bundesweit – ist zum ersten Mal seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2002 zu beobachten. Was der ADFC seit Jahren sagt: Gerade innerorts ist das Potential für den Radverkehr riesig. Strecken bis 5 oder 10 Kilometern lassen sich meist problemlos mit dem Fahrrad bewältigen, erst recht, seit sich der Anteil der Pedelecs, also der Fahrräder mit elektrischer Unterstützung, massiv erhöht hat. Auto bleibt nach Streckenkilometern Nr. 1 Auch wenn es Berufspendler gibt, die morgens und abends für Ihren 50 km-Weg zur und von der Arbeit das Rad als Ersatz fürs Fitnessstudio wählen, bei den zurückgelegten Personenkilometern steht das Auto mit 55 Prozent auch in Bonn absolut auf Platz 1. Immerhin sind das aber auch hier drei Prozentpunkte weniger als 2017. Der ÖPNV bleibt mit einem Anteil von 33 Prozent konstant. Gemessen nach zurückgelegten Kilometern stieg der Anteil des Radverkehrs auch hier deutlich von 5 auf 8 Prozent, der Fußverkehr stieg von 3 auf 5 Prozent. Das spricht dafür, Studie: Es wird mehr Rad gefahren Überzeugungsarbeit durch radpolitische Touren durch die Stadt VERKEHRSPOLITIK

13 dass mehr Radschnellwege wie beispielsweise am Tausendfüßler und über die Nordbrücke, mehr und bessere Radpendler- und Velorouten großes Potential für effiziente Fortbewegung, Klimaschutz und Gesundheit böten – wenn sie denn gebaut werden. Langsame Entwicklung im Rhein-Sieg-Kreis Auch im Rhein-Sieg-Kreis tut sich was, wenn auch langsamer. Gemessen an der Zahl der Wege wählten 57 von 100 den Pkw, fünf Prozentpunkte weniger als 2017. Nach Personenkilometern ist der Autoverkehr im Rhein-Sieg-Kreis mit 73 Prozent noch dominierender als in Bonn, allerdings auch hier vier Prozentpunkte weniger als im Jahr 2017. In der Region hat der ÖPNV das größte Potential – wenn man ihn denn ausbaut. Mit S13, Seilbahn, rechtsrheinischer Stadtbahn nach Köln und Hardtbergbahn wäre viel zu erreichen. Auch ohne Realisierung der vielen Vorhaben konnten Bus und Bahn nach Kilometern ihren Anteil schon von 18 auf 20 Prozent erhöhen, unabhängig von der Streckenlänge wählten 11 Prozent den ÖV, 2017 waren es 10. Auch der Fußverkehr nimmt zu Im Rhein-Sieg-Kreis wurde mehr gelaufen, der Fußverkehr erhöhte seinen Anteil nach Personenkilometern von 2 auf 4 Prozent, nach Anzahl der Wege von 20 auf 24 Prozent. Der Anteil der mit dem Rad zurück gelegten Strecken stieg leicht von 8 auf 9 Prozent, während er bei den zurückgelegten Kilometern pro Person leicht gesunken ist, von 3 auf 2 Prozent. Bernhard Meier | Axel Mörer VERKEHRSPOLITIK Mobilität in Deutschland Die MiD-Studie im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums basiert auf einer bundesweiten Befragung von Haushalten zu ihrem alltäglichen Verkehrsverhalten. Für die aktuelle MiD-Studie wurden 218.000 Haushalte mit 420.000 Personen befragt. Die Studie wird alle sechs Jahre vom Bonner Institut für angewandte Sozialwissenschaft (infas) durchgeführt (2002, 2008 & 2017). Alle Haushaltsmitglieder dokumentieren alle ihre Wege an einem zufällig vorgegebenen Berichtstag. Zusätzlich liefert die Befragung Ergebnisse zur Ausstattung mit Verkehrsmitteln, Akzeptanz neuer Mobilitätsangebote, der Zufriedenheit mit verfügbaren Verkehrsmitteln, der Wirkung des Deutschlandtickets und zum Zugang zu diesen Angeboten und Homeoffice. Ebenso bietet sie Ergebnisse zum Reiseverkehr. Bernhard Meier

14 Die IHK Bonn/Rhein-Sieg, der ADFC und der Radentscheid Bonn haben sich auf ein gemeinsames Positionspapier zum Radverkehr geeinigt. Darin betonen alle drei Partner die Bedeutung des Radverkehrs für den Verkehr in Bonn und seine Rolle beispielsweise für Berufspendler. Zugleich sollen Rad- und Wirtschaftsverkehr in Einklang gebracht werden. Vertreter von IHK, ADFC und Radentscheid hatten sich über mehrere Monate konstruktiv in einer Arbeitsgruppe getroffen und dabei viele Gemeinsamkeiten gefunden. Es wuchs das Verständnis für die gegenseitigen Bedürfnisse und die Notwendigkeit, Radverkehr und den Wirtschaftsverkehr so zu organisieren, dass alle Verkehrsträger ihren Raum finden. Deshalb hatten ADFC und Radentscheid in die Gespräche auch ihr Konzept für zunächst wenige, aber lückenlose und sichere Velorouten eingebracht, das eine Fokussierung der Radverkehrsförderung vorsieht. „Wir brauchen solche Velorouten, auf denen man sicher und schnell durch Bonn fahren kann, die den Radverkehr regelrecht anziehen“, so ADFC-Verkehrsexperte Frank Begemann. „Dadurch können sich Gewohnheiten verändern und Radverkehr auf diesen Velorouten stärker bündeln. Gleichzeitig können damit andere wichtige Straßen zugunsten des weiterhin benötigten Wirtschaftsverkehrs entlastet werden.“ „Für eine erfolgreiche Verkehrswende ist entscheidend, dass kein Flickwerk entsteht, sondern eigenständige und sichere Radrouten geschaffen werden“, betonte auch IHK-Präsident Stefan Hagen bei der Präsentation des 16-seitigen Positionspapiers. „Dabei gilt es, die Kapazitäten und die Anforderungen der anderen Verkehrsträger miteinzubeziehen und ganzheitlich auf die Verkehrsströme zu blicken.“ Dabei sieht Hagen im Radverkehr die Chance, die Straßen vom Autoverkehr zu entlasten und damit Kapazitäten für den Wirtschaftsverkehr zu schaffen. „Unsere Region ächzt Tag für Tag unter der überlasteten Verkehrsinfrastruktur. Wenn mehr Menschen auf das Fahrrad umsteigen, können Rad und Wirtschaft in Einklang bringen IHK, ADFC und Radentscheid einigen sich auf Verkehrspapier Zufrieden mit dem gemeinsamen Positionspapier (v.l.): Dr. Frank Begemann (ADFC), Gerd Billen (ADFC), IHK-Präsident Stefan Hagen, Annette Quaedvlieg (ADFC) und Steffen Schneider (Radentscheid Bonn) Foto: Radentscheid

15 VERKEHRSPOLITIK davon auch die Wirtschaftsverkehre profitieren“, so Hagen. „Das Wichtigste für Radfahrende in Bonn und der Region sind sichere, durchgängige Radpendlerrouten. Diese müssen mit den ÖPNVKnotenpunkten sowie Schulen, großen Behörden und Betrieben gut vernetzt sein“, betonte ADFC-Vorsitzende Annette Quaedvlieg. „An den ÖPNV-Haltestellen brauchen wir Fahrradparkhäuser und Fahrradleihstationen. Wir brauchen fahrradfreundliche Arbeitgeber, die die Nutzung von ÖPNV und Fahrrad bewerben und belohnen. Nur so können wir unsere Klimaziele realisieren und die Attraktivität unserer Heimatregion nachhaltig fördern. Der intensive Austausch mit der IHK ist uns auf der Suche nach guten Lösungen für alle sehr wichtig. Nehmen wir uns Utrecht als Vorbild!“ Den Austausch mit der Industrie- und Handelskammer lobte auch Radentscheid-Sprecher Steffen Schneider. „Der Dialog ist für uns ein zentraler Erfolgsfaktor für die Weiterentwicklung der Mobilität in unserer lebenswerten Stadt“, so Schneider. „Wir sind davon überzeugt, dass mehr Radwege weniger Stau bedeuten. Das Fahrrad hat einen enormen Technologiesprung gemacht. Radfahren mit Pedelecs und Transport mit dem Fahrrad sind bequemer geworden und interessieren viele Menschen. Daher setzen wir uns dafür ein, dass Velorouten ausgebaut werden, die durchgängig und sicher sind. In einer wachsenden Stadtbevölkerung brauchen wir Alternativen zum Auto. Diese zu entwickeln geht nur im Miteinander.“ IHK, ADFC und Radentscheid sprechen sich in dem gemeinsamen Papier – zusätzlich zu den schon bestehenden Hauptrouten beiderseits des Rheins – für fünf bis acht lückenlose und sichere Routen für den Radverkehr in Bonn aus. Darin enthalten ist auch die 4. Rheinbrücke, die Teil sein soll einer Veloroute zwischen Hangelar über die alte Trasse der Kautexbahn über den Rhein zu den großen Arbeitsplatzstandorten linksrheinisch, sogar bis hin auch zur Uniklink auf dem Venusberg. Aber auch alle anderen Velorouten sollen wegen der intensiven Pendelbeziehungen zwischen Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis möglichst gut an die Nachbarkommunen angebunden sein. Das Positionspapier können Sie auf der ADFCWebseite herunterladen. Hier ein Kurzlink: https://t1p.de/Positionspapier2025 Axel Mörer Critical Mass - Eine fröhliche Fahrt durch die Stadt BONN: Jeden letzten Freitag im Monat um 18 Uhr, ab Uni-Hauptgebäude, Hofgartenseite BAD NEUENAHR: Ab März: Radeln für ein fahrradfreundliches Ahrtal Jeden 1. Samstag im Monat, 11 Uhr, ab Bahnhof Bad Neuenahr

16 VERKEHRSPOLITIK Die Maßnahmen für den Radverkehr in Bonn kommen bei den Radfahrern an, allerdings ist die Stadt noch weit von einem guten Ergebnis entfernt: Im bundesweiten Fahrradklimatest des ADFC und des Bundesverkehrsministeriums verbesserte Bonn seine Bewertung seit 2022 leicht von 3,8 auf jetzt 3,6. Dadurch überholte Bonn Braunschweig und kam unter den 25 deutschen Städten zwischen 200.000 und 500.000 Einwohner auf einen beachtlichen fünften Platz. Die fahrradfreundlichste Großstadt bis 500.000 Einwohner ist Münster mit einer Note von 2,97, vor Freiburg (3,03), Karlsruhe (3,05) und Kiel (3,27). In Nordrhein-Westfalen liegt Bonn hinter Münster auf dem zweiten Platz, gefolgt von Aachen und Bielefeld (jeweils 3,78) sowie Bochum (4,08). Im Fahrradklimatest 2020, noch vor dem Beschluss über die Umsetzung der Ziele des Bonner Radentscheids und des ADFC, lag Bonn noch mit der Schulnote 4,2 bundesweit auf Rang 14. Es fehlen zentrale Routen- und Netzschlüsse Doch die starke Verbesserung in den ersten zwei Jahren hat sich inzwischen verlangsamt. „Es gibt zwar einige sehr erfreuliche Vorzeigeprojekte wie den verbreiterten Radweg durch die Beueler Rheinaue, die Fahrradroute am Bonner Rheinufer und den Radweg auf der Oxfordstraße. Gleichzeitig hat es die aktuelle Koalition nicht geschafft, zentrale Routen- und Netzschlüsse umzusetzen, etwa auf dem Bertha-von-SuttnerPlatz oder die dringend notwendige Verbreiterung des in einem katastrophalen Zustand befindlichen Rheinradweges auf Bonner Seite“, kritisiert Frank Begemann, 2. Verkehrspolitischer Sprecher des ADFC in Bonn. Auch die Pendlerroute zwischen Bornheim und der Bonner Innenstadt ist vor allem auf Bonner Gebiet noch lückenhaft und nicht fertig. Es fehlen zwei Brückenbauwerke und der Ausbau der Route entlang der Thomastraße bis zum Alten Friedhof. „Auch das Routennetz, das der Stadtrat beschlossen hat, ist noch sehr lückenhaft.“ Gerade das fehlende Radnetz und die mangelhafte Infrastruktur in Kreuzungsbereichen schlägt sich in den Bewertungen nieder. Die 1604 Teilnehmer, die 27 Fragen zu den verschiedensten Themen des Radverkehrs beantwortet haben, bewerten die Sicherheit beim Radfahren in Bonn nur mit der Note 4,1. Der Komfort beim Radfahren wird mit 4,3 noch schlechter bewertet. Hindernisse auf Radwegen wie Poller oder Dornenbüsche entlang von Radwegen sorgen für eine ebenfalls schlechte Benotung von 4,1. Konflikte zwischen Auto- und Radverkehr Zu häufig kommen sich offenbar auch Auto- und Radverkehr in die Quere, die Note 4,4 ist ein Indiz für viel Konfliktpotential. Die Ampelschaltungen für Radfahrer bekommen mit 4,4 auch wenig Applaus. Ein Dauerärgernis bleibt die mangelhafte Führung des Radverkehrs an Baustellen (Note 4,5). Die schlechtesten Noten Bonn verbessert sich leicht auf 5. Platz Fahrradklimatest: In NRW liegt Bonn hinter Münster sogar auf Rang 2 Der einzigen gut ausgebauten Pendlerroute in der Region zwischen Bonn über Alfter nach Bornheim fehlt vor allem noch die Brücke über die K12n an der Grenze Alfter/Bonn und über den Probsthof. Foto: Georg Wilmers

17 Als Kundin und Kunde der Sparkasse KölnBonn machen Sie Köln und Bonn lebenswerter. Denn ein Teil unserer Gewinne fließt zurück in die Region – und macht für über 2.400 gemeinnützige Projekte und Initiativen einen Unterschied. sparkasse-koelnbonn.de/engagement Jährlich fördern wir gemeinnützige Projekte 2.400

18 VERKEHRSPOLITIK bekommt Bonn bei den Themen Fahrraddiebstahl (4,6) und für die Fahrradmitnahme im Öffentlichen Personennahverkehr (4,7). Doch natürlich hat Bonn auch Fortschritte gemacht und wird bei einigen Themen überdurchschnittlich gut bewertet. Die beste Note – eine glatte 2,0 – erhält Bonn für die großflächige Öffnung von Einbahnstraßen, die starken Investitionen in den Radverkehr der letzten beiden Jahre werden mit 2,3 honoriert. Das öffentliche Leihradsystem bekommt ebenfalls die gute Note 2,3. Die Erreichbarkeit der Innenstadt wird mit 2,4 als gut eingeschätzt. Die aktuelle Radinfrastruktur wird mit 2,5 positiv bewertet – trotz der in Teilen fehlenden Netzschlüsse und mangelnden Qualitäten der Radwege. „Das Ergebnis des Fahrradklimatests zeigt, dass sich in den vergangenen Jahren schon viel verbessert hat, aber Bonn noch viel zu tun hat“, so Frank Begemann. Jetzt reichen nicht mehr Schilder und Markierungen, um Verbesserungen zu erreichen. „Bonn muss sich jetzt auf das Hauptroutennetz konzentrieren, das wie ein U-Bahn-Netz funktioniert und die Radfahrer schnell, sicher und zügig durch die Stadt führt und mit den Nachbarstädten verbindet.“ Begemann: „Wenn wir unsere Mittel nicht konzentrieren, dann werden wir uns verzetteln. Sehr gute Radwege wie durch die Beueler Rheinaue oder die Radpendlerroute auf Alfterer Gebiet zeigen eindrucksvoll, wie viel Spaß es machen kann, mit dem Rad unterwegs zu sein.“ Axel Mörer Die seit einigen Jahren währende, langsame Aufwärtsbewegung beim Fahrradklima im Rhein-Sieg-Kreis setzte sich auch beim ADFC-Fahrradklimatest 2024 fort. Während sich in Kommunen wie Hennef, Alfter, Rheinbach und Eitorf das Fahrradklima zum Teil sehr deutlich verbessert hat, tritt das Fahrradklima in zahlreichen anderen Kommunen wie Troisdorf, Niederkassel, Siegburg und Swisttal aber weiterhin auf der Stelle. Das zeigt der aktuelle Fahrradklimatest. Im Kreis beteiligten sich 2329 Radfahrer an der Befragung. Das ist etwas weniger als 2022, als 2513 Personen die 27 Fragen des Fahrradklimatests beantworteten. Erneut ist für alle 19 Kommunen im Kreis eine ausreichende Anzahl an beantworteten Fragebögen eingegangen, so dass eine wissenschaftliche Auswertung möglich war. Die höchste Beteiligung gab es in Bad Honnef mit 223 Antwortbögen, die geringste Beteiligung in Eitorf mit 61 eingereichten Bögen. Die Durchschnittsbewertung im Rhein-SiegKreis auf einer Schulnoten-Skala von 1 bis 6 hat sich gegenüber 2022 von 3,9 auf 3,8 erneut leicht verbessert. Besonders erfreulich: Meckenheim ist nicht nur mit der Note 2,7 weiterhin die mit Abstand am besten bewertete Kommune des Kreises, sondern liegt in der Größenklasse der Städte mit 20.000 bis 50.000 Einwohnern bundesweit wieder auf dem 2. Platz. Meckenheim punktet in allen Bereichen und profitiert insbesondere von seiner systematischen Radverkehrsförderung, in der das Fahrrad als gleichwertiges Verkehrsmittel anerkannt und schon immer mitgedacht wurde. Die Nachbarstadt Rheinbach konnte ihre Bewertung von 4,3 auf 3,8 verbessern und gehört damit bundesweit zu den Städten, die im Vergleich zur vorherigen Befragung am meisten aufholen konnten. „Insgesamt geht es erneut in die richtige Richtung. Dabei sehen wir einige bemerkenswerte Fortschritte, aber eben leider auch sehr viel Stagnation“, fassen Peter Lorscheid und Georg Wilmers, verkehrspolitische Sprecher des ADFC für den Rhein-Sieg-Kreis, das BefragungsAufwärtstrend im Rhein-Sieg-Kreis Fahrradklimatest: Rheinbach bester Aufholer, Meckenheim bundesweit top

19 VERKEHRSPOLITIK ergebnis zusammen. „Dabei sieht man sehr deutlich, dass für die Kommunen, in denen konkrete Maßnahmen umgesetzt werden, auch die Bewertungen durch die Befragten besser ausfallen. Zu nennen sind hier z.B. das Radverkehrsnetz und die Einrichtung von Fahrradstraßen in Rheinbach sowie die Eröffnung von Radpendlerrouten und das Bauvorhaben einer neuen Radstation in Hennef.“ Auffällig positiv bewertet wird im Rhein-SiegKreis wie schon 2022 das Leihradsystem, die Note ist von 3,1 auf 2,9 weiter gestiegen und ist um 1,6 Noten besser als im Bundesdurchschnitt. Während die 2022 erzielten kreisweiten Verbesserungen praktisch ausschließlich auf das Leihsystem zurückzuführen waren, können nun bei fast allen Kriterien im Kreisdurchschnitt zumindest leichte Verbesserungen festgestellt werden. „Auch bei den für die Befragten besonders wichtigen Infrastrukturthemen – zum Beispiel die Qualität der Radwege, Sicherheitsgefühl beim Radfahren, Konflikte mit Kraftfahrzeugen – geht es nun langsam voran. Leider nicht überall und in dem Tempo, das die Radfahrenden sich wünschen. Die leichten Fortschritte dürfen auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Infrastruktur insgesamt nach wie vor schwach bewertet wird und dass hier weiterhin sehr viel Luft nach oben vorhanden ist“, betont Peter Lorscheid. „Besonders im Rechtsrheinischen gibt es sehr viele Kommunen, wo sich in Sachen Radverkehr sehr wenig tut und die Radfahrenden zu Recht Fortschritte erwarten, die die Planungsphase hinter sich haben und konkret im Alltag erfahrbar sind.“ „Wie es anders geht, zeigt die Entwicklung in Rheinbach“, so Georg Wilmers. „Nach jahrelangen Planungen und Ankündigungen wurden in letzter Zeit viele sichtbare und mit dem Rad erfahrbare Verbesserungen für den Radverkehr umgesetzt, was sich prompt in einer deutlich besseren Bewertung beim Fahrradklimatest um über zwei Notenstufen beim Kriterium ‚Fahrradförderung in jüngster Zeit‘ niederschlägt. Eine verdiente Anerkennung für sehr gute Fortschritte.“ Peter Lorscheid | Georg Wilmers

20 Der Fahrradförderung im Kreis Euskirchen stellen die Radfahrer weiterhin kein gutes Zeugnis aus. Obwohl die Stadt Euskirchen seit 30 Jahren, der Kreis seit 23 Jahren Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in NRW sind, pendeln die Bewertungen der Kommunen nur um die Note 4. Euskirchen, Mechernich, Zülpich, Weilerswist, Nettersheim und Bad Münstereifel kommen im neuen Fahrradklimatest des ADFC nicht über die Schulnote 4 hinaus. 600 Radfahrer in den sechs Kommunen haben im Rahmen des Fahrradklimatests über die Bedingungen zum Radfahren abgestimmt. Die höchste Beteiligung hatte Euskirchen mit 173 Teilnehmern, gefolgt von Mechernich (118) und Weilerswist (84). Erstmals ins Ranking kamen Nettersheim (51 Teilnehmer) und Bad Münstereifel (55). Dort hatten sich in den Vorjahren zu wenige Radfahrer an der Umfrage beteiligt, um valide Aussagen machen zu können. Das Fahrradklima in der Stadt Euskirchen haben die Radfahrer mit 3,9 bewertet, etwas besser als bei der letzten Befragung 2022 (4,1). Weilerswist hat mit der Note 4,4 die schlechteste Bewertung im Kreis, Mechernich hat die schwache Bewertung von 4,2 von vor zwei Jahren wiederholt. Auch Newcomer Bad Münstereifel wurde mit 4,2 benotet. Etwas besser stehen Zülpich und Nettersheim da, die jeweils mit 3,9 bewertet wurden. Lob und Kritik unterscheiden sich in den sechs Kommunen allerdings deutlich. Euskirchen hat sich im Vergleich zum Fahrradklimatest 2022 nur gering von 4,1 auf 3,9 verbessert. Das gibt aber kaum Anlass zur Freude, in den Jahren 2014 bis 2018 wurde das Fahrradklima mit 3,7 sogar besser bewertet. Hauptkritikpunkte sind die Fahrradmitnahme im ÖPNV (Note 4,5), die zu schlecht auf Radfahrer abgestimmten Ampelschaltungen (4,5), die zu geringe Breite der Radwege (4,6), die fehlende oder schlechte Führung an Baustellen (4,7) und die mangelnde Kontrolle von Falschparkern auf Radwegen. Positiv bewertet wurden das öffentliche Leihradsystem (2,5), die Erreichbarkeit der Innenstadt (2,6), die Öffnung der Einbahnstraßen für Radfahrer in Gegenrichtung (2,8) und die Wegweisung (2,9). Das Fahrradklima wird in Weilerswist mit 4,4 im gesamten Kreisgebiet am schlechtesten bewertet, genauso schlecht wie 2022. Damit landet Weilerswist bundesweit in der Klasse der Gemeinden bis 20.000 Einwohner auf einem schlechten 403. Platz von 423 Kommunen. In gleich sechs Themenbereichen wird das Angebot mit mangelhaft bewertet: das Angebot an Fahrradstellplätzen, der Winterdienst auf Radwegen, die Führung an Baustellen, die schlechte Reinigung der Radwege und die ungenügende Förderung des Radverkehrs. Gut bewertet wird in Weilerswist nichts, die beste Note gibt es mit 3,3 für die Erreichbarkeit des Ortszentrums, den öffentlichen Fahrradverleih und das zügige Radfahren. Auch in Mechernich fällt das Lob bei einer unveränderten Gesamtnote von 4,2 spärlich, die Kritik aber umfangreich aus. Gelobt werden die Wegweisung (3,1), der öffentliche Fahrradverleih (3,2) und die geringe Zahl von Fahrraddiebstählen (3,4). Eine 3,5 gibt es für die Erreichbarkeit des Ortszentrums und die wenigen Konfliktpunkte mit Fußgängern. Am stärksten bemängelt wird die fehlende Kontrolle von Falschparkern auf Radwegen (5,0), die fehlende Werbung fürs Radfahren (4,9), die mangelhafte Führung an Baustellen (4,9) und die schwierige Fahrradmitnahmen im ÖPNV (4,8). Nur die Note 4,7 gibt es für hinderliche Ampelschaltungen für Radfahrer, die Führung an Baustellen und die geringe Radverkehrsförderung der vergangenen zwei Jahre. Zum zweiten Mal kam Zülpich mit 52 Teilnehmern knapp in die Wertung und verbesserte Kreis Euskirchen: Nur eine 4 fürs Rad Fahrradklimatest: Euskirchen verbessert sich, Weilerswist ganz schwach VERKEHRSPOLITIK

21 VERKEHRSPOLITIK seine Bewertung minimal von 4,0 auf 3,9. Sehr zufrieden sind die Zülpicher mit der Öffnung von Einbahnstraßen (Note 2,0), der Erreichbarkeit des Ortszentrums (2,6) und dem Leihradsystem (2,6). Schlechte Noten gibt es für die fehlende Radverkehrswerbung (5,0), die Fahrradförderung der vergangenen zwei Jahre (4,8), für die Falschparkerkontrolle auf Radwegen (4,8), die auf Radfahrer zu schlecht abgestimmten Ampelschaltungen (4,7), die Reinigung der Radwege (4,6) und die mangelhafte Führung an Baustellen (4,5). Bad Münstereifel kam mit 55 Teilnehmern erstmals in die Wertung, die Gesamtnote ist mit 4,2 allerdings Anlass, mehr für den Radverkehr zu tun. In der Wertung der kleinen Kommunen bis 20.000 Einwohner kommt Bad Münstereifel auf den 357. Platz bei 423 Gemeinden. Bei 27 abgefragten Kategorien wird das Angebot der Gemeinde 17-mal mit 4,0 bis 5,0 bewertet. Die schlechtesten Noten bekommt Bad Münstereifel für die mangelhafte Führung des Radverkehrs an Baustellen, die fehlende Fahrradförderung und Werbung fürs Radfahren. Kritik gibt es auch an der fehlenden Reinigung der Radwege, den Winterdienst und das Radfahren im Mischverkehr. Die fehlende Öffnung von Einbahnstraßen für den Radverkehr wird mit der Note 4,3 bewertet. Für die Ampelschaltungen, fehlende Falschparkerkontrolle und die Fahrradmitnahme im ÖPNV bekommt die Stadt jeweils nur eine 4,7. Das Sicherheitsgefühl beim Radfahren wird mit nur 4,5 bewertet. Erstmals bewertet wurde auch Nettersheim mit 51 Teilnehmern – und liegt mit einer Gesamtnote von 3,9 gleichauf mit Euskirchen und Zülpich. Positiv bewertet werden die Erreichbarkeit des Ortszentrums (2,4), das Radfahren macht Spaß (2,7), es gibt relativ wenige Konflikte mit Fußgängern (2,9) und wenige Fahrraddiebstähle (2,9). Mit 3,0 bis 3,3 bewertet werden die Wegweisung, das öffentliche Leihradsystem und die Zahl geöffneter Einbahnstraßen. Noch erheblichen Nachholbedarf hat Nettersheim bei Abstellanlagen (4,5), besseren Ampelschaltungen für Radfahrer (4,7), der Fahrradmitnahme im ÖPNV (4,7), beim Reinigungs- und Winterdienst auf Radwegen (je 4,8), der Führung an Baustellen (5,0) und der Kontrolle von Falschparkern auf Radwegen (5,1). „Im Kreis Euskirchen besteht weiterhin erheblicher Handlungsbedarf in Sachen Radverkehr“, sagt Silke Bräkelmann, Sprecherin des ADFC im Kreis. „Der Kreis hat sich vor allem auf den Tourismus konzentriert. Für Freizeitradler ist das Radwegenetz gut, aber für Pendler und Alltagsradler fehlt die Infrastruktur.“ Den größten Nachholbedarf sieht der ADFC im ländlichen Bereich. „Auf dem Land fehlen im Nord- und Südkreis vor allem Verbindungswege zwischen den Dörfern“, so Bräkelmann. „Die Benutzung der Bundesstraßen ist wegen fehlender Radwege oder Radspuren sehr gefährlich. An den Hauptverkehrsstraßen fehlen Hinweisschilder zu ruhigen Alternativrouten. Auch sind viele Radwege in einem schlechten Zustand.“ Der ADFC bemängelt zudem die fehlenden Verknüpfungen der Bahnhöfe mit dem Radnetz. Axel Mörer Huckepack Hilfe, die stark macht! Patinnen & Paten für Kinder psychisch erkrankter Eltern gesucht Im Familienkreis erwartet Sie eine spannende ehrenamtliche Aufgabe und die Mitarbeit in einem engagierten Team. Wir bieten Qualifizierung, Fortbildung und Anleitung durch Fachkräfte. Mehr Infos unter familienkreis-bonn.de Ehrenamtliches Engagement für Familien in Bonn Breite Straße 76 · 53111 Bonn Telefon: (0228) 18464204 info@familienkreis-bonn.de Infoabend: jeden 1. Dienstag im Monat 18 Uhr Wir freuen uns auf Sie!

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