10 Unser Autor Bernhard Meier hat die KI an seinem Computer angeworfen, um mit dem fiktiven Günther durch das Bonn des Jahres 2035 zu radeln. Eine Radtour in der Zukunft, schon heute aufgeschrieben. M ein Name ist Günther, 68 Jahre alt, frisch im Ruhestand. Seit ein paar Wochen habe ich die Krawatten eingemottet und bin nach 27 Jahren im Ausland – Fernost, exotische Projekte, sehr weit weg von Bonn – zurück. Zurück in einer Stadt, die ich eigentlich nicht wiedererkennen wollte. Von Deutschland hörte man in den letzten Jahrzehnten selten Gutes: Nichts funktioniere, alles dauere zu lange, und wenn man sich nicht gerade über die Zukunft stritt, stritt man über die Vergangenheit. Die Bahn fuhr nicht, die Menschen wurden älter, aber die Angst vor Jüngeren von anderswo blieb. Kurz: ein Land, das sich lieber in Talkshows zerlegte als etwas zu reparieren. Und dann, am Flughafen in Dschidda, traf ich Heinz, einen alten Kumpel aus Bonner Tagen. Er beschwerte sich lautstark über das Gepäcksystem der Riyadh Air – da wusste ich sofort: das muss Heinz sein. An der Stimme erkenne ich alte Freunde eher als am Aussehen. Wir hatten kaum Zeit, aber er drückte mir seine Karte in die Hand: „Besuch mich in Bonn! Ich zeig dir, wie sich die Stadt gemacht hat. Mit dem Rad! Du wirst staunen.“ Ankunft am Hauptbahnhof Ein paar Wochen später stand ich vor dem Hauptbahnhof. Früher: Chaos, Dauerbaustelle, Cityring, Menschen in Eile, die nie dort ankamen, wo sie hinwollten. Heute: geordnetes Treiben. Fast verdächtig friedlich. Heinz grinste, schob mir ein Rad zu. Mein Koffer? Schon im Hotel. App-gesteuert. Ich musste nur noch in die Pedale treten. Wir passierten den neuen Busbahnhof, der offenbar reibungs- und lautlos funktionierte. Wir radelten am frisch sanierten Universitätshauptgebäude vorbei. Das Kurfürstliche Schloss glänzte wie frisch gewienert – kein Bauzaun, keine abgesperrten Wege, keine Baucontainer. Weiter ging’s auf der Adenauerallee. Ich erinnerte mich, wie hier Eine Vision des britischen Stararchitekten Norman Foster: ein riesiger Radschnellweg über den Gleisen quer durch London, mit eigenen Auf- und Abfahrten. Unser Autor Bernhard Meier hat eine Nacht lang geträumt, wie der Verkehr in Bonn des Jahres 2035 aussehen könnte... Foto: Foster und Partners VERKEHRSPOLITIK LITERARISCH Eine Stadtrundfahrt im Jahr 2035
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