BAD AACHEN 12/2025

20 | BAD AACHEN 12/25 KULTUR Amore auf Umwegen Donizettis heitere Oper berauscht nicht nur mit ihrem Liebestrank, sondern auch mit innigen Melodien. Für BAD AACHEN sprach Sabine Rother mit dem Regisseur Joan Anton Rechi. Wenn Joan Anton Rechi, Jahrgang 1968, geboren im Fürstentum Andorra zwischen Frankreich und Spanien, eine Inszenierung übernimmt, geschieht das stets in einer Verbindung aus hintergründigem Humor und nachdenklichen Tönen. In Aachen ist er ein gern gesehener Gast – demnächst bei Gaetano Donizettis Opera buffa L’elisir d’amore (Der Liebestrank), die im Theater Aachen am Samstag, 6. Dezember, 19 Uhr, Premiere feiert. „Es ist bereits die siebte Produktion, die ich hier leite“, sagt Rechi gutgelaunt. Zuletzt hatte er den mörderischen Barbier Sweeney Todd aus der Londoner Fleet Street im Musical von Stephen Sondheim auf die Aachener Bühne geschickt. „Diesmal ist es weniger blutig, aber doch vielschichtig“. L’elisir d’amore ist für ihn – obwohl 1832 im Mailänder Teatro della Canobbiana uraufgeführt – eine bis heute reizvolle Geschichte, die Potenzial für Gegenwärtiges biete. „Das funktioniert mit dieser Vorlage, die klare Charaktere und menschliche Verhaltensweisen skizziert“, hat der Regisseur erkannt und einen Zeitraum gefunden, der ihn lockt: die 1950er/-60er-Jahre in Amerika, in denen eine kluge, reiche und selbstbestimmte Gutsbesitzerin namens Adina (Laia Vallés/Jelena Rakic) von Männern umschwärmt wird. „Eine für Donizettis Zeit ungewöhnliche Frau, die sich in ihren Arien sogar mit viel Witz selbst zeichnet“, lächelt Rechi und fügt hinzu: „kokett, selbstbewusst.“ Der schüchterne Nemorino (Angel Marcías) liebt Adina, hat aber keine Chance, weil er arm ist und gegen den Aufschneider Belcore (Jorge Ruvalcaba) nicht ankommt. Unerfüllte (Liebes-)Träume Mit dem Wunderdoktor Dulcamara (Sung Woo Hwang) rauscht eine Persönlichkeit auf die Bühne, die es in sich hat: Ein geschickter Betrüger, der blitzschnell mit psychologischem Scharfsinn erfasst, wo er ein gutes Geschäft einfädeln kann. Für ihn hat sich der Regisseur eine besondere Gestalt zum Vorbild gewählt: den US-Präsidenten Donald Trump. Und die blonde Perücke ist auch dabei, ein Outfit wie die allegorische Figur Uncle Sam. „Wie Dulcamara ist Trump ein Smoke-Seller, einer, der Rauch, also Illusionen verkauft, ein Magier, der den Leuten erzählt, er könne Träume erfüllen und sie

RkJQdWJsaXNoZXIy MTM5Mjg=