BAD AACHEN 09-2019

36 | B AD A ACHEN 09/19 SPORT Von Gerrit Jung D ie Vorzeichen sind diesmal anders. Bisher, bei allen 14 Auf- lagen, war das NetAachen-Domspringen für die Weltelite der Stabhochspringer ein schöner Saisonausklang. Die Medaillen des Jahres waren verteilt, in Aachen traten die Athleten an, um die Kulisse zwischen Dom und Rathaus zu genießen und – vom Katschhof aus in den Urlaub zu starten. Die 15. Auflage am Mittwoch, 4. September, liegt jetzt aber mitten in der Vorbereitung auf den Höhepunkt des Jahres hin: die Leichtathletik-Weltmeisterschaft ab Ende September in Doha, der Hauptstadt von Katar. „Die Springer befinden sich alle im Wettkampf-Modus. Das Publikum darf gespannt sein, was das bedeutet. Vielleicht knacken wir dieses Jahr noch mal die sechs Meter“, blickt Andreas Schneider, Geschäftsführer von NetAachen, voraus. Wer knackt den Otto? Kandidaten gibt es mindestens zwei, die dazu in der Lage sind und das 2019 schon bewiesen haben. Sam Kendricks auf besonders nachhaltige Weise: Er hält die Weltjahresbest- leistung, hat 6,06 Meter übersprungen. So hoch war niemand seit 1994, seit einem gewissen Sergey Bubka. „Wenn er so früh schon in einer solchen Form ist – alle Achtung“, schätzt Schneider die Leistung des US-Ameri- kaners hoch. Kendricks sei ein guter Typ, möge die Aachener Atmos- phäre und hat angekündigt, beim NetAachen-Domspringen über die magische Sechs-Meter-Marke fliegen zu wollen. Konkurrenzlos ist der amtierende Weltmeister, der auch auf dem Katschhof schon gewinnen konnte, dabei nicht. Piotr Lisek, Sieger 2018 in Aachen, ist im Juli polnischen Rekord gesprungen – mit 6,02 Metern. Zwei Männer also mindestens, die nun die Latte hochlegen. Dass es dabei auch hoch hergehen kann, wissen die Zuschauer spä- testens seit 2012. Damals überquerte Björn Otto 6,01 Meter. Besser war ein Deutscher noch nie. Daran wird sich – Stand jetzt – auch so schnell nichts ändern. Aber in diesem Jahr könnte es passieren, dass es in Aachen eben doch höher geht. Kendricks, Lisek – wer weiß. Mit Torben Blech hat zudem der aktuell drittbeste deutsche Stab- hochspringer zugesagt. Der 24-Jährige hat sich erst vor einem Jahr auf den Stabhochsprung spezialisiert. Als erfolgreicher Zehnkämpfer kratzte er 2018 noch an der 8000-Punkte-Marke, seine damalige Bestleistung im Stabhochsprung lag bei 5,42 Meter. Innerhalb nur eines Jahres konnte er diese auf 5,71 Meter hochschrauben. Damit hat er bereits die WM-Norm für Doha erfüllt. Kurios: Blech hat den Wechsel zum Stabhochsprung dem NetAachen-Dom- springen zu verdanken. Der Leverkusener hatte sich 2018 über einen Qualifika- tionswettkampf seinen Startplatz im Hauptfeld gesichert. „Das NetAachen- Domspringen hat mich tatsächlich dazu gebracht, vom Zehnkampf zum Stabhoch- sprung zu wechseln. Diese legendäre Atmos- phäre gibt es weltweit nur auf dem Katschhof. Jeder Stabhochspringer muss in seiner Karriere einmal hier gesprungen sein. Ich freue mich riesig auf meinen Auftritt, das ist Gänsehaut pur vor dieser Hexenkessel-Kulisse.“ Die Voraussetzungen sind gut, weil die Springer sich auf dem Weg zur WM immer weiter steigern wollen. Und weil die Bedingun- gen auf dem Katschhof gut sind. Der Anlaufsteg federt leicht, gegen Alljährlich zieht das NetAachen-Domspringen Weltklasseathleten an. Nicht jedes Jahr aber folgt eine WM. Zur legendären Atmosphäre kommt sportliche Brisanz, wie NetAachen-Geschäftsführer Andreas Schneider weiß. Spitzensport in der City Andreas Schneider (r.) mit Rekordhalter Björn Otto

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