Enges Tal und weite Welt

204 ist er nicht mehr in den Akten über Hexenprozesse zu finden. Möden starb in Koblenz am 24. Februar 1663. Mit dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs ebbten die Hexenprozesse nahezu ganz ab und blieben fortan auf den Südrand des Erzstifts beschränkt. In der räumlichen Enge der hier vorherrschenden geschlossenen Straßendörfer neigte man, anders als in der niederrheinischen Ebene mit ihren verstreut gelegenen Einzelhöfen, offensichtlich leichter und länger dazu, die unmittelbaren Krisenerfahrungen dem Nachbarn anzulasten. Vornehmlich hier hatten sich innerhalb der Dorfgemeinschaft die Hexenausschüsse gebildet, die als die eigentlichen Akteure der Verfolgungen angesehen werden können. Ob ein Bewohner des Sahrbachtals jemals in einen dieser Prozesse gezogen worden ist, lässt sich aufgrund fehlender Überlieferung nicht sagen. Die Abgelegenheit und dünne Besiedlung des Tals sprechen eher dagegen. Nachrichten über die Hexenverfolgung müssen aber auch das entlegene Tal und seine Bewohner über deren auswärtige Kontakte erreicht haben. Münstereifel suchten die Bauern regelmäßig bei der Übergabe der grundherrlichen Abgaben und als Sitz ihres Hof- und Niedergerichts auf. Ahrweiler und Rheinbach waren zentrale, regelmäßig aufgesuchte Marktorte. Und schließlich war Altenahr Sitz des auch für Kirchsahr und Burgsahr zuständigen Hohen Gerichts. Die öffentlichen Sitzungen des Gerichts konnten auch die Bauern miterleben, wenn sie nicht als Gerichtsschöffen selbst an der Urteilsfindung beteiligt waren. Für die Jahr 1629 und 1649 wird hier von Prozessen berichtet. Sehr nah war die Hexenverfolgung dem Sahrbachtal schon zu Beginn der großen kurkölnischen Prozesswelle gekommen. Als 1626 im nicht weit entfernten Amt Hardt und wenige Monate später im Amt Nürburg die ersten Scheiterhaufen brannten, ließen die Grafen von Blankenheim nach ersten Verfolgungen in den Jahren 1597 und 1614 auch in ihren Territorien die Hexenprozesse wiederaufleben. Zum Blankenheimer Herrschaftsgebiet gehörte das am Ausgang des Sahrbachtals gelegene Houverath. Hier beschuldigte man 1627 acht Frauen, unter ihnen die Frau des Schultheißen. Innerhalb von zwölf Wochen wurden sie abgeurteilt und hingerichtet. 1633 kehrte die Hexenverfolgung noch einmal nach Houverath zurück. Diesmal traf sie einen Mann. Die Heftigkeit, mit der Houverath schon früh getroffen wurde, lässt einen Zusammenhang mit der 1610 niedergeschlagenen, aber noch bis 1616 in Teilen der Bevölkerung befürworteten Reformationsbewegung vermuten. Ein eindeutiger Beweis ist allerdings noch nicht erbracht. Eine letzte Serie von Hexenprozessen erlebte die kurkölnische Eifel Mitte 1649 vor dem Gericht des Amts Altenahr. 17 Frauen aus Altenahr (1), Altenburg (2), Brück (4), Denn (1), Kesseling (1), Kreuzberg (3), Pützfeld (4), und Reimerzhoven (1) wurden in deren Verlauf der Hexerei für schuldig befunden und hingerichtet. Aus Altenahr stammte Christine Laurenz. Sie wurde seit dem 12. Juni 1649 auf Burg Are unter Leitung Johann Mödens verhört.373 Unter der Folter gestand sie vier Tage später, gemeinsam mit den Beschuldigten aus Kreuzberg, Altenahr und Altenburg im Sommer des Vorjahres „…ein Donnerwetter ... uf der Sahr ... helfen machen…“, um Schaden an

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