BAD AACHEN 01-2023

16 | BAD AACHEN 01/23 KULTUR Bin ich noch ich? Man stelle sich vor, man kommt nach langer Zeit im Ausland nach Hause zurück und der Partner oder die Partnerin behauptet, dass man ja schon am vergangenen Abend angekommen sei – gefolgt von der wunderbarsten Liebesnacht aller Zeiten. Wem würde das nicht den Boden unter den Füßen wegziehen? So ergeht es Amphitryon, Feldherr der Thebaner, der nach gewonnener Schlacht triumphierend in der Stadt und bei seiner Gattin Alkmene Einzug halten will. Ihm voraus schickt er seinen Diener Sosias – nur trifft Sosias zu seinem Erschrecken vor dem Palast einen Menschen, der von sich ebenfalls behauptet, Sosias zu sein. Bei den Göttern! Wer sind die beiden Doppelgänger? Böse Geister? Hinterhältige Menschen? Oder ist es doch bloße Gehirnverrückung? Das können Zuschauerinnen und Zuschauer bei Amphitryon in der Kammer des Theaters Aachen herausfinden. Regisseurin Elina Finkel untersucht in ihrer Inszenierung von Heinrich von Kleists 1807 in Dresden erschienenem Klassiker, was passiert, wenn sich echte Kerle ihrer Identität nicht mehr sicher sein können. Wie reagieren Patriarchen, wenn ihr Selbst- und Männerbild ins Wanken gerät? Wo könnte das lust- und gewaltvoller geschehen, als im Milieu richtig harter Männer: willkommen bei den Sopranos! Das sechsköpfige Ensemble schlüpft ins Gewand amerikanischer Gangster und schwingt sich zu Mambo Italiano lustvoll immer weiter hinein in Ver- wirrung und Katastrophe, bis niemand mehr sicher von sich sagen kann: Ich bin ich. Amphitryon feiert am Freitag, 6. Januar, 20 Uhr, Premiere in der Kammer des Theaters Aachen. Die Vorstellungen sind bis zum 2. April zu sehen. Alle Termine sind online zu finden. Tickets s. Kasten. WEN SCHOCKT SHOCKHEADED PETER? Mit Shockheaded Peter bringt das Theater Aachen eine Junk-Oper nach Motiven aus Der Struwwelpeter von Heinrich Hoffmann auf die Bühne. Das Musical der Band The Tiger Lillies von Julian Crouch und Phelim McDermott begeistert mit Musik von Martyn Jacques. Und was erwartet das Aachener Publikum? „Eine Trash-Therapie für genervte Eltern und widerspenstige Kids“, nannte es Der Stern 1999. Die schaurigspektakulären Moritaten vom Zappelphilipp, bösen Friedrich, dem daumenlutschenden Konrad, dem brennenden Paulinchen und dem fliegenden Robert werden in mitreißenden Songs zum varietéartigen Panoptikum familiärer Abstrusitäten. Dem Struwwelpeter von anno 1845 setzt Shockheaded Peter noch schwärzeren, britischen Humor entgegen und bricht damit eine Lanze für alle Systemsprenger. Die Inszenierung von Christian von Treskow unter musikalischer Leitung von Malcolm Kemp feiert am Samstag, 14. Januar, 19.30 Uhr, Premiere auf der Bühne im Theater Aachen. Vorstellungen folgen bis Mitte Mai. Karten für alle Stücke sind im Vorverkauf sowie online erhältlich. Die Theaterkasse ist dienstags bis freitags von 11 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet, Telefon: 02 41/47 84-244. Ab 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn gibt es Tickets an der Abendkasse zum Einheitspreis von 15 Euro! www.theateraachen.de Mit Amphitryon zeigt das Theater Aachen ein Schauspiel von Heinrich von Kleist, das zwischen Komik und Tragik viele Höhepunkte bietet. Fotos: Marie-Luise Manthei

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