Rückenwind 04/2025

73 Dass man mit der Deutschen Bahn notorisch Verspätungen einkalkulieren muss – geschenkt, aber 180 Minuten Verspätung von Bonn nach Wien ist schon ordentlich. Von dort ging es am nächsten Tag nach Rijeka, einer alten Hafenstadt an der Adria. Dass Fahrradfahren in Kroatien/Bosnien nicht ungefährlich ist, wussten wir aus früheren Reisen; nicht nur Radwege fehlen, auch Autofahrer und vor allem Lastwagenfahrer halten kaum Abstand beim Überholen, was Angst und Stress auslöst. Dennoch: Gerade im Frühjahr ist diese Reise zu empfehlen. Überall blüht es, der gelbe Ginster bietet den Kontrast zum blauen Himmel, der Tourismus ist noch mäßig und die Unterkünfte (noch) günstig. Abseits der Hauptstraßen gibt es kaum Autoverkehr – und schwimmen im Meer bietet tatsächlich noch die erhoffte Abkühlung. Unsere Recherche ergab, dass es möglich ist, mit dem Zug eine Teilstrecke von Zadar Richtung Zagreb zu fahren, die Auskunft vor Ort belehrte uns, dass der Bahnhof vor ein paar Jahren stillgelegt wurde (was Google Maps offensichtlich noch nicht weiß) und es stattdessen TOUREN & TOURISTIK KROATIEN, BOSNIEN-HERZEGOWINA einen großen Busbahnhof gibt. Unsere Frage, ob die Busfahrer Fahrräder mitnehmen, wurde mit einem vielsagenden Kopfschütteln beantwortet: „Das entscheiden die Busfahrer selbst“. Das war uns wiederum zu unsicher, so dass wir uns mit dem Fahrrad auf den Weg machten, um die Zwischenstation Gračac auf der noch aktiven Bahnstrecke Split-Zagreb zu erreichen, was mit einiger Anstrengung – ca. 1.000 Höhenmeter waren zu erklimmen – auch gelang. Belohnt wurden wir mit grandiosen Ausblicken und einer rasanten Abfahrt. Zu unserem Erstaunen gab es einen Fahrradwaggon, die Waggontür war jedoch so schmal und hoch, dass nur mit tatkräftiger Hilfe mehrerer Fahrgäste ein Einstieg möglich war. Der Ausstieg – natürlich genauso problematisch – war dann in der Nähe der sehenswerten „Plitwitzer Seen“, die wir vor ein paar Jahren schon besucht hatten, um von dort nach Bihac in Bosnien-Herzegowina zu fahren. Vom Una-Nationalpark bis zur Mündung in die Save bildet der naturbelassene Fluss Una über viele Kilometer die Grenze zwischen Kroatien und Bosnien-Herzegowina, und er bietet mit seinen vielen Wasserfällen und Schluchtdurchquerungen zahllose Schauspiele. Eine stillgelegte Bahnstrecke am Fluss entlang lässt die Phantasie aufkommen, wie schön und tourismusfördernd hier der Umbau der Bahntrasse zu einem Radweg wäre. Stattdessen deuten überholende Lastwagen an, dass Fahrradfahren hier noch etwas Exotisches ist. In Bosnien sind alle Bahnstrecken – bis auf die Strecke Banja Luka-Doboj – stillgelegt. Dass Warten auf den Zug nach Vrhovine am Bahnhof Gracac Aufstiege belohnen mit grandiosen Ausblicken. Beschildeter Radweg durch den Nationalpark Una

RkJQdWJsaXNoZXIy MTM5Mjg=