Rückenwind 04/2025

38 AUS DEN ORTSGRUPPEN ALFTER Alfter Auf den Spuren der Zwangsarbeiter in Alfter Alfter. Am Mittwoch, den 21. Mai 2025, versammelten sich bei sonnigem Wetter 21 Mitradelnde zu einer Tour der Ortsgruppe Alfter unter dem Motto „Geschichte erfahren – mit dem Fahrrad unterwegs auf den Spuren der Zwangsarbeiter während der NS-Zeit in Alfter und Umgebung“. Startpunkt war um 10:30 Uhr am Gedenkstein für verstorbene Zwangsarbeiterkinder neben dem Rathaus der Gemeinde Alfter. Zu Beginn begrüßte Ulrich Stevens, Archivar der Gemeinde Alfter, die Teilnehmenden mit einer kurzen, informativen Einweisung. In seinem engagierten Vortrag beleuchtete er die historischen Stationen der bevorstehenden Strecke und gab einen Einblick in die damalige landwirtschaftliche und sozialgeschichtliche Bedeutung der Region. Angeführt von Tourenleiterin Susanne Bahn startete die Gruppe anschließend zur ersten Etappe, den Servais-Werken in Alfter-Witterschlick. Die Servais-Werke, einst ein bedeutender Standort für Ton- und Metallverarbeitung, boten Anlass für einen regen Austausch über die Industrialisierung in der Region und den Gemeindearchivar Ulrich Stevens am Gedenkstein für verstorbene Zwangsarbeiterkinder. Foto: H.P. Müller Einsatz von Zwangsarbeitern während der NSZeit. Ein kurzer Halt am jüdischen Friedhof in Alfter ermöglichte eine stille Gedenkpause und erinnerte an die lange und wechselvolle Geschichte jüdischen Lebens im Ort. Den Abschluss der rund 25 Kilometer langen Tour bildete ein Halt an der Stelle, wo damals die „Pflegeeinrichtung“ für Kinder von Zwangsarbeiterinnen im Landgraben gestanden hat. In dieser „Pflegeeinrichtung“ wurden die Neugeborenen derartig vernachlässigt, dass sie innerhalb ihres ersten Lebensjahres starben. Es sind 14 Opfer dokumentiert, im Archiv der Gemeinde finden sich noch heute die Meldekarten von diesen Kindern. Auch hier vermittelte Herr Stevens eindrucksvolle Hintergrundinformationen über das weitgehend vergessene Kapitel der Zwangsarbeit im Zweiten Weltkrieg und die Rolle Alfters in diesem Kontext. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zeigten sich sehr betroffen von den Ausführungen des Gemeindearchivars, der Interessierten noch die Möglichkeit zum Besuch des Archivs der Gemeinde Alfter anbot. Nach der gelungenen Kombination aus sportlicher Aktivität, gemeinschaftlichem Erleben und historischem Gedenken plant die Ortsgruppe Alfter bereits weitere thematische Radtouren; denn Geschichte und Heimatkunde lässt sich auf zwei Rädern besonders eindrücklich erfahren. Hans-Peter Müller Ergriffen und schockiert lauschen die Teilnehmer den Ausführungen zur Alfterer NS-Geschichte. Foto: H.P. Müller

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