BAD AACHEN 05-2021

Von Sabine Mathieu E paar Öcher Prente än en Bottramm met Seäm… Wenn Fastelovvendsjecke dieses Lied bier- und weinselig schunkeln, dann kommen wahre Heimatgefühle auf. Ganz außerhalb der fünften Jahreszeit – und vor allem völlig unabhängig vom Advent – erweist das Centre Charlemagne der Printe jetzt eine Hommage in Form einer Aus- stellung. Nicht nur zur Weihnachtszeit… Aachen und die Printe heißt die Schau, die ab dem 29. Mai zum Abstecher an den Katschhof verführt. B AD A ACHEN hat ins Museum geschaut, in der Historie geblättert und die eine oder andere Printe genascht. STADTHISTORIE „Wir freuen uns, im nächsten Schritt zahlreiche Printen-Modeln zeigen zu dürfen. Neben Nobis Printen hat auch die Stadt Aachen viele verschiedene Motive“, erläutert die Kuratorin. Dazu passend gibt es einen Film zur Herstellung von Printenformen aus Holz . Die Vielseitigkeit dieser Formen liefert den Beweis, dass Printen eben nie ausschließlich als Weihnachtsgebäck verkauft wurden. Es gibt sakrale Motive für Pilger, aber auch zahlreiche weltliche. So war der Printen- Napoleon bei den Bürgern beliebt, weil man der Figur problemlos den Kopf abbeißen konnte. „Es muss natürlich auch etwas für die Nase dabei sein“, deshalb hat Carmen Roebers duftende Gewürze ins Centre geholt. Wem während des Besuchs das Wasser im Munde zusammen- gelaufen ist, der kann sich im Karls Café quer durch die Printenkarte naschen. Printen sind inzwischen mehr als nur Gebäck: Tee, Likör, Bonbons, Tabak oder Bier, die Fantasie kennt keine Grenzen. Gerne dürfen die Besucher auch in Nostalgie schwelgen: Die im Krieg zer- störte Einrichtung der Bäckerei van Rey von 1833 wird nachgebaut. Zum Verkauf gehört natürlich die Verpackung. Vom Zellophan-Tüt- chen bis zur Kiste ist alles dabei. „Lambertz leiht uns als Hingucker ein Printenkleid “, freut sich Carmen Roebers. Auch Hubert Lönekes Entwurf der Printenmamsell aus der Körbergasse (s. Titel) ist dabei. Die Geschichte Es stellt sich zunächst die Frage nach der Herkunft des edlen und teuren Gewürzgebäcks. Wo die Historie unklar ist, ist die Legende nicht weit. Natürlich weiß jedes Öcher Kenk, dass die Bäcker nach dem großen Stadtbrand von 1656 das Rezept für die Printen mit Hilfe des Teufels aus dem Grab von Karl dem Großen geholt haben. Doch halt, in gewisser Weise könnte das sogar stimmen… 1620, also vor genau 401 Jahren, wurden Eäzekomp (Erbsen- schüssel) und Karlsskulptur für den Marktbrunnen gefertigt. Die Schale wurde in Aachen gegossen, für die Skulptur jedoch brauchte man die Hilfe der Gelbgießer aus Dinant in Belgien. Diese Arbeiter Die Ausstellung Die Öcher Prent – Aachener Printe – ist das Gebäck der Kaiserstadt. Ein Wunder, dass bisher niemand auf die Idee gekommen ist, ihr eine Ausstellung zu widmen. Eigentlich sollte die Heiligtumsfahrt 2021 der richtige Anlass sein, dem schmucken Pilgerbrot in den Räumen des Centre Charlemagne die Reverenz zu erweisen. Die Wallfahrt fällt aus, die Printe bleibt. Nicht nur zur Weihnachtszeit… Aachen und die Printe, so hat Carmen Roebers, eigentlich Leiterin des Couven Museums, die von ihr kuratierte Ausstellung rund um des Öchers Leibspeise im Stadtmuseum am Katschhof genannt. „Wir beginnen mit einem kulturgeschichtlichen Überblick“, sagt sie. „Die Basis unserer leckeren Süßigkeit findet sich bereits im alten Ägypten und in den Honigkuchen des Orients “. Keine Frage also, dass Karl der Große bereits an seinem Hof vergleichbare Süßwaren kannte und nach orientalischem Rezept herstellen ließ. 4 | B AD A ACHEN 05/21 In jeder Saison echt lecker Schon Karl der Große liebte Printen – und das nicht nur an Weihnachten. Das Centre Charlemagne stellt das Kulturgut vor. Foto: Sabine Mathieu

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