BAD AACHEN 04-2023

20 | BAD AACHEN 04/23 WIRTSCHAFT Die vielleicht nachhaltigste Kosmetikfabrik der Welt Atmosphäre am Arbeitsplatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der neuen Kosmetikfabrik gelten. Bei Robertz spürt man, dass dies nicht nur salopp dahingesagt ist, weil man das heute eben so sagt. Er hat das von Anfang an ernst genommen und die Bewegungsprofile des Personals auswerten lassen. Eine Erweiterung dieses Ausmaßes in einer anderen Region kam deshalb erst gar nicht infrage. Niemand sollte unnötig weite Anfahrtswege von seinem Wohnort aus haben. Und da die Stadt Aachen nicht in der Lage war, ein ausreichend großes Areal anzubieten, schauten die Babor-Verantwortlichen in die Nachbarschaft. Nach vielen Gesprächen und Verhandlungen fiel die Entscheidung zugunsten von Eschweiler/Inden und dem Grundstück in RWE-Besitz. Im September 2021 traf man sich zur Grundsteinlegung, jetzt ist das Kunststück gelungen und das fast exakt im Zeitplan: Unmittelbar nach der offiziellen Einweihung werden zügig die Hallen eingerichtet und wird bald die Arbeit aufgenommen. Energetisch autark und umsatzstark Der Grundsatz-Beschluss für dieses 60-Millionen-Euro-Projekt wurde vor etwa fünf Jahren getroffen. An der Aachener Neuenhofstraße war es trotz Anmietungen anderer Gebäude für die Dr. Babor GmbH und Co. längst zu eng geworden. Varianten wurden durchgespielt, und am Ende stand fest: Wir bauen komplett neu. Und dann landete man auf dem aufgeschütteten ehemaligen RWE-Tagebau direkt neben dem Weisweiler Kohlekraftwerk, das heute noch gar nicht zum innovativen Anspruch der ökologischen und nachhaltigen Dr. Babor-Philosophie passt. Horst Robertz setzt auf die Zukunft: „Das ändert sich, da entstehen ganz neue Perspektiven.“ Hier soll in einigen Jahren ein Wasserstoff-Gaskraftwerk arbeiten. Die Braunkohle ist dann endgültig fossile Vergangenheit. Was für den Babor-Neubau schon jetzt gilt – fast. Horst Robertz hat das Ziel, sehr zeitnah völlig autark und eine rein elektrische Fabrik zu sein. „Ein ganz kleines bisschen Gas benötigen wir noch für die Ampullen-Fertigung, aber wir arbeiten in einem Projekt mit der RWTH Aachen daran, auch das mithilfe von Wasserstoff noch überflüssig zu machen.“ Das Gebäude ist extrem gedämmt, benötigt 60 Prozent weniger Primärenergie und verfügt über einen Stromspeicher mit einer Kapazität von rund 1,1 Megawatt. Der Akku besteht aus Batterien von Elektro-Autos. Bebaut wurde jetzt die Hälfte des Geländes, und die Option, auch die andere Hälfte zu Gegründet wurde Babor von dem Chemiker Dr. Michael Babor 1956 in Köln. Er entwickelte das HY-ÖL, das die Haut mit natürlichen Ölen reinigt. Der Pharmazeut Dr. Leo Vossen erwarb die Firma und holte sie nach Aachen. Die Unternehmerfamilie Vossen machte aus der Idee des Wissenschaftlers eine weltweite Marke. Bis heute ist das Unternehmen in Familienbesitz. Horst Robertz (Foto) ist 53 Jahre alt, ChemieIngenieur, und kam 1992 als Praktikant zu Babor. Seit 2008 ist er Geschäftsführer. Der gebürtige Aachener ist verheiratet, hat zwei Kinder und fährt gerne mit dem Rad. Ansonsten ist sein Beruf sein Hobby: „Mega spannend, nur super.“ Babor setzt weltweit auf 100000 Kosmetikexperten und hat fast 1000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, davon zurzeit 700 in Aachen. Am neuen Standort werden es 350 sein, rund 300 wechseln von Aachen dorthin. www.babor-beauty-group.com WELTWEITE MARKE: AUS AACHEN Von Bernd Mathieu Vor anderthalb Jahren war hier nur leere Fläche. Jetzt begrüßt uns an der Indelandstraße ein Ensemble innovativer Gebäude, das der Geschäftsführer des Unternehmens ein „Leuchtturmprojekt“ nennt. Was ihn von anderen Leuchtturmspezialisten unterschiedlichster Provenienz unterscheidet: Aus diesem Projekt ist Wirklichkeit geworden, eine zu sehende, zu bestaunende industrielle Stätte modernster ökologischer Architektur: das Babor Beauty Cluster. Das Aachener Familienunternehmen Babor hat im Gewerbegebiet Weisweiler/Inden einen gigantischen Kosmetikteppich ausgerollt: auf 60000 Quadratmetern Fläche mit einem 11000 Quadratmeter großen Hallendach, das mit einem grünen Biotop und reichlich Fotovoltaik gleichermaßen Sonnenkraft und Co2 aufnimmt. Hier herrscht in vielerlei Beziehung ein gutes Klima. Das werde, so hofft Babor-Geschäftsführer Horst Robertz (Foto unten), erst recht für die Foto: H. Danile/FSP architektur GmbH Babor expandiert in der Region. In Weisweiler entsteht eine moderne Produktionsstätte mit einem Logistikzentrum der Zukunft. Für BAD AACHEN öffnete Geschäftsführer Horst Robertz die Türen des futuristischen Baus.

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