BAD AACHEN 10-2023

8 | BAD AACHEN 10/23 Seit 1956 hat er alle Heimspiele von Alemannia Aachen live erlebt. Kleine Korrektur: Eins hat Robert Moonen verpasst. In 67 Jahren. Eine außergewöhnliche Bilanz. Und die Entschuldigung dazu hat er gleich parat: seine Kinderkommunion. Verziehen. Die Leidenschaft ließ den Öcher Jong nicht los und zur Saison 1973/1974 wurde er Stadionsprecher. Er ist es bis heute. Eine wohl noch außergewöhnlichere Tatsache. Der ehemalige Beamte, DJ, Gastronomieleiter im Spielcasino und Modekaufmann ist der älteste Stadionsprecher Deutschlands. Wie fühlt sich das an? „Gut.“ Punkt. Mit dem Alter hat der so jung wirkende Tausendsassa kein Problem. Er sei immer fit, begründet Robert Moonen das Engagement für seinen Verein. Nachdem er mit 70 Jahren sein bekanntes Modegeschäft aufgab, hat er noch mehr Zeit für den Nebenjob am Spielfeldrand. Den engen Draht zum sportlichen Geschehen liebt der Fußballfan sehr. In eine Sprecherkabine wie zu Beginn seiner Laufbahn würde ein Mann von seiner kompetenten Größe sowieso nicht mehr passen. Während die Alemannia durch Höhen und Tiefen gegangen ist, blieb ihr Stadionsprecher eine Konstante. Dabei sieht er sich noch nicht mal als neutralen Diplomaten, sondern als fairen und respektvollen Partner. 50 Jahre, das bedeutet rund 50 Trainer, 500 Spieler, 5-mal x Vorstände. Robert Moonen hat keinen vergessen, mit allen habe er Freud und Leid geteilt. Emotional ist für ihn der Rückblick auf die WernerFuchs-Ära: „Werner hat einen familiären Zusammenhalt vorgelebt, der war sensationell.“ Die Zweitligazeit, der Aufstieg in die Bundesliga, das Pokalendspiel in Berlin mit Moonen am Mikro und 75000 Zuschauern (davon 24000 Öcher) auf den Rängen – herausragend. So unvergesslich wie jedes Spiel am alten Tivoli. „Diese Atmosphäre kann man mit nichts vergleichen“, denkt er gern zurück. Noch lieber blickt er aber voraus. Auf das nächste Heimspiel (s. S. 43), auf das er sich wie stets rund 1,5 Stunden lang vorbereitet, auf die Zusammenarbeit mit dem neuen Trainer Heiner Backhaus. Den er wie alle Gäste, alle Spieler und Betreuer „Herzlich willkommen am Tivoli“ heißt. 90 Minuten lang ist er danach ein Entertainer, ein fairer Ansager. Fehler? Klar, gibt es. „Chemnitz habe ich als Cottbus begrüßt“, sagt er. „Fehlerfrei wäre langweilig“, findet er. Robert Moonen blickt mit Dankbarkeit auf seine Tätigkeiten dies- und jenseits des Stadions zurück. Sein Herz gehört seiner Alemannia, besonders aber seiner Lebenspartnerin Heike Otto, die seit 25 Jahren ehrenamtlich für die Musik im Stadion verantwortlich ist, sowie seiner Familie. 50 Jahre – und kein Gedanke ans Aufhören? „Solange mich die Fans haben wollen nicht.“ Bitte, bitte bleib noch Robert Moonen und danke, danke für fünf Jahrzehnte Stimmung im Stadion. cf Seit 1973 sind Sie Stadionsprecher. Was hat Sie daran gereizt? Es hat mir einfach Freude gemacht, das auszuüben, was ich gut kann. Drei Ereignisse aus 50 Jahren, die Sie nie vergessen werden… Natürlich den alten Tivoli mit allem Drumherum; leider den Tod von Werner Fuchs und dann sicherlich auch das Pokalendspiel in Berlin. Von Bundes- bis Regionalliga haben Sie alles mitgemacht, mussten Sie Ihren Stil als Sprecher den Spielklassen anpassen? Nein, ich bleibe authentisch – egal, um was es geht! Wie haben Sie den Umzug zum neuen Tivoli erlebt? Das waren zwiespältige Gefühle. Auf der einen Seite war da viel Wehmut, auf der anderen aber auch die Vorfreude auf alles Neue. Auf den Punkt gebracht: Was ist das Besondere an der Alemannia? Es ist einfach meine Heimat und mein Herzensverein. Wo sehen Sie die Schwarz-Gelben in fünf Jahren? Mindestens in der dritten Liga. Und stehen Sie dann noch immer am Stadionmikrofon? Das hoffe ich doch (lacht). Ich möchte noch lange weitermachen. VORGESTELLT Foto: Andreas Steindl FRAGEBOGEN Geburtsdatum: 27. 1. 1946 Geburtsort: Aachen Beruf: Rentner Hobby: Radfahren Robert Moonen Die Stimme des Tivolis Seit 50 Jahren ist der Stadionsprecher von Alemannia Aachen eine Konstante.

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