Jahresbericht 2014

6 Jahresbericht 2014 I. Vermögensbildung und Bausparen 1. Bausparen im Nullzinsumfeld Die Europäische Zentralbank (EZB) hat mit ihrer Geldpolitik und dem Ankaufprogramm von Staatsanleihen Wege ein- geschlagen, die hohe Risiken für die Stabilität des Finanz- systems und der Finanzinstitutionen in Deutschland bedeu- ten. Insbesondere einlagenbasierte Kreditinstitute wie Bau- sparkassen aber auch Sparkassen und Genossenschaftsban- ken stehen vor großen Herausforderungen, wenn die gegenwärtige geldpolitische Sondersituation für viele Jahre anhalten wird. Die EZB hat mit ihren umstrittenen Maßnah- men die Kapitalmarktzinsen auf ein extrem niedriges Niveau nahe der Nulllinie gedrückt. Welche langfristigen Auswirkungen dies für die Wirtschaft und insgesamt für die Spar- und Finanzierungskultur in Deutschland haben wird, lässt sich noch nicht beantworten. Während die Finanzkrise mit ihren bisherigen Ausprägun- gen (die Sub-Prime-Krise in den USA, das Ausdörren interna- tionaler Geldströme oder die Staatsschuldenkrise in Grie- chenland) den Bausparkassen und ihren 25 Millionen Kun- den in Deutschland nichts anhaben konnte, bekommen jetzt die Sparer ebenso wie die Bausparkassen erste Folgen der EZB-Politik zu spüren. Dabei gehört Bausparen weltweit zu den stabilsten Finanzprodukten. Schließlich beruht es auf dem Kollektivgedanken und ist Selbsthilfe im besten Sinne. Das Prinzip des Bausparens besteht darin, dass zunächst gespart wird und damit Eigenkapital für eine soli- de Eigenheimfinanzierung aufgebaut wird. Dann gibt es ein günstiges Bauspardarlehen mit festen Zinsen bis zur letzten Rate. Beide Seiten gehören untrennbar zusammen: Diejeni- gen, die mit ihren Sparbeiträgen ins Bausparkollektiv ein- zahlen und diejenigen, die aus diesen Mitteln ein Darlehen erhalten. Zusammen bilden sie die Gemeinschaft der Bau- sparer (im Sinne einer Solidargemeinschaft wie bei einer Versicherung). Bausparen steht insgesamt für einen gesunden Eigenkapi- talanteil und langfristige Zinssicherung bei der Immobilien- finanzierung. Darüber hinaus trägt es neben anderen, an Sicherheit ausgerichteten Standards in der Wohnungsbau- finanzierung (z. B. die Orientierung am Beleihungswert statt am Marktwert, langfristige Zinsbindung) dazu bei, dass Immobilienfinanzierungen in Deutschland ein viel geringeres Ausfallrisiko haben als in vielen anderen Län- dern, die vom Platzen von Immobilienpreisblasen (z. B. Spa- nien, USA) erschüttert wurden. Dieses grundsolide und Krisen vorbeugende System des Bausparens wird von der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank stark belastet. Denn die Bausparkassen müs- sen Spargelder, die sie nicht als Darlehen vergeben, nach 7. November 2013 Die EZB senkt den Leitzins von 0,5 % auf 0,25 % 2013 2014 2015 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz Apr 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 4. September 2014 Die EZB überrascht viele Experten. Der Leitzins beträgt von nun an nur noch 0,05 % 5. Juni 2014 Der Leitzins erreicht einen neuen Tiefstand. Er liegt jetzt bei 0,15 % 22. Januar 2015 Mario Draghi kündigt Anleiheverkäufe im großen Stil an: Die EZB will ab März 2015 monatlich für 60 Mrd. Euro Staatsanleihen und andereWertpapiere aufkaufen Entwicklung der Renditen von Bundesanleihen Bundesanleihen mit 10-Jähriger Laufzeit Quelle: Deutsche Bundesbank

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