BAD AACHEN 05-2024

05/24 BAD AACHEN | 7 Immerhin hatte Julia eine recht weite Anreise, denn ihr Gatte war in Britannien stationiert. Badetourismus aus den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung in Stein geschlagen! „Alle Römer, die wir in unserer Gegend kennen, kennen wir durch Inschriften“, sagt Dr. Frank Pohle. „Die ersten Inschriften, die wir haben, sind Warenstempel und Besitzerinschriften. Der Römer Cassius beispielsweise ritzte seinen Namen profan ins Geschirr ein, um in seiner Männer-WG seinen Teller wiederfinden zu können.“ Heimweh nach Roma Manche Ausstellungsstücke dürften auch Anlass zum Schmunzeln geben. Dr. Frank Pohle: „Mein Liebling in der Ausstellung ist ein Grabstein aus Maastricht, auf dem draufsteht, was er gekostet hat.“ Auch Markierungen und Etiketten auf Lagergefäßen lassen auf Inhalt und Gewicht der Waren schließen. Aachen steuert etwa 30 bis 40 Inschriften bei. Stadtarchäologe Andreas Schaub erklärt: „Wir haben Inschriften mit offiziellem Charakter. So zeugt eine Bauinschrift vom Hof davon, dass Kaiser Trajan (98–117 n. Chr.) höchstpersönlich seine Schatulle öffnete, um ein Bauwerk in Aachen zu finanzieren. Kaiserliche Gunst also schon 700 Jahre vor Kaiser Karl dem Großen. Ferner berichten Weihesteine davon, dass der niedergermanische Statthalter in Aachen sogenannte Benefiziarier stationierte. Das waren Legions- soldaten, die Verwaltungsaufgaben übernahmen.“ „Es gibt aber noch ein anderes Feld. Das sind Ritzungen und Graffiti“, sagt Dr. Frank Pohle. In einen Wandverputz in der heutigen Krämerstraße hat jemand – vielleicht aus Heimweh – das Wort Roma geritzt. Auch helfen Stempel und Ritzungen, Handelswege zu rekonstruieren. Ein echtes Kuriosum der Ausstellung ist übrigens eine kleine Tafel aus Blei. Sie wurde unter einer Türschwelle gefunden und ist mit Verwünschungen und Flüchen beschriftet. Eindeutig ein Hinweis auf einen Nachbarschaftsstreit zu römischer Zeit… STADTHISTORIE DIE RÖMER IM CENTRE CHARLEMAGNE Die Ausstellung Wer schreibt, der bleibt! Als die Römer uns die Schrift brachten ist ab dem 25. Mai bis zum 1. September im Sonderausstellungsraum im Centre Charlemagne am Katschhof 1 zu sehen. Öffnungszeiten sind dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr. Führungen lassen sich per E-Mail an museumsdienst@mail.aachen.de buchen. Ein Ausstellungskatalog ist an der Museumskasse zu erwerben. www.centre-charlemagne.eu Krämerstraße II: Das Wort „Roma“ im Wandverputz. Foto: Andreas Schaub

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