BAD AACHEN 02-2020

30 | B AD A ACHEN 02/20 KULTUR 95 Jahre: Egidius Braun Auf ihn ist Aachen stolz: Neun Jahre lang war er DFB-Präsident, seit 2001 ist er Ehrenpräsident des Deutschen Fußballbundes. Und nach wie vor ist ihm die Unterstützung der Jugend ein Herzensanliegen. Von Bernd Mathieu D er Präsident aus Aachen war ganz oben und hat nie die Basis unten vernachlässigt – ob bei Jugendturnieren, am Würselener Tor am alten Tivoli, bei zahlreichen Jubiläen und Turnieren von Kreisliga- und Bezirksligavereinen oder über viele Jahre sonntags an der Orgel der Walheimer Klosterkirche. Dennoch hat Egidius Braun sich nie auf den guten Menschen aus Breinig reduzieren lassen. Bei ihm wusste und weiß man stets, woran man ist. Das zeichnet ihn aus, auch das. Am Donnerstag, 27. Februar, feiert er zu Hause in Aachen seinen 95. Geburts- tag. Er fühlt sich – erst recht dem stolzen Alter entsprechend – wohl, macht noch kleine Spaziergänge und hört vor allem Musik, Musik, Musik. Den Geburtstag will er, so formu- liert er es, „in aller Ruhe“ privat feiern. Deshalb hat er den Deutschen Fußball- bund (DFB) gebeten, auf alle offiziellen Gratulationen zu verzichten. Einiges war da geplant – für den Ehrenpräsidenten. Neun Jahre, von 1992 bis 2001, war er DFB-Präsident, ein indivi- dueller und unkonventioneller Spitzenfunktionär. Niemals gab es bei Braun eine Politik der fuchtelnden Hand, sondern stets klare Entscheidungen, die ihm das Etikett autoritär einbrachten. Gegen latente Oberflächlichkeit setzte er gezielt Instinkt, Strategie, Rhetorik und natürlich Macht. Für einen Verband mit über sechs Millionen Mitgliedern kann das nicht ganz falsch gewesen sein. Auf der einen Seite ein Manager mit hoher Verantwortung und 20 Mark Tagesspesen, auf der anderen Seite ein Sportfunktionär, der in seiner Antrittsrede als DFB-Präsident den legendären Satz sprach: „Fußball ist mehr als 1:0.“ Für den Slogan wurde er zunächst belächelt. Altmodisch. Da hatte er schon etliche Jahre Erfahrungen mit der von ihm bei der WM 1986 initiierten Mexiko-Hilfe und Vereinen wie seinem Heimatclub SV Breinig. Das soziale und gesellschaftspolitische Engagement wurde im DFB die dritte Säule neben Profifußball und Amateurbereich. Das Schöne am Fußball ist für Braun vor allem die Fürsorge für die Jugend. Das weit darüber hinausgehende Bemühen, sich für Kinder in aller Welt einzusetzen, auch gemeinsam mit dem Kindermissionswerk, gehört zu den Merk- malen der Egidius-Braun-Stiftung . Schöne Erfahrungen, die über den Fußballplatz hinaus- reichen und doch mit diesem Sport zu tun haben. Aber es gibt auch die matte Kehrseite der glänzenden Medaille. Für Egidius Braun ist das eindeutig die Gewalt rund um den Fußball. Er ist auch nach seiner Präsidentschaft fast trotzig weiter eigene Wege gegangen. Die Mexiko-Hilfe ist ihm nach wie vor uneingeschränktes Herzensanliegen. Das gilt auch für die kleinen Vereine, die ehrenamtlichen Betreuer, Vereinsvorstände, Trainer. Als junger Mann wollte er Philosophie studieren, hat viele Jahre später tatsächlich einige Semester nachgeholt: „Was habe ich dabei gelernt? Das größte Glück des Menschen ist die Fähigkeit zur Ein- sicht, nicht nur zuzuhören, wenn einer eine andere Meinung hat, sondern bereit zu sein, die Argumente des anderen, wenn sie besser sind, anzuerkennen.“ Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! AMOSMMARGORP REKANTTEK WOHSESSORG BÖMNHOW·NEHCÜK EHCÜKTNEVEDNU- SERIOSSECCANHOW·LE 4914294+nofeleT eßartSrednomreoR ed.farllaw.www.444323 grebsneruaL-nehcaA27025.823 ZUR PERSON Egidius Braun wurde am 27. Februar 1925 in Stolberg-Breinig geboren. Die Fußballbegeisterung hat er von seinem Vater, der fast 40 Jahre lang Vorsitzender des SV Breinig war. Er besuchte das Gymnasium der Stadt Alsdorf und bestand dort 1943 das Abitur. Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangen- schaft arbeitete er bei einer Export- und Importfirma für Agrar- produkte in Aachen. 1947 gründete er seinen eigenen Betrieb. Als Jugendfußballer trat er 1938 dem SV Breinig bei. Von 1960 bis 1968 war er Schiedsrichter in der Bezirksklasse. Nach verschiedenen Tätigkeiten im Fußball wurde er 1977 DFB- Schatzmeister, 1982 UEFA-Vizepräsident, 1992 DFB-Präsident, einstimmig wiedergewählt 1995 und 1998, 2001 DFB-Ehren- präsident. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne. Echte Freunde: Egidius Braun mit Uwe Seeler. Foto: Bernd Mathieu

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