BAD AACHEN 10-2019

4 | B AD A ACHEN 10/19 STADTHISTORIE So war es einmal in Oche Von Sabine Mathieu D as Couven Museum ist Aachens gute Stube . Die 20 Räume, Flure und Durch- gänge lassen den Besucher ahnen, wie wohlhabende Öcher anno dazumal wohnten. Reiche Handwerker, Zunftmeis- ter, Händler und Bildungs- bürger, die über Jahrhunderte die Geschicke ihrer Stadt lenk- ten. Sie verstanden es durch- aus, ihrem bürgerlichen Stand entsprechend fein zu leben. Doch das Couven ist mehr als ein Museum. Ein Mal im Monat darf im Festsaal geheiratet werden, das Chapelle Quartett gibt Kammerkon- zerte im Öcher Wohnzimmer , und in der Vergangenheit haben hier die Karlspreisträger am Vorabend der Verleihung vornehm gespeist. „Sein Baugrund gehört zum Bezirk der alten Karolingerpfalz“, beginnt Ernst Günther Grimme noch 1986 seinen Museumsführer. Sicher ist, dass an dieser Stelle 1333 die Stadtwaage stand. Während des großen Brandes 1656 wird sie Opfer der Flammen. Sechs Jahre später baut der Apotheker Adam Coebergh hier ein Wohnhaus. Er wird von der Stadt mit 8000 Ziegelsteinen unterstützt. Im Coebergh- schen Stockhaus am Hühnermarkt entsteht die Adler-Apotheke. Stückchen Schoki auf Rezept Diese übernimmt 1781 der in Köln geborene Andreas Monheim. Er wird in Aachen schnell heimisch, heiratet in die Öcher Hautevolee ein und wird schließlich sogar Bürgermeister. Auch sein Sohn Johann Peter Josef Monheim engagiert sich politisch sowie sozial und ist der erste Öcher, der das Aachener Thermalwasser einer chemischen Analyse unterzieht. Nach ihm ist die Monheimsallee benannt. Sein jüngster Sohn Leonard Monheim stellt schließlich mit einem italienischen Chocolatier in der elterlichen Apotheke eine ganz besondere Medizin her. Sie gilt als Aphrodisiakum, probates Mittel gegen Magen- und Darmbeschwerden und Nervosität. Es ist die erste Tafelschokolade Deutschlands, die die Öcher als rezeptpflich- tiges Medikament kaufen können. 1857 gründet Familie Monheim die Firma Trumpf. Da war die Rezeptpflicht längst aufgehoben. Ab 1786 ließ Andreas Monheim das Coeberghsche Haus zu einem Stadthaus im Stil des Rokoko umbauen. Jakob Couven über- nimmt den Auftrag. Er hat mit seinem (verstorbenen) Vater Johann Josef Couven zusammengearbeitet. Das Couven Museum ist eins der wenigen noch existierenden Privathäuser dieser beiden Architekten. Doch wie wurde es ein Museum? Bereits 1929 hatte die Stadt im ehemaligen Haus Fey am Seilgraben ein Couven-Museum einge- richtet. Dort präsentierte sie eine Sammlung von Bildern und Möbel- stücken im Aachen-Lütticher Barockstil. Dieser geht maßgeblich auf Blickfang am Hühnermarkt: Das Couven Museum ist als repräsentatives Stadthaus und Apotheke nun wieder zugänglich. Fotos: medien.aachen.de/ P. Hinschläger (2)/A. Herrmann (2) Aachens gute Stube, das Couven Museum, hat sich einer Frischzellenkur unterzogen. Im neuen Glanz eröffnet es am 13. Oktober wieder – und hat bis dahin so manches Geheimnis preisgegeben…

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