BAD AACHEN 02-2021

24 | B AD A ACHEN 02/21 HANDWERKSDESIGN Suchender unter Suchenden Dozent Marc Schnitzler vermittelt an der Akademie Gut Rosenberg zwischen traditionellem Handwerk und digitaler Zukunft der Arbeit. Nicole Tomys, stv. Hauptgeschäftsführerin der HWK Aachen, durfte teilnehmen. D erzeit trifft man Marc Schnitzler, den energiegeladenen 42- jährigen Tischlermeister und Produktdesigner, der Dozent für digitale Medien und Entwurf an der Akademie für Handwerksdesign Gut Rosenberg der Handwerkskammer Aachen ist, coronabedingt am ehesten – genau: im virtuellen Raum. Ich darf teilnehmen am digitalen Akademieunterricht. Review. 2006–2019 heißt sein Vor- trag. Eine Art Halbzeitbilanz seines beruflichen Schaffens. Schnitzler war Gründer und Inhaber von Dreiraum Design und ist aktuell noch immer Inhaber eines Tattoostudios in Köln. Er gibt den Studierenden in Form eines rasanten einstündigen Vortrags Einblicke in seine Projekte. Anhand markanter Details in Bildform zeigt er, welche Kompetenzen er aufgrund von Ausbildung und Akademiestudium in die Projekte einbringen konnte. Die richtige Portion Zufall und Glück gehörten natürlich auch dazu. Passion für Neues wecken Seine Selbstständigkeit startete Marc Schnitzler bereits während des Akademiestudiums. Grundstein dafür war seine Ausbildung bei der Tischlerei Dieter Jansen in Nideggen-Abenden. Jansen trug maß- geblich zu Schnitzlers Faszination für Holz und Handwerk bei. „Kom- biniert mit den Impulsen meines Vaters – seines Zeichens Ingenieur und Inhaber eines CNC-Maschinenbaubetriebs – ergab sich der Fokus meiner Arbeit im Spannungsfeld zwischen traditionellem Handwerk und digitaler Technologie“, sagt Schnitzler. Der Praktiker benennt im Vortrag auch die Schwierigkeiten: Egal, ob es um den Umgang mit bundesweit bekannten Auftraggebern geht oder um anspruchsvolle, neuartige Material-, Technik- und Raumlösungen für Messebau, Foyers von Großimmobilien oder private Küchen. „Rückblickend ist es die Zeit an der Akademie gewesen, die mich und uns ermutigt hat, stets mit offenen Augen Chancen zu suchen!“ So wurde er während des Studiums von der Akademiedozentin für Marketing und Existenzgründung, Beate Amrehn, kompetent im Hinblick auf die Unternehmensgründung unterstützt. Er sei dankbar, all diese Erfahrungen wieder an die Studierenden und das Handwerk zurückgeben und damit neue Wege aufzeigen zu können: „Neues aufsaugen, auf der Suche zu sein, bleibt meine Passion.“ Marc Schnitzler nennt Beispiele von Ehemaligen, die innovative, berufliche Konzepte, während ihrer Akademiezeit entwickelt und dann im Berufsleben umgesetzt haben. Ganz aktuell berichtet er über Kolja Heinrichs (Maurermeister und Meisterdesigner) sowie Frederik Schuhwirt (Bootsbauer und Handwerksdesigner). Beide seien in ihrem Semester „die Digitalen“ gewesen und ebenfalls als „Suchende“ gestartet. Ihr Ziel: Die gemeinsame Selbstständigkeit. Unterstützt hat sie dabei Marc Schnitzler. Mit ihrem Unternehmen BIMa.solutions bieten sie heute für Baugewerbe und Bauherren eine zukunftsweisende Dienstleistung: Architekturvisualisierung in Virtual Reality (VR), handwerklich perfekt durchdacht. Mit einer Software aus der Gamingindustrie entsteht in der VR-Brille die ganzheitliche 3D-Umsetzung des gewünschten Bades, der Küche, ja des kom- pletten Hauses – schon vor dem ersten Spatenstich. Das bedeutet: Bauen, Verändern und Realisieren mit Planungssicherheit sowie erheblich weniger Stress für alle Beteiligten. Design und Unternehmensführung Akademieleiterin Dr. Petronella Prottung ergänzt: „Wir treiben die Transformation unserer Akademielehre vom rein klassischen Produktdesign zum ganzheitlichen Designansatz, der auch die Ver- marktung und den Vertrieb mit einbezieht, mit aller Kraft voran. Das praktische Arbeiten sowie die Theorie im Sinne der Bauhauslehre und der Werkkunstschulen sind nach wie vor gleichberechtigt. Tradition und Innovation gehen bei uns Hand in Hand. Zu unserem Vollzeitstudiengang Two in One – Handwerksdesign und Unterneh- mensführung ist neu unser berufsbegleitender, mediengestützter Lehrgang zum Gestalter/in im Handwerk hinzugekommen, um Handwerker/-innen, die auf der Suche nach neuen gestalterischen Lösungskonzepten sind, bestmöglich unterstützen zu können.“ Zum Vollzeitstudiengang „Two in One“ gibt in diesem Jahr folgende Infotage: Sonntag, 7. Februar; Freitag, 5. März; Freitag, 30. April, und Sonntag, 11. Juli. Studienbeginn ist am Montag, 23. August 2021. Informationen zu allen Studienmöglichkeiten an der Akademie für Handwerksdesign der Handwerkskammer Aachen Gut Rosenberg gibt es unter www.gut-rosenberg.de . Kulisse für kreatives Arbeiten: historischer Vierkanthof Gut Rosenberg. Foto: HWK Aachen Marc Schnitzler Foto: Elektrotinte Mit Messer und Gabel: Designobjekte aus dem Handwerk. Foto: Sebastian Rullkötter

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