Jahresbericht 2015

5 Vorwort Vorwort Die Nachfrage nach Bausparen ist ungebrochen: Über eine Million neue LBS-Verträge mit einer Bausparsumme von 36 Milliarden Euro sind im vergangenen Jahr bei den Landesbau- sparkassen abgeschlossen worden. Dies zeigt, dass die Men- schenweiterhin gezielt für den Bau oder Kauf von eigenen vier Wänden sparen. Und es unterstreicht, dass das extrem niedri- ge Kapitalmarktzinsniveau nicht für einen Normalzustand gehalten wird. Vielmehr wird gerade jetzt die Vorteilhaftigkeit des Bausparens gesehen, nämlich die Absicherung vor stei- genden Zinsen. Dies kommt auch beimwachsenden Geschäft mit Vorfinanzierungskrediten zum Ausdruck: Mit einer Kom- bination aus Bausparvertrag und „Vorausdarlehen“ lässt sich Zinssicherheit über einen Zeitraum von 25 Jahren und mehr darstellen. Die Kombiprodukte der Landesbausparkassen, so das Urteil von Finanztest, „können mit Top-Angeboten von Banken und Vermittlern mithalten.“ Für die Aufrechterhaltung eines stabilenWohnungsbaufinan- zierungssystems in Deutschland ist es ganz entscheidend, dass die Bereitschaft zum Sparen erhalten bleibt. Denn die ungewöhnliche Zinssituation ändert nichts an der Tatsache, dass für die allermeisten Haushalte der Aufbau von Eigenkapi- tal Voraussetzung ist, um sich den Wunsch von den eigenen vier Wänden verwirklichen zu können. Gleich zwei Effekte führen dazu, dass künftig den Eigenmitteln im Rahmen einer Finanzierung eine noch höhere Bedeutung zukommt. Zum einen steigen vielerorts die Immobilienpreise, zum anderen trägt eine strengere Bankenregulierung dazu bei, dass bei der Kreditvergabe mit verstärkter Vorsicht agiert werden muss. Die Erfahrungen aus der Finanzkrise, ausgelöst durch kreditfi- nanzierte Immobilienpreisblasen, prägen den Instrumenten- kasten der Aufsichtsbehörden. Zu nennen ist dabei nicht nur die Anfang des Jahres umgesetzte Wohnimmobilienkredit- richtlinie, die nach ersten Erkenntnissen „Bremsspuren“ bei der Kreditvergabe hinterlassen wird, sondern auch die geplan- te Einführung sogenannte makroprudenzieller Instrumente, mit denen dem Entstehen möglicher Preisblasen entgegenge- wirkt werden soll. Dass die Verantwortlichen in Politik und Aufsicht Risiken für den Verbraucher bzw. für die Finanzstabi- lität insgesamt minimieren möchten und sich dabei auch für ungünstige Szenarien wappnen wollen, ist verständlich. Aller- dings darf es auch nicht dazu kommen, dass geeignete poten- tielle Wohneigentumserwerber dadurch von der Kreditverga- be ausgeschlossen werden. Dies wäre schon deshalb schädlich, weil Deutschland bei der Wohneigentumsbildung nach wie vor Schlusslicht in Europa ist. Trotz der seit Jahren günstigen Finanzierungsbedingungen stagniert die Wohneigentumsquote seit gut 10 Jahren bei 43 Prozent. Empirische Untersuchungen belegen aber gerade, dass der Erwerb eigener vier Wände der Schlüssel für einen erfolgreichen Vermögensaufbau und damit eine sichere Altersvorsorge ist. Eine Erhöhung der Wohneigentumsquote ist jedoch kein Selbstläufer. Weder niedrige Zinsen noch die inzwischen angesprungene Neubautätigkeit bieten eine Gewähr dafür, dass sich Deutschland zur „Eigentümer-Repub- lik“ entwickelt. Denn der Wohnungsmarkt wird derzeit, bedingt durch das niedrige Zinsniveau und fehlende Anlageal- ternativen, dominiert von Kapitalanlegern aus dem In- und Ausland. Die daraus resultierenden steigenden Kauf- und Mietpreise erschweren tendenziell den Einstieg ins Wohnei- gentum. Es ist deshalb richtig, wenn in der Fachwelt und in der Politik jetzt vermehrt darüber nachgedacht wird, wie potenti- elle Selbstnutzer unterstützt werden können. Bausparen ist für viele Menschen unverändert der Einstieg zum späteren Wohneigentumserwerb. Deshalb ist es auch wichtig, dass der Staat mit der Wohnungsbauprämie einen gezielten Anreiz setzt, möglichst frühzeitig mit dem Aufbau von Eigenkapital zu beginnen. Und erst recht ist es wichtig, dass kein Fragezeichen an der Altersvorsorgeförderung durch Wohn-Riester gemacht wird. Im Gegenteil: Noch mehr Men- schen zummietfreienWohnen in den eigenen vierWänden zu verhelfen, lautet das Gebot der Stunde. Die Landesbauspar- kassen mit ihren 8,5 Millionen Kunden werden dieses Ziel nach Kräften unterstützen. Dr. Franz Wirnhier Axel Guthmann Vorsitzender Verbandsdirektor

RkJQdWJsaXNoZXIy MTM5Mjg=