BAD AACHEN 12/2025

16 | BAD AACHEN 12/25 SONDERVERÖFFENTLICHUNG Weltweit erstmalig: Im Suermondt-Ludwig-Museum ist jetzt Mittelalterliche Kunst in Bewegung zu entdecken. Mit der Ausstellung Praymobil. Mittelalterliche Kunst in Bewegung zeigt das Suermondt-Ludwig-Museum Aachen (SLM) erstmals weltweit eine umfassende Schau zu einem faszinierenden, bisher kaum erforschten Phänomen mittelalterlicher Kunst: bewegliche Skulpturen, die in Liturgie, religiösen Spielen und im Volksglauben als scheinbar lebendige Figuren eingesetzt wurden. Rund 80 außergewöhnliche Objekte aus acht Ländern machen sichtbar, wie mittelalterliche Künstler Bewegung, Mechanik und Glaubenserfahrung miteinander verbanden – und wie die Werke bis heute wirken. Was rollt, was schwenkt – und warum fließt Blut aus der Seite Christi? Gab es im Mittelalter tatsächlich schon RoboterLöwen? Die Ausstellung Praymobil zeigt Skulpturen, die Gläubige in Prozessionen, Andachten und religiösen Spielen in Staunen versetzten. Ob Christus auf einem fahrbaren Palmesel, ob ein Kruzifix mit beweglichen Armen oder ein Christkind, das geboren werden konnte – diese Werke erzeugten mit einfachen Mitteln verblüffende Illusionen von Lebendigkeit. Kuratiert wurde die Schau vom stellvertretenden Direktor und Sammlungsleiter des SLM, Michael Rief, unterstützt von Dr. Dagmar Preising und Maria Geuchen. „Uns war wichtig zu zeigen, dass diese beweglichen Figuren weit mehr waren als bloße Kuriositäten“, betont Rief. „Sie besaßen eine unmittelbare spirituelle, emotionale und performative Kraft, die Gläubige tief bewegte. Wir sind gespannt, wie sie heute auf ein modernes Publikum wirken.“ Auch die technischen Aspekte sind bemerkenswert: „Die Lösungen, die mittelalterliche Werkstätten für Bewegung fanden, sind oft erstaunlich raffiniert: Seilzüge und Scharniere funktionieren bis heute“, so Rief. Gleichzeitig enthüllt die Schau, dass nicht alle Wunder echt waren: Tränen oder Blut konnten inszeniert sein – mitunter ein einträgliches Geschäft. Praymobil rückt gezielt Objekte in den Mittelpunkt, die außerhalb höfischer oder kirchlicher Kunst entstanden und im religiösen Alltag der Bevölkerung beliebt waren. Museumsdirektor Till-Holger Borchert erklärt: „Der Titel spielt bewusst mit der Doppeldeutigkeit von Gebet pray und Bewegung mobil. Er soll neugierig machen und zeigt: Diese Figuren waren keine starren Bilder, sondern handelnde Akteure in einer religiösen Inszenierung.“ Die Ausstellung schlägt den Bogen vom Spätmittelalter über Fortsetzungen im 19. Jahrhundert bis hin zu lebendigen Traditionen der Gegenwart, etwa dem Streuengelchen-Brauch in Aachen, bei dem eine bewegliche Engelsfigur Süßigkeiten auf die Straße regnen lässt. „Auch heute suchen Menschen nach Momenten, in denen Dinge lebendig werden – ob in digitalen Welten, in immersiven Kunstinstallationen oder in religiösen Ritualen“, sagt Borchert. Und so richtet sich Praymobil an ein breites Publikum. Der alltagsnahe, sinnliche Zugang eröffnet neue Wege zur kulturellen Teilhabe – unabhängig von Alter, Herkunft, Religion oder Vorwissen. Jede und jeder findet einen spannenden Zugang zur Welt des Mittelalters. Begleitend zur Ausstellung findet ein vielfältiges Programm mit Führungen, Workshops, Vorträgen und Performances statt. Die Ausstellung Praymobil. Mittelalterliche Kunst in Bewegung ist vom 29. November 2025 bis zum 15. März 2026 im SuermondtLudwig-Museum, Wilhelmstraße 18, zu sehen. Öffnungszeiten für Praymobil: dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr (Einlass bis 16.30 Uhr). Mehr unter www.suermondt-ludwig-museum.de. Praymobil! Foto: Saturia Linke Fotos: Anne Gold

RkJQdWJsaXNoZXIy MTM5Mjg=